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#Warum ist Merkel an Putin gescheitert?

„Warum ist Merkel an Putin gescheitert?“

Alle hörten zu, als Angela Merkel kürzlich ihr Schweigen brach. Sie saß auf der Bühne eines Berliner Theaters und sprach über Russland, Putin und den Krieg. Nach anderthalb Stunden war es vorbei. Doch die wichtigste Frage blieb offen: Wie konnte ausgerechnet sie an Putins Russland scheitern, die Kanzlerin, die Putin so genau kennt wie kaum jemand und die Russland so gut versteht?

Livia Gerster

Redakteurin in der Politik der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Merkel beschrieb das auf der Bühne wie einen Unfall, in den auch die Vorsichtigsten verwickelt werden können, wenn Rowdies alle Regeln missachten. Das klang so, als wäre plötzlich etwas ganz anders als vorher. Doch es ist bloß die Fortsetzung. Wo hat Merkel sich verschätzt und warum?

Als Angela Merkel 2005 Bundeskanzlerin wurde, fielen zwei Dinge an ihr besonders auf: Sie war eine Frau, und sie war in der DDR aufgewachsen. Das mit der Frau war klar, Frauen kannte jeder. Das mit der DDR war weniger klar, jedenfalls für die im Westen. Manche westdeutschen Männer lästerten über beides, zum Beispiel in der CSU. Da tauften sie Merkel „Zonenwachtel“. Andere Männer begannen, für Merkel zu arbeiten, im Kanzleramt, in ihrem Team.

Und auch wenn manche von ihnen heute Kritik üben an ihrer früheren Chefin, sind sie sich einig darin, dass Merkel etwas hat, das ihnen fehlt und allen Regierungschefs der westlichen Welt ebenso: Ostblockkompetenz. Merkel wusste nicht bloß viel, sondern sie hatte es selbst erlebt. Das war etwas wert.

In der Schule hatte Merkel, genannt „Kasi“ nach ihrem Mädchennamen Kasner, Russischunterricht. So wie alle Kinder in der DDR. Aber sie war fleißiger, neugieriger, begabter als ihre Mitschüler. Nach dem Unterricht ging sie manchmal in den Wald, da waren russische Soldaten stationiert. Mit denen sollte man eigentlich nicht reden. Angela Kasner tat es trotzdem, sie wollte ihr Russisch auch mal anwenden. Sie hatte super Noten, einmal durfte sie darum sogar mit dem „Zug der Freundschaft“ zur Russischolympiade nach Moskau fahren. Sie las die russische Literatur, Tolstoi und Dostojewski, und sie hörte die großen russischen Komponisten, später auch mit ihrem Mann, der ein großer Musikliebhaber ist.

Als junge Frau reiste sie immer wieder in die Sowjetunion, mal auf eigene Faust mit dem Rucksack, mal zu Treffen mit anderen Naturwissenschaftlern. Sie sah das Riesenreich aus der Froschperspektive, stand im Supermarkt an der Kasse an, war zu Gast in kleinen Wohnungen, wusste, wie Igor Normalverbraucher redete, wenn er sich halbwegs sicher fühlte, was nicht oft vorkam. Der sowjetische Staat säte Misstrauen, um Macht zu ernten.

Verständnis für das Gebrochene der Sowjetmenschen

Diese Zeit prägte Merkel. Später erzählte sie noch oft davon, zum Beispiel, dass Polen immer die „fröhlichste Baracke“ im sozialistischen Lager gewesen sei. So unfrei Merkel unter sowjetischem Einfluss gewesen war, so nah hatte sie sich doch den Menschen und der Kultur gefühlt. Einer ihrer Weggefährten sagt, sie habe das Gebrochene der Sowjetmenschen verstanden, „vielleicht, weil sie es selbst auch ein bisschen hatte“. Also das Gefühl, jederzeit unter die Räder kommen zu können. Merkel habe immer fasziniert, wie freimütig und selbstbewusst die Westdeutschen auftraten. Erst ganz am Ende ihrer Kanzlerschaft, am 3. Oktober des vergangenen Jahres, kritisierte sie öffentlich, wie Westdeutsche die Biographien Ostdeutscher oft noch gering schätzten.

So wie Merkel den Osten kannte, studierte Putin den Westen. Allerdings aus anderen Gründen. Er arbeitete für den KGB in Dresden und polierte sein exzellentes Deutsch. Zum ersten Mal trafen Merkel und Putin im Jahr 2000 in Berlin aufeinander, da war Putin frisch zum Präsidenten gewählt und Merkel immerhin schon CDU-Chefin.

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