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#Warum sich die MV Werften in einer Krise befinden

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Warum sich die MV Werften in einer Krise befinden

Vor fünf Jahren ging ein Aufatmen durch Mecklenburg-Vorpommern. Damals kaufte der asiatische Tourismus- und Kasinokonzern Genting die Werften in Wismar, Warnemünde und Stralsund vom russischen Eigner Witali Jussufow und sicherte damit den Fortbestand der Betriebe. Als MV Werften, zu denen außerdem ein Standort in Bremerhaven gehörte, sollten sie fortan Kreuzfahrtschiffe für die eigenen Reedereien von Genting bauen, die in der damaligen Hochkonjunktur des Urlaubs auf See händeringend nach Möglichkeiten suchten, um ihre Flotten zu erweitern. Die Hoffnungen waren groß, aber hausgemachte Schwierigkeiten und Corona haben die Schiffbaubetriebe mit rund 2900 Mitarbeitern jetzt abermals an den Rand des Kollapses gebracht. „Wir brauchen eine Perspektive, um die Standorte zu erhalten und einen Kahlschlag für die Beschäftigten zu verhindern“, warnt der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich.

Christian Müßgens

Im Oktober hatten die MV Werften schon einen Überbrückungskredit aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) des Bundes über 193 Millionen Euro bekommen, einen Vorschuss aus einem beantragten Paket über knapp 400 Millionen Euro, über dessen weitere Auszahlungen zurzeit noch verhandelt wird. Außerdem wurden zum Jahreswechsel 53 Millionen Euro auf einem Projektkonto freigegeben, über das Land und Bund als Bürgen mitentscheiden mussten. Mit den Mitteln kann MV Werften die Kreuzfahrtschiffe Crystal Endeavor und Global One weiterbauen, aber weitere Aufträge sind nicht in Sicht. Daher droht Mecklenburg-Vorpommern abermals eine schwere Werftenkrise. Als wahrscheinlich gilt, dass die Gruppe liquidiert wird und für die Standorte neue Eigner gesucht werden. Aber auch eine Insolvenz ist trotz aller Finanzhilfen nicht ausgeschlossen.

230 Millionen Euro im Feuer

Die Ursprünge der Ostseewerften reichen weit ins vergangene Jahrhundert zurück. In der DDR bauten sie Fischerei- und Handelsschiffe, aber auch Militärschiffe für die Volksarmee und die Sowjetunion. Nach der Wende durchlebten sie eine schwere Zeit mit vielen Eigentümerwechseln, die sie schließlich in die Hand von Genting brachten. Die Asiaten hielten zunächst ihre Zusagen ein und investierten fast 2,4 Milliarden Euro. Von 2019 an machten aber Gerüchte über Schwierigkeiten in Bauprojekten die Runde, die wohl auch damit zu tun hatten, das Kreuzfahrtschiffe für die Konstrukteure an der Ostsee ein ganz neues Segment waren. Corona brachte den Betrieb dann zwischenzeitlich zum Erliegen und stürzte auch Genting mit seinen Reedereien und Kasinos rund um die Welt ins Chaos. Bis heute fehlten Gutachten zur Stabilität der asiatischen Gruppe, heißt es an der Küste. „Niemand weiß, wie es Genting wirklich geht, das macht alles kompliziert“, sagt ein Beteiligter. Die Planung für sechs mittelgroße Kreuzfahrtschiffe der Universal-Klasse hat Genting schon gestoppt, weshalb den Werften jetzt ein Zukunftskonzept fehlt.

Derzeit laufen in Stralsund die Arbeiten an der Crystal Endeavor, einem kleineren Expeditionsschiff. Sie soll noch in diesem Jahr fertig werden und dient dem WSF für seinen im Oktober gewährten Vorschuss als Sicherheit. Die Global One, konzipiert als bislang größtes Kreuzfahrtschiff der Erde, wird in Wismar gebaut. Für ihre Finanzierung ist das Land Mecklenburg-Vorpommern trotz aller Verluste durch Schiffbau-Bürgschaften in früheren Jahren als Garantiegeber eingetreten, auch mit dem Ziel, Arbeitsplätze in der strukturschwachen Region zu halten. Im Fall einer Insolvenz drohten dem Land nun Verluste von 230 Millionen Euro, rechnete das Wirtschaftsministerium in Schwerin kürzlich in einer Vorlage an den Landtag vor. In diesem Umfang seien Finanzierungen für den Bau der Global One schon durch Landesgarantien abgedeckt.

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