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#Was der Welt von dieser Reise bleibt

„Was der Welt von dieser Reise bleibt“

Herr Rabenstein, Ihre mehrwöchige Antarktis-Expedition endete mit dem sensationellen Fund des Wracks von Ernest Shackletons Endurance in drei Kilometer Tiefe. Was bleibt der Welt jetzt von dieser Reise?

Unsere Forschung während der Fahrt lieferte einzigartige Datensätze. Jede Schneeprobe und jeder Eiskern aus dieser entlegenen Gegend sind wichtig, um unser Verständnis über die Polargebiete zu erweitern. Ingenieure sammelten außerdem mit ihren Drucksensoren am Schiff einmalige Daten über mechanische Eigenschaften zur Schiffsperformance. Ein Verständnis dieser Eigenschaften soll künftig automatische Routenempfehlungen durchs Eis ermöglichen. Der Wrackfund hingegen beendet eine hundert Jahre lange Suche und erzählt gleichzeitig eine mitreißende Geschichte weiter, die Kindern und Erwachsenen die Polargebiete näherbringt. Darin inspiriert Shackletons Persönlichkeit, an der sich zeigt: Man kann mit seinen eigentlichen Zielen scheitern – schließlich erreichte er nie den Südpol –, aber trotzdem anderer Verdienste gewürdigt werden. Shackleton wird gefeiert, weil er sich viel traute, es dabei aber nie so weit trieb, dass jemand umgekommen wäre – zu der Zeit keine Selbstverständlichkeit bei Polarexpeditionen. So kann Shackleton auch als Vorbild für Gründer wie in unserer Firma dienen – das wurde mir aber erst kürzlich an seinem Grab bewusst.

Welchen Erfolg konnten Sie auf der Expedition mit Ihrem Eismonitoring-Team Drift+Noise verbuchen?

Wir haben unseren Beitrag dazu geleistet, die Agulhas II sicher durchs Eis zu bringen – sogar im Dunkeln und bei Schneefall. Es gibt keinen Ruhm in der Prävention, aber wir sind stolz darauf, dass wir die sogenannte Taktische Navigation im Eis neu definieren konnten. Auch dank meiner Kollegen beim DLR hier an Bord ermöglichten wir der Brückencrew, ein Satellitenbild wie eine Straßenkarte durchs Eis zu benutzen. Mit diesen Navigationsmöglichkeiten wäre Shackleton damals nicht weiter in das südliche Weddellmeer gefahren, wo er letztendlich stecken geblieben ist.

Die Wracksuche war das Hauptziel der vom Falklands Maritime Heritage Trust finanzierten Expedition. Wurden Sie unruhig, als das Wrack auch nach fast drei Wochen im Untersuchungsgebiet nicht geortet war?

Viel hätte schiefgehen können, wenn der Winter früher eingebrochen wäre. Als Anfang März 80 Prozent des Gebietes abgesucht waren, stieg die Nervosität, ob der Rest in der verbleibenden Zeit zu schaffen sein würde und ob das Wrack überhaupt im Untersuchungsgebiet liegt. Die Erleichterung war daher groß, als der Unterwasserroboter (AUV) die Endurance schließlich am 5. März doch noch entdeckte.

Geophysiker: Lasse Rabenstein war leitender Wissenschaftler der Endurance22 und ist Mitgründer des Start-Ups Drift+Noise.


Geophysiker: Lasse Rabenstein war leitender Wissenschaftler der Endurance22 und ist Mitgründer des Start-Ups Drift+Noise.
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Bild: L. Rabenstein

Wie erlebten Sie den Fund, der auf den Tag genau hundert Jahre nach Shackletons Beisetzung am 5. März 1922 auf der südatlantischen Insel Südgeorgien gelang. Schicksal?

Ich erfuhr vom Fund um 20 Uhr im Auditorium. Explorationsdirektor Mensun Bound und Expeditionsleiter John Shears traten vor das versammelte Team und verkündeten ergriffen mit glasigen Augen, dass das AUV-Team die Endurance am Nachmittag gefunden habe und nun damit beschäftigt sei, hochauflösende Filmaufnahmen zu machen. Mensun rief: „Wir können Shackletons Atem im Nacken spüren!“, und wir klatschten und jubelten. Ein bewegender Moment. Ich halte den speziellen Tag aber schlicht für Zufall, auch wenn einige meinen, dass das doch keiner sein könne.

Sie haben auf der Rückfahrt nach Kapstadt einige Stunden halt auf Südgeorgien gemacht und sich beim Landgang um Shackletons Grab versammelt. Wozu?

Für eine letzte Aufwartung und einen schönen, runden Abschluss der Expedition mit drei würdevollen Grabreden: Der südafrikanische Kapitän Knowledge Bengu sprach davon, dass wir nun dem „Boss“, wie Shackletons Crew ihn zu nennen pflegte, sein Schiff zurückgebracht hätten. Mensun Bound hob Shackletons Persönlichkeit hervor, und John Shears erinnerte angesichts des in der Ukraine tobenden Krieges daran, dass sich Geschichte manchmal wiederhole – auch die Endurance-Crew kehrte 1916 während eines Krieges in Europa heim, der alle erschütterte. Das ging mir unter die Haut. Ich kann es kaum erwarten, nach diesen sechs aufregenden Wochen endlich zu meiner Familie heimzukehren.

Die Fragen stellte Tamara Worzewski.

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