Nachrichten

#Die Wärmepumpenlobby versteht die Welt nicht mehr

Stefan Gräser steht auf einer Wiese in Marburg an der Lahn und deutet auf einen dunkelgrauen Kasten, 2,30 Meter hoch, 1,90 Meter breit, 1 Meter tief. „Die Vögel sind lauter als die Wärmepumpe, das ist immer sehr beruhigend“, sagt er. Die Lahn ist nur einen Steinwurf entfernt, gleich hinter der Wiese und dem Deich, dahinter rauschen Autos gut hörbar die B 3 entlang. Es ist Mitte Juni, 25 Grad, blauer Himmel. Heute wird die Wärmepumpe nicht gebraucht, doch auch im Winter, wenn das Gerät läuft, werde es „gar nicht mehr wahrgenommen“, sagt Gräser.

Hier an der „Steinmühle“, einem privaten Gymnasium mit Internat im Süden der Stadt Marburg, können sie die Aufregung der vergangenen Monate, in denen die Wärmepumpe geradezu zum Symbol eines neuen Kulturkampfes geworden ist, nicht verstehen. Schon vor fünf Jahren hat Gräser eine Luft-Wasser-Wärmepumpe in­stal­liert, Ukrainekrieg und Energiekrise waren da noch weit weg. Die Steinmühle brauchte ein neues Gebäude für die Mittelstufe, und auf der Suche nach einer Heizung war schnell klar: Die Wärmepumpe ist die günstigste Option. Heute versorgt sie Klassenräume und Lehrerzimmer auf zwei Geschossen und insgesamt 1700 Quadratmetern über eine Fußbodenheizung zuverlässig mit Wärme. Nur wenn die Temperaturen unter zehn Grad sinken, braucht die Wärmepumpe noch Unterstützung von einem Gaskessel, weil die Lüftungsanlage auf hohe Vorlauftemperaturen angewiesen ist.

„Wir haben den Anspruch, Energieeffizienz und Klimaschutz voranzutreiben. Aber als Schule in freier Trägerschaft, die von Zuschüssen und Schulgeld lebt, müssen wir auch immer wirtschaftlich denken“, sagt Dirk Konnertz, der Geschäftsführer der Steinmühle. „Erdwärme kam hier im Hochwasserschutzgebiet nicht infrage, und so haben wir uns sehr schnell für die Wärmepumpe entschieden.“ Seine Vision ist es, in Zukunft vollständig auf fossile Energie zu verzichten – auch indem das Gymnasium noch mehr Photovoltaikanlagen auf seine Dächer setzt und vielleicht sogar Strom in einem eigenen kleinen Wasserkraftwerk an der Lahn erzeugt.

Verband will Sachlichkeit in die Debatte bringen

So entspannt wie hier an der Steinmühle wurde in letzter Zeit selten über die Wärmepumpe gesprochen. Monatelang stritt die Ampelkoalition so erbittert über das Heizungsgesetz, dass schon spekuliert wurde, sie könne daran zerbrechen. Mit ihrer überhasteten Gesetzgebung sorgte sie zudem für große Verunsicherung bei Mietern und Hausbesitzern. Zeitweise entstand in der öffentlichen Debatte gar der Eindruck, Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen wolle den Menschen schon bald ihre noch funktionierenden Gaskessel aus den Kellern reißen. Am Dienstagabend haben sich die Fraktionen von SPD, Grünen und FDP nun auf Eckpunkte geeinigt, am Donnerstag wurde das geplante Gesetz erstmals im Bundestag diskutiert. Viele Details sind dennoch weiter unklar.

Die Wogen glätten will nun der Bundesverband Wärmepumpe. Knapp 20 Journalistinnen und Journalisten hat er in dieser Woche zu einem „Roadtrip“ in die nordhessische Provinz eingeladen, man könnte auch sagen: zu einer Kaffeefahrt. Auf dem Programm stehen zwei Werksbesuche bei Herstellern, außerdem zahlreiche Besuche bei Unternehmen und Menschen, die zeigen sollen, wie toll die Wärmepumpe in ihrem Haus funktioniert. Verbandsgeschäftsführer Martin Sabel macht gar keinen Hehl daraus, was das Ziel der Reise ist: „Wir denken, dass es ein guter Weg ist, Aufklärung und Sachlichkeit in die Debatte zu bringen und Vorurteile abzubauen“, sagt er. „Und klar, am Ende versprechen wir uns auch positive Presse.“

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!