Nachrichten

#Was tun gegen den rechten Größenwahn?

Was tun gegen den rechten Größenwahn?

In Dresden sind am 13. Februar mal wieder die deutschesten Deutschen ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgegangen, dem Spazierengehen. Diesmal ging es zur Abwechslung mal nicht um die vermeintliche Corona-Diktatur (schon überraschend, wie viele Demonstrationen man online, telefonisch, schriftlich beim Ordnungsamt anmelden kann, während man sich doch eigentlich in einer Diktatur befindet), und der Geburtstag von Pegida war auch schon letzten Oktober. Diesmal ging es wie alle Jahre wieder um den Opfermythos der Bombardierung von Dresden. Untermalt von Wagner liefen schwarz gekleidete Neonazis (ist ja ein Trauertag) durch das pittoreske Dresden, legten Kränze nieder, bellten das übliche Nazizeug ins Mikrofon und betrieben Geschichtsrevisionismus mit Transparenten wie „Bombenholocaust. Ihr nennt es Befreiung, wir nennen es Massenmord“. Und weil das nicht genug war, wurden danach noch Journalisten durch die Stadt gejagt (neben Spaziergängen auch so ein beliebtes Hobby von Neonazis).

Seit Jahren schaut man sich das schon an, neonazistische Entgleisungen aller Art: verbal (Vogelschiss, auf Kinder schießen, Mausgerutscht), pseudointellektuell (Schnellroda lässt grüßen) und von der Fascist-but-make-it-Fashion-Fraktion (Nipster und Identitäre) mit ihren Versuchen, ein bisschen mehr Lifestyle in dieselben ollen Nazikamellen zu bringen. Das ist so erwartbar wie der Plot eines drittklassigen Groschenromans. Man ist schier angeödet wegen der altbekannten Menschenfeindlichkeit, dass man da schon aus der hinteren Reihe schreien möchte: laaaangweiiilig.

Sie meinen es ernst

Seit viereinhalb Jahren sitzt die AfD schon im Bundestag. Und immer dasselbe Spiel. Da sagt einer etwas Menschenverachtendes, Geschichtsrevisionistisches, Rassistisches, Antisemitisches und fühlt sich wie ein ganz toller Hecht. Und wenn dann die Empörungswelle durch die sozialen Medien schwappt, als wäre er fast schon im Widerstand. Ja, denen hast du es wirklich gezeigt, Alexander. Nur ist Alexander kein pickeliger Teenager mehr, sondern ein Greis, und die Menschenverachtung nicht nur peinliche Provokation. Er meint das ernst.

Ronya Othmann


Ronya Othmann
:


Bild: Kat Menschik

Seit viereinhalb Jahren also diese Politik der Nadelstiche, nur dass es keine Nadelstiche sind. Mal wechseln die Gestalten, Bernd Lucke tritt aus, dann Frauke Petry. Jörg Meuthen tritt aus und mimt jetzt den großen Antifaschisten, während er noch vor ein paar Monaten vom Bevölkerungsaustausch schwadronierte. Und Erika Steinbach wird – wer hätte das gedacht – nun doch noch Mitglied.

Man konnte die letzten Jahre zuschauen, wie sich in den Parlamenten und der Gesellschaft Ermüdungserscheinungen einschlichen, wie manches dann doch abgenickt oder zumindest beschwiegen wurde. Toleranzentwicklung nennt man das auch oder Gewöhnungseffekt. Einen braunen Mief, der einem immerzu in die Nase steigt und den man irgendwann nicht mehr wahrnimmt. Schleichende Vergiftung der freiheitlichen Demokratie kann man das auch nennen. Wenn da wieder ein Lokalpolitiker sein Amt niederlegt, weil er und seine Familie von Nazis bedroht werden. Wenn da wieder rechte Drohschreiben im Postfach landen, ein rechtsextremes Netzwerk inklusive Waffenlager aufgedeckt wird. Wenn da wieder die deutschesten Deutschen mit Fackeln durch Innenstädte spazieren. Wenn davon geredet wird, Politikerinnen „in Anatolien zu entsorgen“, Homosexuelle ins Gefängnis zu stecken und vom Stolz „auf die Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen“. Alles schockierend, aber vorhersehbar, denn was hatte man von Nazis eigentlich erwartet? Ein Positionspapier, wie die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen seien? Einen ernst gemeinten Vorschlag für die Rentenreform?

Verachtung und German Angst

Aber was nun? Ihre Menschenhass-Mensch-ärgere-dich-Spielchen mitspielen, ritualisiert, empört dieselben immer gleichen Floskeln runterbeten: kein Fußbreit, klare Kante und Co. Oder sie ignorieren und hoffen, die Alliierten kommen wieder. Auf die Selbstentlarvung der Rechten kann man übrigens noch bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag warten. Denn seien wir mal ehrlich: Es ging nie um Politik, sondern immer nur um Ideologie, nie um Argumente und Inhalt, immer nur um Gefühl. Ein Überlegenheitsgefühl, gepaart mit dem Gefühl, das ewige Opfer zu sein. Eine Verachtung, gepaart mit irrationaler German Angst.

Man könnte nun den Kopf schütteln über die ganzen Rechten mit all ihrer Hanswurstigkeit und ihrem geistlosen Größenwahn. Aber ein Nazi, sei er noch so lächerlich, ist ein Nazi und immer noch ein Nazi. Wenn also wieder jemand auf der Maus ausrutscht. Wenn eine Siebzehnjährige in Berlin als „Drecksausländerin“ beschimpft und verprügelt wird. Wenn sich nun an diesem 19. Februar der rassistische Terroranschlag in Hanau zum zweiten Mal jährt. Wenn wieder einmal eine Brandmauer eingerissen, eine rote Linie übertreten wird, die schon längst nicht mehr existiert. Wenn wir es nun weiter in diesem Land aushalten wollen, Sie und ich und all unsere anderen Mitbürger und Mitbürgerinnen, ja, was dann?

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!