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#Weißer Mob im schwarzen Wohnviertel

Weißer Mob im schwarzen Wohnviertel

Schon mit einem Namen für die bürgerkriegsähnlichen Übergriffe auf Schwarze in Tulsa (Oklahoma) taten sich Historiker jahrzehntelang schwer. Nach dem eher harmlosen „Rassenaufstand“ einigten sie sich 2018, fast 100 Jahre nach einem der schwersten Angriffe gegen Schwarze in der amerikanischen Geschichte, auf „Massaker“.

Am 31. Mai 1921 waren Hunderte weiße Bewohner in das afroamerikanische Viertel Greenwood marschiert, hatten Schwarze auf die Straße gezerrt, Häuser und Geschäfte geplündert und in Brand gesteckt. Augenzeugen berichteten von Bomben, die Flugzeuge über der wohlhabenden schwarzen Enklave, auch „Black Wall Street“ genannt, abwarfen. Das Viertel bestand danach nur noch aus Trümmerhaufen.

Bis heute streiten Historiker, wie viele Menschen damals in Greenwood starben. Zurückhaltende Schätzungen gehen von etwa 40 Todesopfern aus, die Kommission zur Erforschung des Tulsa-Massakers, die in den Neunzigern eingesetzt wurde, nennt bis zu 300 Tote. Mehr als 6000 Schwarze wurden nach den Auseinandersetzungen tagelang in Lager gesperrt.

Anlass der Zerstörung war der angebliche Angriff eines 19 Jahre alten schwarzen Schuhputzers auf eine 17 Jahre alte weiße Fahrstuhlführerin am 30. Mai 1921. Obwohl Sarah Page aussagte, Dick Rowland sei beim Betreten des Fahrstuhls gestolpert und habe nur ihren Arm gestreift, deutete die „Tulsa Tribune“ eine Sexualstraftat an. „Ihr Artikel stellte es so dar, als habe Rowland versucht, das Mädchen zu vergewaltigen. Innerhalb einer halben Stunde nach der Veröffentlichung spekulierte halb Tulsa über Lynchen“, sagte der Historiker Scott Ellsworth dem Sender NBC.

Während Rowland damals verhört wurde, versammelte sich vor dem Gerichtsgebäude der weiße Mob. Als auch bewaffnete Afroamerikaner vor das Tulsa County Courthouse zogen, fielen die ersten Schüsse. „Leute stürzten und bluteten, weinten und schrien. Ich sah, wie Häuser und Autos in Flammen aufgingen. Jemand sagte, dass wir uns in Sicherheit bringen sollten. Sie würden alle Schwarzen töten“, erinnerte sich die 107 Jahre alte Afroamerikanerin Viola Fletcher jetzt. Fletcher, wie ihr 100 Jahre alter Bruder Hughes Van Ellis und die 106 Jahre alten Lessie Benningfield Randle eine der letzten Überlebenden, setzt sich seit Jahrzehnten für die Aufarbeitung des „Tulsa massacre“ ein. Bis heute wurden die vermuteten Massengräber der Getöteten nicht gefunden. Überlebende und Angehörige der Opfer warten weiter auf Entschädigungen. Wie Harvard-Forscher errechneten, sind die sozioökonomischen Schäden auch nach 100 Jahren noch messbar. Die schwarzen Bewohner von Tulsa hätten sich bis heute weder bei Immobilienbesitz, Vermögen oder Ausbildung von der Zerstörung durch den weißen Mob erholt.

Wie die Familie Fletcher, die bei den Ausschreitungen am 31. Mai und 1. Juni 1921 Haus und Arbeitsstellen verlor, zogen viele einst wohlhabende Bewohner von Greenwood nach dem Massaker als Landarbeiter oder Farmpächter durchs Land. Mit Hilfe von Organisationen wie Human Rights Watch und Justice For Greenwood reichten Fletcher, Van Ellis, Benningfield Randle und Angehörige weiterer Opfer im Februar eine Schadenersatzklage gegen Stadt und Bezirk Tulsa ein.

Zwei Wochen vor dem 100. Jahrestag des Massakers am Montag flog Fletcher nach Washington, um vor dem Justizausschuss des Repräsentantenhauses zu sprechen. „Ich fordere Gerechtigkeit und verlange, dass mein Land anerkennt, was 1921 in Tulsa passiert ist“, sagte Fletcher. Den ersten kleinen Sieg können Fletcher und ihre Mitstreiter bereits verbuchen. Seit vergangenem Jahr steht das so lange verschwiegene „Tulsa massacre“ auf dem Lehrplan aller öffentlichen Schulen in Oklahoma.

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