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#Wenn das Windrad plötzlich einstürzt

Wenn das Windrad plötzlich einstürzt

Nach dem Einsturz eines rund 240 Meter hohen Windrads in einem Waldstück nahe Haltern am See hat die Suche nach den Ursachen begonnen. Nach Angaben der Betreibergesellschaft, eines Unternehmens des Bergbauflächen-Entwicklers RAG Montan Immobilien und der örtlichen Stadtwerke, waren am Freitag rund 20 Fachleute vor Ort, darunter mehrere Gutachter. Ihre Arbeit wurde dadurch erschwert, dass noch Trümmer in den Bäumen hingen, sodass nicht alle Teile des abgesperrten Gebiets um die Turbine betreten werden konnten. Gesichtet wird das Gebiet daher auch mithilfe einer Drohne.

Neben Versicherungsgutachtern waren auch Ingenieure des Herstellers Nordex aus Hamburg involviert. „Wir gucken in alle Richtungen, um zu verstehen, was da passiert ist“, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Wie bei einem Flugzeugabsturz werden alle Trümmerteile untersucht. Die Betreibergesellschaft erwartet, dass es mehrere Wochen dauert, bis die Gründe für den Zusammenbruch geklärt sind.

Am Mittwochabend war die Windkraftanlage, die eine Nabenhöhe von 164 Metern und einen Rotordurchmesser von 149 Metern hat, plötzlich zusammengestürzt. Verletzt wurde niemand, die Polizei sieht keinen Hinweis auf eine Straftat. Das rund fünf Millionen Euro teure Windrad war erst Mitte März in Betrieb genommen worden. Wegen der Einschränkungen der Corona-Pandemie sollte eigentlich am Donnerstag die Einweihung gefeiert werden.

Statt der Einweihung gibt es nur noch einen 40-Meter-Stumpf zu sehen

Jetzt steht dort nur noch ein etwa 40 Meter hoher Stumpf aus Betonteilen. In etwa 450 Meter Entfernung steht ein baugleiches Windrad, das nach dem Unfall von der Betreibergesellschaft vorerst außer Betrieb genommen wurde, bis die Ursache des Unglücks ermittelt ist. Die Stromversorgung der Stadt Haltern am See sei dadurch nicht beeinträchtigt, hieß es.

Bei der Turbine handelt es sich um ein Modell namens N149, das von Nordex seit 2018 gebaut wird. Es ist für Standorte mit schwachem und mittelstarkem Wind im Binnenland ausgelegt, weshalb es der Betreibergesellschaft für die Umstände in Haltern am See passend erschien. Nach Angaben eines Sprechers hat Nordex global bis heute rund 1200 Stück verkauft.

Der Betrieb von 17 Rädern, deren Spezifikationen genau dem Windrad in Haltern am See entsprechen, wurde nach dem Einsturz vorerst gestoppt. Der Bau und die Inbetriebnahme von sechs weiteren Rädern ruhen nun ebenfalls. Der genaue Aufbau der N149 unterscheidet sich etwa in der Konstruktion des Turms, wobei in Haltern am See eine hybride Variante mit einem Betonsockel und einem darauf aufbauenden Stahlrohr errichtet worden war.

Die Fehlerursache ist auch am Tag danach noch nicht so weit

Ob Fehler oder Materialmängel im Turm den Einsturz verursacht hatten, sei noch völlig offen, hieß es von Nordex. Das Unternehmen habe in den 35 Jahren seit seiner Gründung 35 Gigawatt an Leistung installiert. Die Fälle, in denen es zu Havarien oder anderen Vorfällen kam, lägen im Promillebereich.

Der Einsturz ist jedoch kein Einzelfall. Offizielle Zahlen gibt es auf Behördenseite nicht. Seit 2005 sind nach Angaben des Bundesverbandes Windenergie (BWE), der ohne Anspruch auf Vollständigkeit eine eigene Statistik führt, sechs weitere Windräder „umgeknickt“. Angesichts von insgesamt fast 30.000 Windrädern in Deutschland sei diese Art von Havarie eine „absolute Ausnahme“, sagte ein Sprecher.

Häufiger sind kleinere Schäden während des Betriebes. Aber auch dann kommt der BWE nur auf eine Gesamtzahl von 34 Schadensereignissen. So passiert es, dass Rotorblätter brechen oder ganz abreißen, auch ganze Gondeln sind schon von den Bauwerken gestürzt. Auch mehrere Brände weist die BWE-Statistik aus, erst am Freitagmorgen hat im Münsterland ein Windrad Feuer gefangen.

Der TÜV prüft alle Anlagen vor dem Betrieb genau

Um ihre Sicherheit zu gewährleisten, brauchen Windräder eine Typgenehmigung durch eine Prüforganisation wie TÜV oder DEKRA. Die Errichtung neuer Anlagen fällt unter die Bauordnungen der einzelnen Bundesländer. Letztlich seien regionale oder lokale Bauämter für die Genehmigungen und Abnahme der Anlagen verantwortlich, sagte der Geschäftsführer des TÜV-Verbandes, Joachim Bühler. Nach der Inbetriebnahme sind zwar regelmäßige Sicherheitskontrollen vorgesehen. Der TÜV hält aber engere Prüfintervalle und strengere Kontrollnormen für notwendig.

Dazu müssten Windräder in die bundeseinheitliche Betriebssicherheitsverordnung aufgenommen werden, die Standards für Sicherheitskontrollen von Anlagen mit höherem Betriebsrisiko vorgibt. „Wir sollten Windräder genauso kontrollieren wie Tankstellen und Aufzüge“, sagte Bühler. Der Bundesverband Windenergie hält das geltende Regime hingegen für völlig ausreichend, zumal Digitalisierung, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Fernüberwachung die regelmäßigen Kontrollen ergänzten.

Auch die TÜV-Organisationen sehen keinen Grund für Panikmache. Die Sicherheit sei auf hohem Niveau. „Aber wir kommen immer näher an dicht besiedelte Regionen und Verkehrswege heran und müssen deshalb die Anforderungen weiterentwickeln“, sagt Geschäftsführer Bühler. Die Energiewende erfordert eine erhebliche Beschleunigung des Zubaus neuer Windkraftanlagen.

Im ersten Halbjahr sind rund 300 neue Windräder aufgestellt worden – ein Mehrfaches wäre nötig, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Deshalb haben manche Bundesländer den Mindestabstand zur Wohnbebauung verringert, anderswo wird über neue Regeln diskutiert. Die Vorgaben schwanken erheblich: In Nordrhein-Westfalen dürfen neue Windräder nicht näher als 1000 Meter an Wohnsiedlungen gebaut werden, in Bayern wird ein Abstand zur Wohnbebauung verlangt, der mindestens dem Zehnfachen der Höhe eines Windrades entspricht. 

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