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#Wenn der Bagger mit dem Rüttler spricht

„Wenn der Bagger mit dem Rüttler spricht“

Wenn die Stimme des Schauspielers Bruce Willis aus den Lautsprechern in den Münchner Messehallen dröhnt, dann ist es Zeit für die größte Ausstellung der Welt: die Leitmesse Bauma, die Baumaschinen aller Art präsentiert. Alle drei Jahre zeigen Caterpillar , Liebherr , Zeppelin und in diesem Jahr mehr als 3100 weitere Aussteller auf einer Fläche von 614.000 Quadratmetern ihre neuen Modelle und Produkte. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) zeigte sich auf seinem Rundgang beeindruckt von digital arbeitenden Maschinen und 3-D-Druck-Verfahren für den Hausbau.

Vor allem aber ist viel Hardware zu bestaunen. „Wir waren als Branche beim Thema Digitalisierung Spätstarter“, gibt auch Sebastian Popp, Referent für den Bereich Baumaschinen des Branchenverbands VDMA, im Gespräch mit der F.A.Z. zu. Dabei wäre es dringend nötig, dass sich auf hiesigen Baustellen angesichts stark gestiegener Baukosten – Materialien und vor allem Handwerker bleiben schließlich oftmals Mangelware – etwas ändert.

Nun kann die Baumaschinenbranche freilich nichts an hohen Preisen ändern – wohl aber an Technologien arbeiten, die Bauen beschleunigen und vereinfachen, die schonender mit Material umgehen und weniger Handwerker vor Ort benötigen. Kurzum, die Maschinenhersteller könnten dabei helfen, Bauen effizienter zu machen. Dafür braucht es allerdings Standards. Und die wollte man bisher in der Branche nicht unbedingt einführen. „Ein Standard geht zulasten von Differenzierung“, erklärt Popp. Soll heißen, ähnlich wie beispielsweise in der Handybranche stellt jeder Hersteller lieber seinen eigenen Stecker her, um die Konkurrenz auszuschließen.

„Der Druck kam ganz klar von der Kundenseite“

Das soll sich jedoch ändern: Ein branchenweites Projekt – Machines in Con­struction 4.0 (MiC 4.0) – wurde vor drei Jahren gestartet und hat zum Ziel, hersteller- und maschinenübergreifende Schnittstellen für den Datenfluss zu schaffen und dadurch die Digitalisierung und Vernetzung voranzutreiben. Auf der diesjährigen Bauma präsentiert das Projekt, dem sich mehr als 100 Mitglieder angeschlossen haben, eine erste gemeinsame Schnittstelle, die es ermöglicht, dass Schaufel oder Greifer, also sogenannte Anbaugeräte, mit der zugehörigen Baumaschine kommunizieren können – unabhängig von Marke und Hersteller.

Solche offenen Schnittstellen sollen nun sukzessive über alle Maschinen aufgebaut werden, erklärt Verbandsvertreter Popp. „Der Druck kam dafür ganz klar von der Kundenseite“, sagt er. Große Bauunternehmen hätten schließlich mehrere Baustellen zur selben Zeit, arbeiteten mit unterschiedlichen Maschinen diverser Hersteller. „Wenn ein Bauunternehmen dann fünf verschiedene Systeme verwenden muss, ist das ineffizient“, erklärt er. Das Ziel ist „die vernetzte Baustelle, die maschinen- und herstellerübergreifend arbeitet“, sagt Popp. Bis der Bagger mit dem Betonmischer und der Rüttelplatte spricht, wird es allerdings noch dauern.

Das Projekt kennt auch Franz-Josef Paus, Vorsitzender für den Bereich Baumaschinen und Baustoffanlagen im VDMA. Gemeinsam mit seinem Bruder Wolfgang führt er den gleichnamigen Familienbetrieb mit rund 300 Mitarbeitern in Emsbüren, der Maschinen für den Bergbau und die Baustelle herstellt. Sie kennen die Branche seit Jahrzehnten. Dass man da früher hätte anfangen können, das sagen auch sie. Aber: „Heute haben wir noch ganz andere Möglichkeiten, auch was die Komponenten angeht.“ Viel sei etwa schon mit Blick auf verbesserte Motoren passiert, die weniger Kraftstoff verbrauchten und dadurch nachhaltiger seien. Auch Elektrifizierung steht oben auf der Agenda. Maschinen würden per Fernwartung überprüft, was die Produktivität und Sicherheit steigere. Es sind eher die kleinen Fortschritte als die technologische Revolution.

Produktivitätssteigerung von 500 Prozent

So wie beispielsweise auch bei Putzmeister , einem Hersteller verschiedenster Betonpumpen-Produkte. Das Thema Nachhaltigkeit sei im Bau sehr groß geworden, weil die Einhaltung von CO2-Standards im Bau oft ein Kriterium sei, um die Finanzmittel zu bekommen, erzählt Vertriebschef Carsten von der Geest. Das zum chinesischen Konzern Sany gehörende Unternehmen entwickelt zum Beispiel Verfahren, damit die Produzenten von Fertigbetonteilen das Gießen automatisieren können. Herkömmlicherweise werden dafür Schalen mit einzelnen Beton-Chargen befüllt. Das neue Verfahren arbeitet mit einer Pumpe, die für einen stetigen Fluss sorgt. Kunden hätten dadurch Produktivitätssteigerungen von 500 Prozent gesehen, sagt von der Geest und plädiert für offene Systeme.

Kräne sind oft von Beginn bis zum Schluss auf einer Baustelle.


Kräne sind oft von Beginn bis zum Schluss auf einer Baustelle.
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Bild: AFP

Wie wertvoll die Maschinen- und Prozessdaten sind, weiß man auch bei Liebherr – einem der Großen in der Branche. „Wenn wir die Vernetzung nicht hinbekommen, dann kommen andere, die es können“, sagt Stephen Albrecht aus dem Management. Liebherr macht im Bereich Digitalisierung und Vernetzung nach eigenen Angaben schon recht viel. In einem Projekt zeichnet eine auf einem Kran befestigte Kamera beispielsweise die Abläufe und Prozesse auf der Baustelle auf, um diese anhand der Daten zu verbessern. Auch Liebherr möchte mit „definierten Schnittstellen“ von MiC 4.0 arbeiten, da die Daten doch sehr sensibel seien. Die Brancheninitiative wird in den kommenden Jahren noch viel zu tun haben.

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