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#Wenn der Drink nicht bar bezahlt werden kann

Wenn der Drink nicht bar bezahlt werden kann

Das beliebte „Café de Jaren“ in Amsterdam: Kaffee trinken oder ein Bierchen, im Sommer auf der Holzterrasse direkt an der Amstel. Vielleicht Oliven dazu oder die ragoutgefüllten Bitterballen – und die Zeitungen durchstöbern, auch wenn die legendär breite Leseauswahl inzwischen etwas geschrumpft ist. Momentan sind Cafés, Kneipen und Restaurants wegen Corona längst wieder geschlossen. Aber irgendwann sind sie hoffentlich zurück, und Gäste werden mit Freude für ihr Gläschen an Ort und Stelle zahlen.

Klaus Max Smolka

Nur nicht mehr mit Bargeld. Wer Schein oder Münze zückt, hatte im „de Jaren“ schon vor dem neuerlichen Lockdown keine Chance mehr. Die Bedienung kommt mit Kartenlesegerät, lehnt alles andere kategorisch ab. Dasselbe im hippen Lagerhallen-Restaurant „De Goudfazant“. Zwei von drei Kellnerinnen weigern sich, Bargeld anzunehmen. Immerhin akzeptiert eine dritte – nach Rücksprache mit einem Chef, „und nur passend“, wie sie sagt, denn Wechselgeld gebe es nicht.

Es ist ein Trend in der Hauptstadt und auch anderswo. In Utrecht stellen Bars wie das PK an der historischen Oudegracht klar: „Sorry, kein Bargeld.“ Hier und da begründen Betreiber das mit Corona. In der urigen Genever-Destillerie „De Ooievaar“ im Amsterdamer Viertel Jordaan sagt die Verkäuferin, man handele nach den momentanen Empfehlungen der Behörden. Auf die Frage, ob sie hernach wieder Bargeld annehmen wird, kommt ein zögerliches und nicht richtig überzeugendes „Ja“.

Immer mehr digitale Zwangsspuren

In vielen Fällen hat die Bargeldphobie nachweislich nichts mit der Pandemie zu tun: Den A-Jugend-Jungs des Fußballclubs in IJburg beim Punktspiel zuschauen und danach einen Kaffee trinken? Mit Cash lief das schon 2019 nicht mehr. In der Panorama-Bar des einstigen Shell-Hochhauses bei einem Glas Malbec die nächtliche Aussicht auf Amsterdam genießen? Nur mit elektronischem Geld und wiederum nicht erst seit Corona.

Auch Behörden und andere öffentliche Einrichtungen pochen vielerorts seit Jahren aufs Kartenzahlen – ob am Parkautomaten, in der Verwaltung oder in öffentlichen Verkehrsmitteln. Wer in den Niederlanden unterwegs ist, kann dies kaum mehr anonym tun, hinterlässt immer mehr digitale Zwangsspuren. Die Daten erlauben bei Missbrauch immer genauere Bewegungsprofile – eine Gefahr, welche die sonst so bürgerrechtsbewusste Nation erstaunlich wenig berührt.

Niederländer zahlen schon aus eigenem Antrieb recht wenig mit Bargeld, weil sie die Kartenzahlung als bequem empfinden. Eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung der Europäischen Zentralbank (EZB) untermauert das statistisch. Die Daten stammen aus der Zeit vor der Pandemie. In der Eurozone sind die Niederlande demnach das Land, in dem Bargeld am weitesten zurückgedrängt ist. Nur noch jede dritte Transaktion (34 Prozent) begleichen Bürger mit Scheinen und Münzen – viel weniger als Deutsche mit 77 Prozent. Europaweit liegt der Anteil der Bargeldzahlungen bei 73 Prozent, am höchsten in Malta (88 Prozent der Transaktionen) und in den vier großen südeuropäischen Ländern Spanien, Italien Portugal und Griechenland (jeweils mehr als 80 Prozent).

Kontaktloses Bezahlen auf dem Vormarsch

Zu berücksichtigen ist, dass die Studiendesigns sich unterschieden: In 17 Euroländern ließ die EZB die Erhebung von einem Marktforschungsinstitut ausführen, während sie in den Niederlanden und Deutschland auf Umfragen der jeweiligen Notenbanken zurückgriff. Zudem stammen die Daten in Deutschland aus dem Jahr 2017, in den anderen Ländern aus 2019. Das große Bild dürfte deswegen aber nicht anders ausfallen. Gemessen am Gesamtwert der Transaktionen, fällt der Cash-Anteil generell niedriger aus, weil die Leute den Mini-Einkauf im Eckladen eher mit Bargeld bezahlen als einen Großeinkauf. Wiederum ist er am geringsten in den Niederlanden mit 22 Prozent, verglichen mit 51 Prozent in Deutschland.

Über die Jahre sinkt der Gebrauch des Bargelds immer weiter, und das scheint sich durch Corona zu beschleunigen. In einer EZB-Erhebung im vergangenen Juli gaben vier von zehn Befragten an, sie hätten seit Beginn der Pandemie weniger Bargeld verwendet. 90 Prozent dieser Gruppe wollten dies dauerhaft beibehalten. Die digitale Revolution hat Zahlungsgewohnheiten verändert, zumal das kontaktlose Zahlen zunehmend die traditionelle Pin-Karte ablöst.

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