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#Wenn Söder Kanzler würde – wo bin ich dann?

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Wenn Söder Kanzler würde – wo bin ich dann?

Die alte und doch immer noch sehr aktuelle Frage von Heide Simonis „Ja, und wo bin ich dann?“ stellt sich natürlich auch einem politischen Korrespondenten, dem das bisherige Hauptobjekt seiner Berichterstattung abhandenzukommen droht: Markus Söder. Es ist zumindest nicht ausgeschlossen, dass er, der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende, erst Kanzlerkandidat und am Ende auch noch Bundeskanzler wird. Das würde – neben vielem anderen – bedeuten, dass er aus dem Zuständigkeitsbereich des Bayern-Korrespondenten in den der Berliner Kollegen wechseln würde. Wäre das schade? Wäre das gut?

Timo Frasch

Die Frage ist komplexer, als sie scheint. Im Moment geht es in Deutschland bekanntlich viel ums Rechthaben. Wer hat die zweite Corona-Welle vorhergesagt? Wer wird im Oktober 2021 schon im März 2020 prognostiziert haben, dass die Skilifte in den bayerischen Alpen irgendwann wieder öffnen werden? Auch Journalisten wollen selbstverständlich mit ihren Prognosen richtigliegen. Das bedeutet: Unabhängig davon, ob es gut ist oder schlecht, wenn Söder nach Berlin geht, will man natürlich frühzeitig, am besten als einziger Journalist überhaupt, geschrieben haben, dass Söder nach Berlin geht.

Sollte er dann wirklich gehen, dann kann man nicht nur für sich in Anspruch nehmen, es als Erster gewusst und geschrieben zu haben, sondern sich auch einbilden, durch das Schreiben entscheidend dazu beigetragen zu haben. Man würde mithin werden, was vor einem Jahr noch die Rolle Söders zu sein schien: Kanzlermacher! Doch was würde das bringen?

„Der Söder-Verhinderer“

Wenn Söder dereinst im Kanzleramt zu der Auffassung gelangte, dass er es auch deshalb dorthin geschafft habe, weil der Bayern-Korrespondent der F.A.Z. diese Möglichkeit in einem Artikel angedeutet und so den Stein ins Rollen gebracht habe, dann würde man künftig womöglich einen besonders exklusiven Zugang zur Macht bekommen. Aber würde sich das noch mit dem hehren journalistischen Credo vertragen, das ja immer auch mit gesunder Distanz zur Macht zu tun hat? Im Übrigen: Was würde die Nähe zum Kanzleramt bringen, wenn man fürs Kanzleramt gar nicht zuständig ist, sondern weiter für die Bayerische Staatskanzlei, in der dann womöglich Ilse Aigner säße, die einen eventuell schneiden würde, weil man als besonders Söder-nah gälte?

Ein Ausweg aus diesem Dilemma könnte auf den ersten Blick sein, dass man mit den eigenen bescheidenen Mitteln nicht versucht, Söder zur Kanzlerschaft zu schreiben, sondern ihn als Kanzler zu verhindern. Auch das könnte man, wenn es denn einer registrieren würde, ewig als Ehrenzeichen mit sich herumtragen („Der Söder-Verhinderer“!), und man wäre weiter für Söder zuständig, weil er dann ja in München bliebe. Jedoch: Das würde gleichfalls wenig bringen, weil man es sich dann mutmaßlich mit Söder verscherzt und keinen Zugang mehr zu ihm hätte.

Ein weiterer möglicher Ausweg wäre es, eine Söder-Biographie zu schreiben, dann würde man auch als einer, der in München verharrt, während Söder in Berlin das ganz große Rad dreht, noch als sprechfähig in Söder-Sachen angesehen werden. Aber es gibt schon zwei Biographien – und was für welche! Auch aus diesem Grund – und einigen weiteren – bleibt uns nicht viel anderes übrig, als uns weiter im klassischen Job des politischen Bayern-Korrespondenten zu üben und also zu versuchen, Söders Stärken und Schwächen zu beschreiben sowie die Risiken und Chancen einer eventuellen Kanzlerkandidatur abzuklopfen – und dann einfach mal zu schauen, was passiert.

Würde Söder ohne unser maßgebliches Zutun dann tatsächlich nach Berlin gehen, würde es in Bayern womöglich langweiliger werden. Aber das dachte man auch schon, als Horst Seehofer Richtung Hauptstadt entschwand – und danach passierte das Gegenteil. Abgesehen davon, muss Langeweile überhaupt nicht schlecht sein, denn dann hätte man endlich mal Zeit, sich ausführlicher der bayerischen SPD zu widmen, ach was, sie hochzujubeln und dann darauf zu hoffen, dass Kollegen in ein paar Jahren eingestehen müssen: Ja, wir haben, vor lauter Söder, die bayerische SPD unterschätzt.

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