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#WHO auf Spurensuche in China

WHO auf Spurensuche in China

Nach Monaten der Verzögerung sollte es endlich losgehen. Doch zwei Wissenschaftler des 15 Personen umfassenden Teams der Weltgesundheitsorganisation (WHO) konnten am Donnerstag nicht wie geplant nach Wuhan reisen. Wie die WHO auf Twitter mitteilte, wurden in dem Blut der beiden Antikörper gegen das Coronavirus festgestellt. Das widerspricht den Einreisebedingungen Chinas. Die übrigen 13 Forscher begaben sich am Donnerstag in einem Wuhaner Hotel in Quarantäne. Diese dauert zwei Wochen.

Friederike Böge

In den kommenden vier bis fünf Wochen soll das internationale Forscherteam nach Hinweisen auf den Ursprung der Corona-Pandemie suchen. In der ersten Phase sollen sie per Videoschaltung mit chinesischen Kollegen über den Stand der Forschung sprechen. Viele chinesische Daten wurden bisher nicht veröffentlicht, weil die Regierung sie unter Verschluss hält. Eine Aufgabe der Mission bestehe darin, „Daten zu verifizieren“, die von chinesischen Wissenschaftlern gesammelt wurden, teilte die WHO mit. Von Interesse dürften etwa Auswertungen von Blut- und Abwasserproben aus der Zeit vor Dezember 2019 sein.

Neue Ausbrüche in nordöstlichen Provinzen

Geplant sind nach WHO-Angaben außerdem Interviews mit den ersten bekannten Corona-Infizierten, mit Ärzten, die diese im Dezember 2019 behandelt haben, sowie mit Händlern, die auf dem Huanan-Markt Wildtiere verkauft haben. Inzwischen gilt es zwar als wenig wahrscheinlich, dass das Virus auf diesem Markt von einem Tier auf den Menschen übergesprungen ist, weil chinesische Untersuchungen keine Spuren des Virus in den dort sichergestellten Tierkadavern fanden. Außerdem gab es frühe Infektionsfälle, die keine bekannte Verbindung zu dem Markt hatten. Der Ort könnte dennoch ein Ausgangspunkt sein, von dem sich die Spur des Virus in der Zeit zurückverfolgen lässt. Die Suche dürfte dadurch erschwert werden, dass die Beteiligten sich womöglich nur lückenhaft daran erinnern, mit wem sie vor mehr als einem Jahr wo Kontakt hatten.

Wohl nicht der Ort, von dem das Virus kam: Der Huanan-Markt in Wuhan.


Wohl nicht der Ort, von dem das Virus kam: Der Huanan-Markt in Wuhan.
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Bild: AP

Die Delegation setzt sich aus Virologen, Epidemiologen, Tiermedizinern und Fachleuten für Lebensmittelsicherheit aus einem Dutzend Ländern zusammen. Ungewiss ist, ob die Delegation das Institut für Virologie in Wuhan besuchen wird. Das Institut betreibt ein Hochsicherheitslabor, in dem seit Jahren an Coronaviren geforscht wird, weshalb es zwischenzeitlich unbelegte Spekulationen gab, Sars-CoV-2 könne von dort entwichen sein. Nach Angaben der Chefvirologin, Shi Zhengli, liegt die Ähnlichkeit zwischen Sars-CoV-2 und den Viren, mit denen dort experimentiert wurde, jedoch bei weniger als 80 Prozent.

Das Labor hat allerdings das Genom des Virus RaTG13 sequenziert, das in einer Fledermaus in einer Höhle im südchinesischen Yunnan gefunden wurde. Es stimmt zu 96,2 Prozent mit Sars-CoV-2 überein, was immer noch eine signifikante Differenz ist. Shi Zhengli hat sich offen für einen Besuch der WHO gezeigt, doch das Institut stellte klar, es handle sich um ihre persönliche Meinung. Auf der Wunschliste der Delegation stehen außerdem Wildtier-Farmen, weil solche Tiere als möglicher Zwischenwirt zwischen Fledermäusen und Menschen betrachtet werden. Nach Angaben Shi Zhenglis wurden solche Farmen in der Provinz Hubei untersucht, jedoch ohne Ergebnis.

Für die chinesische Führung ist der Besuch der WHO-Delegation politisch heikel. Sie hat den Ausbruch der Pandemie bereits in einer „korrekten kollektiven Erinnerung“ festgeschrieben und könnte in Erklärungsnot geraten, wenn die ausländischen Wissenschaftler zu Einschätzungen kommen, die diesem Narrativ widersprechen. Der Beginn der Mission wurde über Monate verschleppt. Schon im Juli hatte ein Vorausteam in Peking über die Rahmenbedingungen verhandelt.

Strenge Maßnahmen zur Eindämmung

Aus chinesischer Sicht kommt die Delegationsreise zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Nachdem das Virus monatelang weitgehend unter Kontrolle schien, ringt das Land seit zwei Wochen mit neuen Corona-Ausbrüchen in zwei nordöstlichen Provinzen. In Hebei, das an die Hauptstadt Peking angrenzt, wurden seit Anfang des Monats mehr als 650 Neuinfektionen gezählt. Am Donnerstag wurde erstmals seit Mai wieder ein Todesfall im Zusammenhang mit Covid-19 in China gemeldet. In der zweiten betroffenen Provinz, Heilongjiang an der Grenze zu Russland, gab es allein am Mittwoch nach offiziellen Angaben mehr als 120 Neuinfektionen.

Autofahrer im Ang’angxi Bezirk in Qiqihar in der Provinz Heilongjiang dürfen nur noch in Ausnahmefällen die Stadt verlassen. Wegen eines Anstiegs an Coronainfektionen wurde hier der Ausnahmezustand verhängt.


Autofahrer im Ang’angxi Bezirk in Qiqihar in der Provinz Heilongjiang dürfen nur noch in Ausnahmefällen die Stadt verlassen. Wegen eines Anstiegs an Coronainfektionen wurde hier der Ausnahmezustand verhängt.
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Bild: AFP

Im Vergleich zu Europa sind die Zahlen niedrig. Dennoch reagierten die Behörden mit extrem strikten Maßnahmen. Drei Städte in Hebei, darunter die Provinzhauptstadt Shijiazhuang, wurden von der Außenwelt abgeriegelt. Für mindestens sieben Tage müssen die meisten der rund 23 Millionen Bewohner in ihren Häusern bleiben. Etwa 20.000 Bewohner aus zwölf Dörfern wurden derweil in Bussen in mehrere Quarantänelager gebracht. Nach Berichten von Betroffenen wurden sie ohne Vorwarnung am Morgen aus ihren Häusern geholt. In Shijiazhuang wird derzeit ein Quarantänezentrum gebaut, das nach offiziellen Angaben die Größe von 47 Fußballfeldern haben soll. Alle Bewohner wurden inzwischen zweimal auf Corona getestet. Viele Studenten von außerhalb fanden sich in Shijiazhuang in einer schwierigen Lage wieder. Die Universitäten wurden geschlossen, die Studenten mussten die Wohnheime verlassen. Sie konnten aber nicht in ihre Heimatstädte zurückkehren, weil die Stadt abgeriegelt ist.

Die strikten Maßnahmen haben auch damit zu tun, dass in einem Monat das chinesische Neujahrsfest stattfindet, zu dem gewöhnlich rund 400 Millionen Chinesen ihre Verwandten besuchen. Viele Städte haben ihre Bewohner aufgefordert, auf „unnötige Reisen“ zu verzichten. Parallel dazu läuft die chinesische Impfkampagne auf Hochtouren. Der Hersteller Sinovac teilte mit, die Produktionskapazitäten könnten bis Februar auf eine Milliarde Dosen pro Jahr erhöht werden. Wie wirksam das Präparat im Vergleich zu anderen Impfstoffen ist, bleibt aber unklar.

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