Nachrichten

#Wie China gegen die Uiguren vorgeht

Wie China gegen die Uiguren vorgeht

Wie ein Ausrufezeichen thront der vierstöckige Rohbau eines Einkaufszentrums über dem zentralen Platz von Kargilik. Ist das der Ort, an dem bis vor kurzem die Freitagsmoschee aus dem 16. Jahrhundert stand? „Weiß ich nicht“, sagt eine Händlerin, die direkt vor der Baustelle auf einem Schemel sitzt. Dann nickt sie vorsichtig und gibt einen Ton von sich. „Sch“, als wolle sie sagen, dass über dieses Thema Schweigen verordnet wurde.

Friederike Böge

Die Große Moschee von Kargilik war einmal das Wahrzeichen der Stadt. Freitags versammelten sich hier Tausende Gläubige zum Gebet. Im Jahr 2007 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. Vor gut einem Jahr wurde sie abgerissen. So wie Tausende andere religiöse Stätten in Chinas westlicher Region Xinjiang. Die Zerstörungswelle hat sogar einen Namen: Moschee-Verbesserungs-Programm. Es ist Teil einer staatlichen Kampagne zur Neudefinition dessen, was es heißt, Uigure zu sein.

Das neue Einkaufszentrum ist benannt nach der Herrschaft Xi Jinpings. Es heißt „Neue Ära“. Die Botschaft ist klar: Nicht die Religion, sondern der Kommerz soll von nun an das Leben und Denken der Menschen in Kargilik bestimmen. Der Platz ist das Herz des Gemeindelebens. Am Abend versammeln sich hier Familien, alte Männer und junge Leute. Händler bieten Trauben, Lammfleischspieße und das Fladenbrot „Nang“ feil. Die Kleider der Händler sind zerschlissen. Um das Fleisch schwirren Fliegen. Die Stadt wirkt arm. In einer Seitenstraße wurde eine kleine Ersatzmoschee errichtet. Kameras und ein Wächter sorgen dafür, dass hier keiner unerkannt reinkommt. Fotografieren ist streng verboten.

Rohbau des Einkaufszentrums „Neue Ära“. An dieser Stelle stand vorher die Große Moschee von Kargilik.


Rohbau des Einkaufszentrums „Neue Ära“. An dieser Stelle stand vorher die Große Moschee von Kargilik.
:


Bild: Friederike Böge

Ein paar Kilometer nördlich liegt das Grabmal des Sufi-Dichters Mawlana Husen Khan Tajalli. Es erinnert daran, dass islamische Mystik in dieser Gegend einmal großen Einfluss hatte. Mit ein wenig Phantasie kann man erkennen, dass das Grabmal einst ein anmutiger Bau war. Nun ist es verfallen. Xi Jinpings Aufrufe, Chinas Kulturgüter zu schützen, um das „kulturelle Selbstbewusstsein“ der „chinesischen Nation“ zu fördern, gilt offensichtlich nicht für diesen Ort.

„Ich bin neu hier. Weiß ich nicht. Ich verstehe Sie nicht.“

Am Abend kommt ein Anruf vom Hotel Super 8 in Kargilik. „Leider, leider“ habe man keine Genehmigung, Ausländer zu beherbergen. Das vorbestellte Zimmer dürfe nicht bezogen werden. Der Rezeptionist, der die Buchung bestätigte, sei neu gewesen. Zwei Mitarbeiter des örtlichen Büros für Ausländerangelegenheiten sind gekommen, um das Verbot durchzusetzen. Wie sich herausstellt, will trotz der fortgeschrittenen Stunde keine Stadt im Umkreis von 250 Kilometern Ausländer aufnehmen. Dabei hatte der chinesische Außenminister Wang Yi bei seinem jüngsten Besuch in Berlin erklärt, deutsche Journalisten seien in Xinjiang herzlich willkommen.

Was die Bewohner von Kargilik über die neue Ära denken, bleibt für Außenstehende unergründlich. Journalisten werden auf Schritt und Tritt von Spitzeln observiert. Selbst beim Mittagessen sitzen sie am Nachbartisch. Kein Wunder also, dass die meisten Uiguren auf dieser vier Tage dauernden Reise durch Xinjiang selbst auf Fragen nach dem Weg mit einem der folgenden drei Sätze antworten: Ich bin neu hier. Weiß ich nicht. Ich verstehe Sie nicht. Manche schütteln in ihrer Angst, etwas Falsches zu sagen, einfach nur mit dem Kopf. Eine Ausnahme ist ein Jadehändler, der im Zug nach Kargilik auf Englisch von sich aus das Gespräch sucht. Deutschland sei ein schönes Land, sagt er gerade, als er von einem Mitreisenden auf Uigurisch grob zum Schweigen gebracht wird. „Er hat gesagt, das Gespräch ist beendet“, entschuldigt sich der Mann. Kurz darauf wird er für eine Unterweisung zum Schaffner gerufen.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!