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#Wie der Ikea-Effekt Anlegern helfen kann

Wie der Ikea-Effekt Anlegern helfen kann

Bevor wir zum Ikea-Effekt kommen, ein Blick auf die aktuelle Marktlage – denn die spielt für das Thema eine wichtige Rolle: Deutschlands bekanntester Börsenindex Dax hat erstmals in seiner Geschichte die Marke von 15.000 Punkten überschritten. Auch in Amerika zeigen sich die Aktienmärkte ebenfalls seit Monaten in guter Kurslaune. Gekauft wird derzeit eigentlich alles. Aktien, Gold, Bitcoin und der eine oder andere Spac, also eine leere Börsenhülle, erfreut sich ebenfalls der Gelder von privaten Investoren.

Auch wenn wir nach wie vor die Corona-Pandemie und deren Folgen im Alltag spüren – an den Börsen scheint das Thema (schon) abgehakt zu sein. Schließlich gibt es für viele Anleger augenscheinlich zuhauf gute Argumente, dass die Märkte nach oben weiterlaufen. Da wären zum Beispiel die Notenbanken: Die amerikanische Federal Reserve wie auch die Europäische Zentralbank halten die Leitzinsen niedrig.

Dann ist da auch noch der neue amerikanische Präsident Joe Biden, der mit einem billionenschweren Konjunkturprogramm die Märkte weiter auf Kurs halten dürfte. Da kommt man als Anleger nur bedingt auf die Idee, sich mit dem Gedanken zu befassen, was passiert, wenn die Kurse doch (irgendwann) zurückgehen könnten.

Panik und Timing

Just in dieser aktuellen Börsenlage kommt eine neue interessante Studie zutage, die sich damit beschäftigt, wann sich Anleger von ihren Aktienpositionen trennen sollen – und wann nicht.

Eigentlich weiß es ja jeder Investor: Aktien sollten nicht verkauft werden, wenn die Kurse einen Tiefstand erreicht haben. Geraten aber die Kurse in heftige Turbulenzen, vergessen die meisten Anleger diese Binsenweisheit sehr oft, und am Ende steht wegen des überhasteten Verkaufs ein Verlust unter dem Strich. Es gibt zuhauf Studien, die zeigen, dass Anleger, die große Verluste mit Aktien-Positionen erlitten haben, erst einmal vor einem neuen Investment in Wertpapiere Abstand nehmen oder aber nur noch mit einer kleineren Summe eine neue Position wagen.

Damit berauben sie sich gerade in Niedrigzins-Phasen einer soliden Strategie des Vermögensaufbaus sowie der eigenen Altersvorsorge, denn langfristig sind Aktien nach wie vor ein guter Hebel, das eigene Vermögen zu vergrößern. Diese Zurückhaltung schadet aber auch dem gesamten Markt und der Aktienkultur, weil die Gruppe dieser frustrierten Anleger Abstand von der Börse nimmt und somit verlorengeht. Darüber hinaus beschleunigen gehäufte Panikverkäufe in Krisenzeiten natürlich auch die Abwärtsspirale der Kurse.

Was Aktien und Schränke gemeinsam haben

Hier setzt die Studie „Nudging against panic selling: Making use of the Ikea effect“ von Marc Oliver Rieger, Professor an der Universität Trier und seinen Co-Autoren von der Universität LUISS Guido Carli in Rom und der Commerzbank Luxemburg an.

Unser Autor Christoph Scherbaum ist Börsenfachmann und arbeitet als Finanzjournalist aus Ludwigsburg.


Unser Autor Christoph Scherbaum ist Börsenfachmann und arbeitet als Finanzjournalist aus Ludwigsburg.
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Bild: Christoph Scherbaum

Die Wissenschaftler schlagen auf der Basis des sogenannten Ikea-Effekts ein Verfahren vor, das die Bereitschaft der Anleger steigert, in Krisenzeiten an Aktienpaketen festzuhalten und Panikverkäufe zu reduzieren. Denn trotz der vielfach schädlichen Auswirkungen von Panikverkäufen wurden laut ihrer Ansicht nach bislang nur Strategien entworfen, um Verluste im Fall eines Börsencrashs zu reduzieren. „Wirksame Methoden zur Vermeidung oder Minimierung von Panikverkäufen lagen bislang nicht vor“, heißt es in der Studie.

Der sogenannte Ikea-Effekt sagt wiederum, dass Menschen Dingen einen höheren Wert beimessen und eine engere Bindung zu ihnen aufbauen, wenn sie diese selbst hergestellt oder daran mitgearbeitet haben. Menschen trennen sich eben schwerer von einem Möbelstück, das sie selbst zusammengebaut haben.

Die Wirtschaftswissenschaftler fanden in einem Experiment mit 219 Teilnehmern diesen Ikea-Effekt im Umgang mit Aktien ebenfalls bestätigt. Dazu wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen geteilt. Die erste Hälfte hatte die Aufgabe, ein eigenes Aktienportfolio aus vier von acht Regionen weltweit für eine langfristige Investition zusammenzustellen. Die andere Hälfte hatte diese Möglichkeit nicht, sondern musste sich mit einem Portfolio begnügen, dass ihnen ein Finanzberater empfohlen hatte.

Im nächsten Schritt wurden die Teilnehmer dann mit einem Börsencrash konfrontiert und ihr Verhalten unter Berücksichtigung weiterer Variablen wie Geschlecht, Börsenerfahrung oder Wirtschaftskenntnissen ausgewertet. Das Ergebnis: Anleger, die ihr Portfolio eigenverantwortlich zusammenstellen durften, waren widerstandsfähiger gegen Panikverkäufe und hielten bei einem simulierten Kurseinbruch häufiger daran fest.

„Gewöhnlich wird dazu geraten, die Wahl eines Aktienportfolios einem Experten zu übertragen. Die Ergebnisse unseres Experiments zeigen aber, dass es sich lohnen kann, Geldanlagen selbst zusammenzustellen“, so Professor Rieger von der Universität Trier. Am Ende dürfte die Studie all diejenigen bestärken, die beim Vermögensaufbau selbst auf solide Value-Werte und defensive Wachstumswerte setzen und gängige Anlegerfehler wie Branchenverliebtheit oder ausschließlich Megatrends folgen vermeiden. Dann dürfte das eigene Portfolio genauso Spaß machen wie der selbst zusammengebaute Schrank

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