Nachrichten

#Wie die Russen Abgeordnete aushorchen

„Wie die Russen Abgeordnete aushorchen“

So könnte es laufen, wenn ein Abgeordneter vom russischen Geheimdienst angeworben wird: Der Abgeordnete will nur eben noch Geld holen und schließt sein Rennrad Unter den Linden an. Er schlängelt sich an einem Mann vorbei, der auch gerade sein Rad anschließt. Zufälle gibt’s. Es ist dasselbe Modell, Neunzigerjahre, türkis. Der Blick des Politikers bleibt kurz hängen. „Schönes Rad“, sagt der andere Mann, „welches Baujahr?“ Er hat einen leichten russischen Akzent. Drei Sätze später sind die beiden beim Du, wie das so ist unter Bikern. „Dein Schaltwerk bräuchte mal ein Up­date“, sagt der Mann mit dem Akzent, „ich hab noch eins in der Garage.“ Er solle ihn anrufen, sagt er und schreibt seine Nummer auf die Karte.

Das ist der Beginn einer Freundschaft, jedenfalls denkt der Politiker das. In den nächsten Monaten fahren die beiden am Wochenende durch den Grunewald, treffen sich abends auf ein Bier. Sie reden übers Schrauben und über Politik. Der neue russische Freund sagt, dass er für einen Thinktank arbeite, Schwerpunkt Wirtschaftspolitik. Er hat immer ganz viele Fragen. Der Politiker erzählt, was er weiß und gehört hat. Was er nicht weiß: Seine Antworten landen auf dem Server eines russischen Geheimdienstes.

Es ist ein fiktives Beispiel, aber es ist nicht unwahrscheinlich. Über russische Cyberangriffe wird oft gesprochen, weniger bekannt ist die Spionage „mittels harmlos wirkender Kontaktpflege“, wie es im aktuellen Verfassungsschutzbericht heißt. Belastbare Zahlen, wie oft solche Anbahnungsversuche unternommen werden und wie oft sie gelingen, gibt es nicht. Aber klar ist, dass Spionage ein Arbeitsschwerpunkt der russischen Botschaft in Berlin ist. Noch Anfang des Jahres gab sich gut ein Drittel der rund dreihundert Beschäftigten in der Botschaft als Diplomaten aus.

Kleine Puzzleteile, damit niemand Verdacht schöpft

In Wahrheit waren es Mitarbeiter von SWR, FSB, GRU oder einem anderen russischen Dienst. Im April wurden es vierzig weniger, die Bundesregierung hat sie zu unerwünschten Personen erklärt und des Landes verwiesen. Die anderen sind noch da.

Sie wollen natürlich wissen, welche alternativen Energiequellen die Bundesregierung auftut, wie es vorangeht mit dem Ziel, bis 2024 unabhängig von russischem Gas zu werden. Und welche Politiker in internen Runden Zweifel an den Sanktionen des Westens äußern. Aber das Interesse geht noch darüber hinaus. Die russischen Dienste arbeiten an einem vollständigen Bild der politischen und wirtschaftlichen Lage und möglicher künftiger Entwicklungen. Aus öffentlich zugänglichen Informationen kann man schon viel rausziehen. Menschliche Quellen, wie es in der Agentensprache heißt, werden benutzt, um das so gewonnene Wissen zu überprüfen und Lücken zu schließen. Es sind kleine Puzzleteile, die so unbedeutend erscheinen, dass Politiker, Mitarbeiter von Unternehmen, Journalisten oder wer sonst noch Opfer solcher Ausforschungen wird, oft keinen Verdacht schöpfen.




Die Agenten sind besonders kreativ, wenn sie Kontakte knüpfen. Der eine Geheimdienstler wird zum Thinktanker mit Fahrradleidenschaft, weil er weiß, dass der Politiker, der im Wirtschaftsausschuss sitzt und erzählen soll, was sich da so tut, den größten Teil seiner Freizeit auf dem Fahrrad verbringt. Andere geben sich als Geschäftsleute oder Wissenschaftler aus, am gebräuchlichsten ist die diplomatische Abdeckung als Kulturattaché oder Ähnliches.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!