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#Wie die Wirtschaft auf den AfD-Erfolg blickt

Durch das Schaufenster blickt ein fünf Meter großer Bär. Betritt ein Kunde das Geschäft, schauen ihn Hunderte weitere schwarze Augenpaare an. Sie gehören den Teddybären, die bei „Bären Martin“ in Sonneberg auf Käufer warten. Die Plüschtiere sind in Handarbeit gefertigt: aus Stoff oder gehäkelt, mit Wolle oder Vlies gefüllt, in allen Farben, Felllängen und Größen. Ein Unikat reiht sich an das nächste.

So niedlich die Bären sind, so hart ist das Geschäft mit ihnen. Die Produktion von Plüschtieren ist ein aussterbendes Handwerk. Sina Martin hat trotzdem vor zwölf Jahren das Familiengeschäft Martin Bären GmbH übernommen. Samt Manufaktur und Museum in der Sonneberger Innenstadt. Da war sie Anfang zwanzig und mitten im Studium der Wirtschaftsinformatik. Das Unternehmen war knapp hundert Jahre alt.

Seitdem beißt sie sich durch. Sie baute einen Onlineshop auf, der einen großen Teil des Umsatzes einbringt. Außerdem ist sie im Vorstand des Spielzeugvereins, den sie vor einem Jahr mitgegründet hat. Er setzt sich dafür ein, die Geschichte Sonnebergs als Stadt des Spielzeughandwerks zu betonen und die Innenstadt wieder attraktiver zu machen. Martin nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand.

Die Unternehmerin wünscht sich, dass Sonneberg bekannter wird, aber nicht für einen ressentimentbehafteten Landrat.


Die Unternehmerin wünscht sich, dass Sonneberg bekannter wird, aber nicht für einen ressentimentbehafteten Landrat.
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Bild: Dominique Wollniok

Für viele ein typisches Südthüringer Biotop

Auf einer Reise durch den Kreis Sonneberg ist ihr Teddybärengeschäft die erste Station. Wir treffen außerdem einen Gewerkschafter und einen Betriebsrat, eine Vertreterin des Unternehmerverbands und den Präsidenten der lokalen Industrie- und Handelskammer. So wurde es zu einer Reise, die Aufschlüsse über die Mentalität der Menschen hier in Südthüringen gibt.

„Ich finde es immer schwierig, von anderen Unterstützung für die eigene Situation zu fordern“, sagt Sina Martin. Frust helfe niemandem weiter. Als die Pandemie ausbrach und als später die Energiepreise stiegen, setzte sie stattdessen auf Zusammenhalt und Tatkraft. „Ich gehöre nicht zu den Frustwählern.“ Die zierliche Frau mit dunkelbraunen Haaren schaut über die Theke. „Kommen Sie mit ins Bastelzimmer.“

Direkt neben dem Eingang von „Bären Martin“: Ein fünf Meter großer Teddy


Direkt neben dem Eingang von „Bären Martin“: Ein fünf Meter großer Teddy
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Bild: Dominique Wollniok

Sina Martin ist Unternehmerin in Deutschlands bekanntestem Landkreis. Vor knapp einem Monat wurde Robert Sesselmann zum Landrat gewählt. Damit ist er der erste AfD-Politiker, der ein solches Amt hält. 14.992 Bürger haben sich für ihn entschieden – einunddreißig Prozent der wahlberechtigten Einwohner. Doch am Wahltag hat es für eine knappe Mehrheit von dreiundfünfzig Prozent der Stimmen gereicht. Demokratisch gewählter Vertreter einer Partei, die die bestehende Ordnung überwinden will.

Sesselmann ist oberster Kommunalbeamter eines Landkreises, der für viele ein typisches Südthüringer Biotop ist. Fachkräftemangel, Zulieferindustrie und wegbröckelnde Infrastruktur prägen die Region. Der AfD gelinge in diesen Gebieten der „Spagat zwischen Unternehmern und Kleinbürgertum, die sich kulturell abgewertet und ökonomisch gegängelt fühlen“, sagt der Wirtschaftssoziologe Klaus Dörre von der Uni Jena.

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