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#Wie Lars Klingbeil die SPD umkrempeln will

„Wie Lars Klingbeil die SPD umkrempeln will“

Als der heutige SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil noch ein junger Kerl war, verweigerte er den Wehrdienst. Befehl und Gehorsam waren nicht so seins. Klingbeil stammt aus Munster in Niedersachsen, es ist der größte Heeresstandort Deutschlands. 16.000 Menschen leben dort, außerdem sind gut 5000 Soldaten in der Stadt stationiert. Klingbeils Vater war Unteroffizier. Und so näherte sich Klingbeil über die Jahre immer mehr der Bundeswehr an, nahm sie in Schutz – vor allem gegen Anwürfe aus seiner eigenen Partei – und wurde Verteidigungspolitiker.

Mona Jaeger

Stellvertretende verantwortliche Redakteurin für Nachrichten und Politik Online.

Ihn prägten die Anschläge vom 11. September 2001. Immer häufiger wurde er gefragt, warum er denn früher verweigert habe. Er hatte keine Lust mehr auf die Frage und nahm vor gut zehn Jahren seine Wehrdienstverweigerung zurück. Das hatte keine unmittelbaren Konsequenzen. Aber seine Loyalität zur Truppe war nun dokumentiert.

Jetzt wird Klingbeil eine neue Frage gestellt, auch vom grünen Koalitionspartner: Wie kann er behaupten, Deutschland solle eine Führungsmacht sein, und nicht vorangehen, etwa bei der Lieferung von Kampfpanzern? Und was heißt das überhaupt – Führungsmacht?

Die Zeitenwende mit Leben füllen

Klingbeil hat vor drei Monaten in einer Rede als erster Vertreter der Regierungskoalition diesen Begriff in den Zusammenhang des Ukrainekriegs gestellt: „Deutschland muss den Anspruch einer Führungsmacht haben.“ Und: „Friedenspolitik bedeutet für mich, auch militärische Gewalt als ein legitimes Mittel der Politik zu sehen.“ Abgesehen von Scholz hat sich bei der Zeitenwende kein Politiker weiter vorgewagt als der 44 Jahre alte SPD-Vorsitzende. Er will die SPD verändern, ihr eine neue Außenpolitik gegenüber Russland geben und im europäischen Ausland Vertrauen zurückgewinnen. Er will die Zeitenwende mit Leben füllen. Das ist eine Menge. Auf Klingbeil lastet eine Menge Druck. Nur mitbekommen soll das niemand. Das Motto der SPD in dieser multiplen Krise lautet schließlich: Nerven bewahren. So wie Scholz. So wie Klingbeil.

Klingbeil steht an diesem Abend im Theater Wrede in Oldenburg vor rund 60 Frauen und Männern. „Klingbeil im Gespräch“ heißt das Format. Es regnet, es sind 16 Grad. Der SPD-Chef trägt einen dunkelblauen Anzug und hat die linke Hand locker in der Hosentasche. „Lars, du bist Parteivorsitzender in herausfordernden Zeiten geworden“, begrüßt ihn die Moderatorin. Corona-Krise, Ukrainekrise, Energiekrise und Klimakrise ja sowieso. „Es geht darum, dass wir Sachen ausdiskutieren“, sagt er.

Zögern, um dann doch den Kurs zu ändern?

Er sei froh, dass laut den Umfragen noch immer zwei Drittel der Deutschen es richtig finden, die Ukraine zu unterstützen. Aber ein Zuhörer will sogleich wissen: Warum liefert Deutschland keine Kampfpanzer in die Ukraine? Klingbeil bleibt bei der Argumentation von Scholz: Keine Alleingänge, die westlichen Verbündeten liefern schließlich auch keine Kampfpanzer. Außerdem würden die Ukrainer das Waffensystem des Leopard 2, um den es aktuell geht, nicht kennen. Die Ausbildung dauere bis zu drei Jahre. Aber hieß es früher bei anderem Gerät nicht auch erst: Machen wir nicht, dauert zu lange, ist zu kompliziert? Um dann doch den Kurs zu ändern? Die Zuhörer in Oldenburg wirken nicht wirklich überzeugt.

An Klingbeil würde die Lieferung von Kampfpanzern, das darf man annehmen, nicht scheitern. Aber er will jeden Eindruck vermeiden, eine andere Linie als der Bundeskanzler zu verfolgen. Klingbeil ist geprägt und abgeschreckt durch die Schröder-Zeit und das Zerwürfnis mit dem damaligen Parteichef Lafontaine. Die Einigkeit in der SPD geht ihm über alles, er sieht in ihr das Erfolgsrezept. Zugleich hat er Ambitionen, deutlich größere als seine Ko-Vorsitzende Saskia Esken. So wirkt Klingbeil oft gebremst. Als gehe er zwei Schritte vor und dann aus Parteiräson wieder einen zurück.

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