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Wie starb er denn nun?

Ein feuchtkalter Wind treibt Wolken über das Tisenjoch. Genau die richtige Stimmung, könnte man meinen, um die Stelle zu besuchen, an der vor 30 Jahren eine vollständig erhaltene Mumie, den Oberkörper aus dem Eis geschmolzen, von Wanderern auf diesem Übergang zwischen dem Nordtiroler Ötztal und dem Südtiroler Schnalstal gefunden wurde. „Ötzi“, wie der 5300 Jahre alte Tote von österreichischen Journalisten getauft wurde, war eine Sensation und ist es bis heute. Noch immer ist der Fund aus dem Spätneolithikum eine Quelle neuer Erkenntnisse für Paläontologen, Archäologen, Mediziner, Mumienforscher, Mikrobiologen und andere wissenschaft­liche Disziplinen. Zugleich ist er mehr denn je ein Objekt lukrativer Vermarktung. Dass die Interessen zuweilen im Widerstreit miteinander stehen, liegt auf der Hand.

Da gibt es – nur eine kleine Auswahl als Beispiel – Sportveranstaltungen wie den Ötzi Alpin Marathon, den Ötzi Trailrun und den Ötztaler Radmarathon, den es freilich schon seit 40 Jahren gibt, der aber längst als „der Ötzi“ firmiert. Auch in die Unterhaltungsindustrie hat die Marke Eingang gefunden. Ein Musiker nennt sich DJ Ötzi. Es gibt einen ziemlich handfesten Spielfilm über Leben und Sterben des „Manns aus dem Eis“. Umhausen im Ötztal nennt ein museales „Ötzi-Dorf“ sein eigen, das immerhin bis zu 50.000 Besucher im Jahr hat. Gar 300.000 besichtigen jedes Jahr (wenn nicht Corona alles stillegt) die Mumie selbst, die in einem Glaskasten im Archäologiemuseum der Südtiroler Hauptstadt Bozen ausgestellt wird. Weil das ehemalige Bankgebäude für den Zustrom zu klein ist, wird derzeit heftig über eine Nachfolgelösung gestritten.

Ein Musikprofessor aus Verona?

Die Anfänge waren demgegenüber holprig. Als die Bergwanderer Helmut und Erika Simon aus Nürnberg den mensch­lichen Körper am 19. September 1991 auf etwa 3200 Metern Höhe aus dem Eis ragen sahen, berichteten sie das dem Wirt der nahegelegenen Similaunhütte, der wiederum die Polizei in Sölden im österreichischen Ötztal verständigte. Im Museum in Umhausen sind Kopien der ersten Polizeimeldungen zu sehen: Erst dachte man an das Opfer eines „Alpinunfalls, der schon viele Jahre zurückliegt“, vielleicht ein Musikprofessor aus Verona, der 1938 als „abgängig“ gemeldet wurde. Nein, der sei schon 1952 begraben worden, heißt es in einer handschriftlichen Ergänzung. Quelle: Carabinieri.

Die italienische Polizei war einbezogen, weil der Tote fast genau auf der Grenze zwischen beiden Ländern lag. Zunächst nahm die italienische Seite es gleichsam achselzuckend hin, dass die Österreicher glaubten, er liege auf ihrer Seite und sie seien für die Bergung zuständig. Als die Mumie Berühmtheit erlangt hatte, wurde sie nach langem Streit 1997 nach Bozen überführt. Streiten mussten auch die Simons um ihr Recht, als Finder des „Ötzi“ gelten zu dürfen. Schließlich bekam Erika Simon (ihr Mann kam selbst tragischerweise durch einen Alpinunfall ums Leben) vom Land Südtirol einen Finderlohn.

Weil man bei der Bergung noch an ein Unfallopfer aus jüngerer Zeit dachte, ging man recht rabiat vor, hieb die Mumie mit Pickeln frei und brach Gliedmaßen. Der Innsbrucker Archäologe Walter Leitner, der damals noch nicht einbezogen war, sagt: „Wenn Archäologen dort gewesen wären, wäre klar gewesen, dass die Situation en bloc aus dem Eis geschnitten werden sollte. Auch die Bergung an sich war nicht gerade fachgerecht.“ Das sei kein Vorwurf, man habe es in der Situation nicht besser gewusst. Immerhin sei eine schon geplante Obduktion oder gar die erwogene Einäscherung nicht erfolgt, sonst würde man sich heute mit anderen Themen beschäftigen müssen.

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