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#Wie steht es um die Infektionsgefahr an der frischen Luft?

Wie steht es um die Infektionsgefahr an der frischen Luft?

Beim Lesen der geplanten Änderungen im Infektionsschutzgesetz dürfte sich so mancher Aerosol-Experte geärgert haben. Die Bundesregierung will gemäß dem am vergangenen Dienstag veröffentlichten Entwurf ab einer Inzidenz von 100 gemeldeten Corona-Infektionen pro 100.000 Einwohner Zoos schließen, Treffen im öffentlichen Raum weitgehend verbieten und eine Ausgangssperre nach 21 Uhr einführen – das alles schränkt das Leben unter freiem Himmel ein. Dabei hatten sich zuvor fünf Aerosolforscher mit viel Medienrummel an die Regierung gewandt: In einem offenen Brief kritisierten sie, die öffentliche Debatte bilde nicht den wissenschaftlichen Kenntnisstand ab, nämlich dass die Gefahr, sich mit Sars-CoV-2 zu infizieren, drinnen lauere.

Würden Treffen in Parks verboten und Uferpromenaden gesperrt, erscheine es, als wäre es draußen besonders gefährlich. Ausgangssperren tadeln die Verfasser als „irreführende Kommunikation“. Stattdessen solle man deutlich machen, dass die Gefahr in den Innenräumen liegt, und die Menschen besser schützen. Das ist jedoch aufwendig. Und obwohl die Kritik an den Outdoor-Maßnahmen fachlich berechtigt ist, ignoriert sie entscheidende Punkte.

Die Studienobjekte der Aerosolforscher sind mikroskopisch kleine Partikel in der Luft, wie etwa unsichtbare Tröpfchen, die uns beim Atmen oder Sprechen aus Mund und Nase dringen. Diese Partikel können Viren enthalten, andere Menschen atmen sie ein, und das ist ein Hauptansteckungsweg für das Coronavirus. Die in Innenräumen typischen Strömungen sorgen dafür, dass sich auch 20 Mikrometer große Tröpfchen in der Luft anreichern. Stammen diese aus den Atemwegen eines Infizierten, steigt jede Minute das Ansteckungsrisiko für andere, selbst wenn sie die infizierte Person gar nicht treffen, sondern nach ihr den Raum betreten, einen Aufzug zum Beispiel. „Da würde ich jetzt nicht reingehen, Fahrstühle sind sehr schlecht durchlüftet“, warnt Detlef Lohse, der an der niederländischen Universität Twente die Physik von Flüssigkeiten erforscht. Den Brief seiner Kollegen begrüßt er.

Die Infektionsgefahr im Fußballstadion hängt vom Wind ab

Ganz anders als in Räumen verhalten sich Partikel unter freiem Himmel. Dort weht der Wind sie weg und verdünnt das Gemisch aus Luft und Tröpfchen. Diese physikalischen Phänomene spiegeln sich in epidemiologischen Studien zu Covid-19 wider, so haben Forscher aus China im Fachblatt „Indoor Air 7324“ Ansteckungen nachvollzogen. Sie fanden nur einen Ausbruch, der nach einem Treffen an der Außenluft seinen Lauf nahm. Eine vergleichbare Studie aus Japan kommt zu dem Schluss, dass die Ansteckungsgefahr draußen fast zwanzigmal geringer ist als in Innenräumen. Aber bei null liegt sie nicht.

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Die deutschen Experten drücken sich in ihrem Brief um Empfehlungen für das Verhalten im Freien und begnügen sich mit Aussagen wie: „In der Fußgängerzone eine Maske zu tragen, um anschließend im eigenen Wohnzimmer eine Kaffeetafel ohne Maske zu veranstalten, ist nicht das, was wir unter Infektionsvermeidung verstehen.“ Während einer Unterhaltung im Freien kann jemand seinem Gegenüber größere Tröpfchen ins Gesicht spucken: Da spielt die Verdünnung keine Rolle mehr. „In einer dichtbevölkerten Fußgängerzone würde ich vor allem bei Nässe und Kälte eine Maske tragen“, sagt Lohse. Auch kleine Schwebepartikel können gefährlich werden. „Wenn man an einer Bushaltestelle steht und jemand raucht, dann riecht man das auch in mehr als zwei Meter Abstand“, erklärt es Julian Tang, Virologe an der britischen University of Leicester, mit einem anschaulichem Beispiel. Viren in Aerosolen würden sich ebenso verhalten, es komme eben auf die Strömungsverhältnisse an. Daher empfiehlt Tang, Masken in Warteschlangen und an Haltestellen anzulegen.

Im Sommer würde sich Physiker Lohse bei niedriger Inzidenz bedenkenlos auf die Terrasse eines Restaurants setzen, Fußballtraining im Freien gestatten und auch Fans im Fußballstadion mitfiebern lassen, sofern sie Masken trügen und genügend Plätze frei blieben. Um der Frage nachzugehen, wie sich hier infektiöse Partikel verhalten, haben niederländische Wissenschaftler in einem Block der Johan-Cruyff-Arena auf den Sitzplätzen Maschinen positioniert, die Aerosole erzeugen. Damit simulierten sie atmende und singende Fans in der Heimat des Vereins Ajax Amsterdam; Detektoren ermittelten, wie lange die Partikel in der Luft verblieben und ob industrielle Luftreiniger sie aufsaugen könnten. Die Resultate liegen noch nicht vor, doch der Studienleiter Bert Blocken von der Technischen Universität Eindhoven zeigte sich in der Tageszeitung „Trouw“ überrascht von einem Zwischenergebnis: Vor allem der Wind habe die Partikelkonzentration beeinflusst, obwohl das Stadion beinahe ringsum geschlossen sei und ein Dach habe.

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