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#Wieso die Silicon Valley Bank scheiterte

„Wieso die Silicon Valley Bank scheiterte“

Die Schließung von mittlerweile drei Banken in den USA beunruhigt derzeit viele Beobachter. Es ist Verunsicherung zu spüren, da das beherzte Eingreifen der Aufsichtsbehörden und der amerikanischen Notenbank nicht so recht zu den nach bisheriger Erkenntnis eher isolierten Vorfällen innerhalb des amerikanischen Bankenwesens passen will. Und wie Stephen Dover, Leiter des Thinktanks der Fondsgesellschaft Franklin Templeton, schreibt, ist es erwähnenswert, „dass fast alle Finanzkrisen mit einem scheinbar idiosynkratischen Ereignis begannen, das sich letztendlich als systematisches Risiko entpuppte“ – auch wenn Dover den amerikanischen Behörden bescheinigt, entscheidende Maßnahmen ergriffen zu haben, um erhebliche Verwerfungen im amerikanischen Banken- und Finanzsystem zu verhindern.

Im Mittelpunkt der derzeitigen Krise steht die Silicon Valley Bank (SVB), eine eher kleine Bank mit einem stark spezialisierten Geschäftsmodell. Sie war die Bank schlechthin für die Startup-Branche, vergab Kredite an diese und verwaltete deren Einlagen. In normalen Zeiten ist dies kein schlechtes Geschäft. Die Ausfallrate der Kredite ist zwar höher, aber langfristig ist man bei der Finanzierung der nächsten Google oder Facebook mit dabei. Zudem saß das Venture Capital jahrelang locker und gewährleistete einen hohen Depositenzufluss. Zur Absicherung investierte die SVB in großem Umfang in sichere amerikanische Staatsanleihen.

In zwei Tagen von der Rating-Abstufung zum Kollaps

Der rasche und starke Anstieg der Zinsen aber änderte die Voraussetzungen. Venture Capital floss nicht mehr im selben Maße zu, während gerade langlaufende Staatsanleihen erhebliche Kursverluste erlitten. Im Fall der SVB fiel der Wert eines Portfolios von 100 Milliarden Dollar auf nur noch 77 Milliarden. Damit war die Bank nicht alleine. Tatsächlich saßen amerikanische Banken zum Jahresbeginn auf insgesamt 620 Milliarden Dollar nicht realisierter Verluste aus derartigen Portfolios. Bei der SVB indes machte dieses Portfolio 57 Prozent der Vermögenswerte aus. Beim Konkurrenten mit dem nächstgrößten Portfolioanteil betrug dieser nur 42 Prozent. Dadurch waren die Risiken bei der SVB deutlich höher. Auch wenn diese Situation für die Bank nicht gut war, so war sie doch erst einmal nicht akut gefährlich. Die Krise wurde wohl durch Fehleinschätzung mit verschuldet.

Auslöser war, dass die Ratingagentur Moody’s der Bank Anfang der vergangenen Woche mitteilte, sie werde wegen der hohen Buchverluste auf das Anleihenportfolio das Bonitätsrating der Bank um eine Stufe von „A3“ auf „Baa1“ senken. Dem wollte die Bank durch Kapitalmaßnahmen entgegensteuern und verkaufte einen Teil des Anleihenportfolios, wodurch ein Verlust von 1,8 Milliarden Dollar realisiert wurde. Dies wollte man durch eine Kapitalerhöhung in gleichem Umfang wettmachen.


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Genau das aber wurde als Signal gewertet, dass sich die Bank in Liquiditätsengpässen befinde. Dadurch scheiterte nicht nur die Kapitalerhöhung. Vielmehr begannen die Einlagenkunden, massiv Gelder abzuziehen. Bei diesen handelte es sich ja vornehmlich um Startups. Diese sind aufgrund des Mangels an Mittelzuflüssen aus dem operativen Geschäft auf ihre Barreserven angewiesen sind, um ihr Geschäft weiter betreiben zu können. Daher gingen sie, teils aus eigenem Antrieb, teils gedrängt durch ihre Venture-Capital-Geber, auf Nummer sicher – oder was sie zumindest dafür hielten. Die SVB geriet in die befürchteten Liquiditätsengpässe, aus der sie dann auch ein eilends anberaumter, umfangreicher Anteilsverkauf nicht mehr retten konnte.

Deregulierung für höhere Ausschüttungen

Was der Krise und dem Zusammenbruch der Bank Vorschub leistete, ist eine Lockerung der strengen Regulierung durch die Trump-Administration im Jahr 2018 für Banken mit Vermögenswerten von weniger als 700 Milliarden Dollar. So gilt etwa die Vorschrift, dass Banken mehr liquide Mittel zu halten haben, als in einem 30-tägigen Stressszenario abfließen würde, in den USA nur für die größten Banken. Seinerzeit war es just SVB-Chef Greg Becker vor dem Kongress einer der Advokaten einer Deregulierung, was er damit begründete, dass durch die Vorschriften im Endeffekt die Kunden kleiner Banken über Gebühr belastet würden.

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