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#Will wirklich niemand den Impfstoff von Astra-Zeneca?

Will wirklich niemand den Impfstoff von Astra-Zeneca?

Astra-Zeneca ist das Sorgenkind unter den Impfstoffen. Nicht qualitativ, er wirkt so gut wie jeder andere Impfstoff gegen eine schwere Erkrankung mit Covid-19, nach neuen Studien sogar besser als Biontech nach der ersten Impfung. Aber er hat einen Imageschaden, und der wird immer größer. Erst wurde mit der EU über zugesagte Liefermengen gestritten, dann hieß es, der Impfstoff sei weniger wirksam als andere, dann durften nur Leute unter 65 damit geimpft werden, und schließlich traten gehäuft Nebenwirkungen auf. Und zu guter Letzt heißt es nun, es wollten sich viele Leute nicht damit impfen lassen. Aber stimmt das?

Nur zwei Prozent für Astra-Zeneca?

Ja und nein. Hier gibt es eine vielzitierte Geschichte, die sich allerdings als nur halb wahr herausgestellt hat. Bei einer Studie kam angeblich heraus, dass sich nur zwei Prozent der Bevölkerung mit Astra-Zeneca impfen lassen wollten. Diese Studie ist die fünfte Befragung des Hamburg Center for Health Economics aus dem Januar dieses Jahres. Gefragt wurde danach, womit man sich impfen lassen wolle, wenn man die freie Wahl habe. Man kann also aus den positiven zwei Prozent für Astra-Zeneca nicht auf eine ablehnende Haltung von 98 Prozent der Bevölkerung gegen Astra-Zeneca schließen. Im Gegenteil: Es stellte sich sogar heraus, dass es 48 Prozent der Menschen ganz egal war, mit welchem Impfstoff sie geimpft würden.

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Die Bundesländer und Kreise berichten von unterschiedlichen Erfahrungen. In Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein lassen sich die Leute gerne mit Astra-Zeneca impfen. In Nordrhein-Westfalen wurden anfangs kaum Termine abgesagt.

In Sachsen sieht es allerdings anders aus. Dort gebe es „durchaus eine gewisse Unsicherheit und auch niedrigere Akzeptanz des Impfstoffes zu verzeichnen“, sagt eine Sprecherin des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales. In Mainz werden Online-Termine plötzlich viel häufiger als zuvor storniert und Arztgespräche über Astra-Zeneca deutlich öfter abgebrochen als über Biontech. In Köln werden derzeit an manchen Tagen mehr als vierzig Prozent der Termine abgesagt. Pikantes Detail dabei: Die Leute erfahren direkt bei der Terminvergabe online oder über die Hotline, welchen Impfstoff sie erhalten werden. Sie sagen also nicht direkt ab, obwohl das auch vorkommt, sondern sie stornieren ihren Termin erst später. Seit ein paar Tagen ist so ein irrationaler Nachahmungskreislauf entstanden: Je mehr Leute absagen, desto mehr Leute sagen ihre Termine ebenfalls ab. Das kann man Ablehnung nennen, es ist aber eher Ausdruck einer Verunsicherung.

Termine werden allerorts storniert

Googelt man einmal die Begriffe „Astra-Zeneca“ und „Ablehnung“, erscheinen Dutzende Artikel. Termine werden allerorts storniert, von Städten wie Aachen, Paderborn, Bielefeld bis zu Landkreisen wie München oder dem Saalekreis. Und obwohl dies ein Trend ist, der sich verstärkt, täuscht auch hier manchmal der erste Eindruck: Pflegedienste sagen etwa ihre Termine oft ab, weil es sich als praktikabler herausgestellt hat, das Personal gestaffelt zu impfen. Sollten nämlich leichte Nebenwirkungen auftreten, was gerade bei jüngeren Personen öfter geschieht, ist nicht direkt das gesamte Unternehmen lahmgelegt. Das Gleiche gilt für Rettungskräfte. Alle Terminabsagen über einen Kamm zu scheren führt also nicht zu belastbaren Erkenntnissen.

Auch dass der Impfstoff bundesweit erst zu fünfzehn Prozent verimpft worden ist, liegt wohl nur zu einem kleinen Teil an den vermehrten Terminabsagen der Impflinge. Vor allem scheinen organisatorische Gründe dafür verantwortlich zu sein. Es gibt nicht sehr viele Menschen in der Prioritätsgruppe eins, die jünger als 65 sind. In vielen Bundesländern wurden diese Menschen, meist Pflegekräfte, bereits geimpft. Erst jetzt beginnt vielerorts die Umstellung auf die zahlenmäßig große Prioritätsgruppe zwei, zu der nun auch Lehrer und Erzieher gehören. Es liegt nun an den Ländern und Landkreisen, die vorhandenen Dosen zügig zu verimpfen. Wenn das gelingt und jeder sieht, dass Astra-Zeneca ebenso gut schützt wie ein anderer Impfstoff, wird sich das Problem wohl von allein lösen.

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