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#Wladimir Putin kann jederzeit eskalieren

„Wladimir Putin kann jederzeit eskalieren“

Die vielen Berichte, die zu Beginn des Ukrainekriegs über die militärischen Schwierigkeiten Russlands veröffentlicht wurden, waren berechtigt. Dass sich eine militärische Großmacht mit einer herkömmlichen konventionellen Operation so schwertun würde, war eine Überraschung. Aber ein wenig entstand auch ein falscher Eindruck. Russland ist der Ukraine nicht unterlegen, ganz im Gegenteil. Putin konnte Kiew nicht erobern, kontrolliert inzwischen aber zwanzig Prozent des ukrainischen Staatsgebiets. Das ist ein großer Rückschlag für das überfallene Land, denn solche großen Gebiete muss man erst mal zurückgewinnen.

Was die Regierung in Kiew dafür als nötig erachtet, hat sie zu Beginn der Woche dargelegt. Auf der ukrainischen Wunschliste stehen unter anderem 1000 Haubitzen, 300 Mehrfachraketenwerfersysteme und 500 Panzer. Selbst wenn das großzügig veranschlagt sein mag, geht es doch weit über das hinaus, was der Westen schon geliefert oder versprochen hat. Der Abnutzungskrieg im Donbass wird zu einer Materialschlacht, in der die Russen bisher die besseren Karten haben.

Biden schaut sehr genau hin

Im Westen kommt die Tragweite dieser Entwicklung erst allmählich an. Am deutlichsten wird man sie in Washington verstehen, denn dort hatte man schon vor dem Krieg ein realistischeres Bild der Lage als in Europa. Biden hat mit großem Abstand am meisten Waffen geliefert, und er überlässt den Ukrainern nun erstmals ein modernes westliches Artilleriesystem.

Allerdings schaut der Präsident immer noch sehr genau hin, was man damit machen kann. Dass er die Raketenwerfer nur mit der geringsten Reichweite zur Verfügung stellt, hat den gleichen ernsten strategischen Hintergrund wie seine Weigerung, Flugzeuge zu liefern. Biden will nicht, dass die Ukraine Angriffe auf russisches Staatsgebiet unternimmt, schon gar nicht mit Waffen aus dem Westen. Im Weißen Haus möchte man auf keinen Fall selbst in den Krieg gezogen werden.




Das ist eine schmale Gratwanderung, denn es liegt allein in Putins Ermessen, wie er auf westliche Lieferungen reagiert. Bisher beschränkt er sich auf Versuche, diese Waffen in der Ukraine zu zerstören. Damit akzeptiert er fürs Erste Bidens Limit, obwohl die russische Propaganda den Krieg als Stellvertreterkonflikt mit dem Westen darstellt. Das muss aber nicht so bleiben, vor allem nicht, wenn Putin den Eindruck bekommen sollte, er werde zum Verlierer. Seine Möglichkeiten zur Eskalation reichen vom Einsatz von Massenvernichtungswaffen in der Ukraine über Cyberangriffe im Westen bis zu Schlägen auf NATO-Gebiet.

Die Druckmittel des Westens werden weniger

Dieser Fall, der die Bündnispflicht aktivieren würde, ist immer noch der unwahrscheinlichste. Der stark beanspruchten russischen Armee fehlen die Kräfte für eine Auseinandersetzung mit der NATO. Aber das Pro­blem wird größer werden, je mehr und je schlagkräftigere Waffen die Ukraine braucht und fordert. Und es wird nicht schnell verschwinden. Russland stellt sich auf einen längeren Krieg ein, auch der Verteidigungswille der Ukraine ist ungebrochen. Genau deshalb sind die diplomatischen Bemühungen zum Stillstand gekommen. Beide Seiten rechnen sich derzeit von einer Fortsetzung der Kämpfe Vorteile aus.

In der Frage der Artilleriesysteme folgt Europa wie gehabt dem amerikanischen Vorbild, auch Deutschland will das tun. Die anderen Druckmittel gehen dem Westen aber allmählich aus. Die Sanktionen sind schon weitgehend ausgereizt, ohne dass sie auf den Kriegsverlauf einen erkennbaren Einfluss gehabt hätten. Es bleibt nur das Gas, aber hier droht Europa bekanntlich eigener Schaden; die Drosselung von Nord Stream 1 hat das am Dienstag wieder in Erinnerung gerufen. Solidaritätsreisen nach Kiew oder ein EU-Kandidatenstatus für die Ukraine werden auch keine Wirkung auf dem Schlachtfeld zeigen, sie haben nur als politische Symbole Bedeutung.

So wirkt die öffentliche Debatte zunehmend ratlos. In Deutschland verliert man sich in gesinnungsethischen Wortklaubereien, wer im Krieg gewinnen oder verlieren solle. Von einem Land, das sich an echte Außenpolitik erst wieder gewöhnen muss, kann man da vielleicht nicht mehr erwarten. Aber dem französischen Präsidenten fällt auch nur ein, dass Russland nicht gedemütigt werden dürfe. Das verrät ein Denken, das dem Wiener Kongress nähersteht als der demokratischen Ordnung, welche die EU doch gegen Putin verteidigen will.

Wie immer in Europa seit nun gut hundert Jahren wird es am Ende darauf ankommen, was Amerika will. Bidens Verteidigungsminister hat kürzlich als Ziel genannt, dass Russland so geschwächt werden solle, dass es nicht sehr bald wieder zu einer Invasion fähig sei. Auch das spricht nicht für ein schnelles Ende des Kriegs.

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