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Alles für den Nobelpreis

Was machen schon fünf Tage, wenn man jenseits von Gut und Böse ist? Für den beim Fernsehen sanft dahingeschiedenen Hermann (Walter Sittler) einen Riesenunterschied, so sehen es Annette (Adele Neuhauser), Joachim (Heiner Lauterbach), Ella (Iris Berben) und Friedrich (Michael Wittenborn). Entweder wird er fernerhin bloß verstorben sein – oder er stirbt weltberühmt, worüber er sich dann in alle Ewigkeit freuen kann. Und alle anderen auch. Vom Preisgeld nicht zu reden. Es gilt „Unter Freunden stirbt man nicht“, und auch die Finanzen bleiben besser außen vor. Was natürlich nicht geschieht in dieser gelungenen, dialogstarken und überraschungsreichen Komödie für alle Altersstufen, erzählt in vier Teilen aus vier verschiedenen Freundesperspektiven, zunächst im Stream bei TVNow, im nächsten Jahr auch bei Vox zu sehen.

Hermann, so pfeifen es die Spatzen von den Dächern, wird den Wirtschaftsnobelpreis bekommen. Unter den E-Mails des renommierten Bonner Wissenschaftlers findet die Gruppe eine Botschaft auf Schwedisch, die bald große Neuigkeiten ankündigt. Freilich geht die Ehrung nur an Lebende. Pech. Aber hat man nicht früher, als von Lebensfrust, Minderwertigkeitskomplexen, Scheidungen und Existenzängsten noch nicht die Rede war, ganz andere Dinger gedreht?

Vor den Entschluss, die Leiche bis zur Preisverkündung fünf Tage lang zu verstecken, hat das Drehbuch ein ausgiebiges Tafeln im Haus des gerade Verstorbenen gesetzt. Annette, Joachim, Ella und Friedrich sind eben Jungsenioren aus der „Toskana-Fraktion“ (die Älteren werden sich erinnern), da geht nichts ohne gutes Essen und guten Wein vorzugsweise in mediterranem Ambiente. Selbst die Verbrechensplanung braucht Stil. Sowie Nostalgie: An der Esszimmerwand hängen Bilder aus mehr als vierzig Jahren Zusammenhalt der fünf Freunde. Ein Bund, der verpflichtet. In Hermanns Arbeitszimmer ein Foto des Wissenschaftlers Arm in Arm mit einem jovialen Gerhard Schröder. Jetzt noch der Nobelpreis, das wäre die Krönung.

Probleme abseits der Leiche

Leider haben die vier Überlebenden auch sonst ziemliche Probleme. Annette, so zeigt es ein virales Video in den sozialen Medien, hat in ihrer Buchhandlung einen hochbetagten Romanautor, einen Holocaustüberlebenden mit Parkinson, aus dem Rollstuhl gestoßen und beschimpft. Sie behauptet, er habe ihr an die Brust gefasst. Von einer RTL-Redakteurin telefonisch verfolgt, sagt sie schließlich ja zum Interview bei Steffen Hallaschka, weil Ella meint, es wäre tolle PR für das darbende Geschäft mit Gedrucktem. Verwirrt vom Tod Hermanns, mit dem sie zwanzig Jahre ein „heimliches“ Verhältnis hatte, redet sie sich um Kopf und Kragen.

Joachim, der einst mit dem Patent eines Plastikbeutelverschlusses ein Vermögen verdient hat und auf großem Fuß lebt, möchte endlich als Lyriker anerkannt werden und will seinen ersten Band im Eigenverlag herausbringen. Dass er die Möglichkeit haben soll, mit Elke Heidenreich über ihre Anmerkungen zu seinem Werk zu reden, macht ihn ganz närrisch. Ella hat genug mit ihren wechselnden Liebhabern zu tun, über deren Standfestigkeit sie die nicht amüsierten Freunde in allen blumigen Details auf dem Laufenden hält. Friedrich dagegen blamiert sich auf einer Uni-Investorenkonferenz, auf der er seine ewigen Wissenschaftler-Minderwertigkeitsgefühle als unbegabterer Kollege Hermanns kompensieren will.

Eine Leiche allerdings ist in Bonn am helllichten Tag und selbst bei Nacht schwieriger zu verstecken als gedacht. Eine schwangere Frau (Inez Bjorg David), vielleicht Hermanns Studentin, klingelt ausdauernd an der Tür. Die Schwester (Johanna Gastdorf) kommt angereist. Beim Transport in Joachims Haus geschieht ein folgenschwerer Unfall. Seine Frau Vera (Tanja Schleiff) fühlt sich ausgeschlossen. Ellas Ex-Mann (Harald Krassnitzer) taucht auch noch auf. Beim neuerlichen Umbetten verschwindet der Tote. Eine Entführung? Aufgeklärt wird die Chose nach und nach – von den verhafteten vier, die bei der Polizei sitzen und dem Diensthabenden (Moritz Führmann) das Chaos mit Sinn sortieren wollen. Während im Hintergrund beim Sender n-tv die Verkündung des Preises durch den Generalsekretär der schwedischen Akademie ansteht.

„Unter Freunden stirbt man nicht“ ist die Adaption einer israelischen Serie nach dem Roman von Noa Yedlin. Ihre Wunschbesetzung bestand unter anderem aus Lily Tomlin und Jack Nicholson. Neuhauser, Berben, Lauterbach und Wittenborn machen Hollywood aufs schönste vergessen. Das Drehbuch von Claudius Pläging mit teils zum Schreien komischen Dialogen ist kongenial, die Regie von Felix Stienz folgt dem Prinzip „Nora Ephron meets Loriot“, nur die Wackelkamera von Jakob Beurle nervt bisweilen. Fazit: Freunde sind Menschen, die einander unangenehme Wahrheiten sagen können und dann immer noch Freunde sind. Viel besser als Preise.

Von Donnerstag an bei TVNow

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