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#Annalena Baerbock will kämpfen und riskieren

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Annalena Baerbock will kämpfen und riskieren

Mittendrin wechselt Annalena Baerbock die Angriffsrichtung. Es ist Sonntag, der Abend des Triells im Fernsehen, und die Kanzlerkandidatin der Grünen weiß: Jetzt oder nie. Ihre Werte sinken, in diesem Augenblick aber hat sie gleich beide Rivalen vor dem Lauf: Olaf Scholz von der SPD und Armin Laschet von der Union. Gerade noch hat sie sich Scholz vorgeknöpft, weil der ihrer Ansicht nach als Finanzminister zu spät das nötige Geld für Anti-Corona-Luftfilter in Schulen freigegeben hat. Gerade war sie noch drauf und dran, ihm die Schuld dafür zu geben, dass Deutschlands Kinder so lange nicht zur Schule konnten, doch jetzt schwenken ihre Pupillen rüber zu Laschet, und ansatzlos kommt die Gerade: „Sie schütteln den Kopf!?“ Laschet, tonlos verblüfft: „Frau Bae …“ Sie setzt nach: „Wir haben gemeinsam darüber gesprochen!“ – Laschet, jetzt schon mit ein wenig Stimme: „Frau Baerbock …“

Konrad Schuller

Politischer Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

Es hat ihm nichts genutzt. Als er sich fing, war Baerbock in ihrem Text längst weiter: wie sie Lösungen vorgeschlagen habe, wie keiner zugehört habe, weder Union noch SPD. Ein Kerl zur Linken, ein Kerl zur Rechten, dazwischen eine Frau, die austeilt. So ist es an diesem Abend gegangen.

Baerbock hat schwere Momente gehabt in diesem Frühling und Sommer. Nachdem sie sich Anfang 2018 zusammen mit Robert Habeck die Führung der Grünen erkämpft hatte, schien es mit ihrer Partei immer nur aufwärts zu gehen. Disziplin, loyale Kooperation und Machtwille brachten das Kanzleramt in Sichtweite. Dann aber machte sie Fehler. Ihre persönlichen Werte sackten ab und mit ihr die der Partei. Eine Zeit lang wirkte sie persönlich verunsichert. Jetzt aber hat sie sich auf das besonnen, was sie kann: kämpfen, riskieren – und dann darauf vertrauen, dass es mit viel Härte und viel Glück schon gut gehen wird.

Das hat schon mehrmals geklappt. Als sie sich Ende 2017 um die Führung ihrer Partei bewarb, hatte niemand sie auf dem Schirm. Damals ist sie Habeck, dem Realo-Platzhirsch aus der Jamaika-Koalition in Schleswig-Holstein, mit ihrer Ansage um wenige Stunden zuvorgekommen. Ihre Bewerbung war umso kühner, als sie allen Regeln widersprach. Genau wie Habeck ist sie Reala, sogar Ultra-Reala. Ihr Schritt in den Ring widersprach dem eisernen Proporzgesetz der Grünen, dem zufolge in der Doppelspitze beide Flügel präsent sein müssen. Aber andererseits: Was konnte sie verlieren? Sie stand damals noch nicht hoch genug, um tief zu fallen. Selbst eine Niederlage hätte etwas gebracht: Bekanntheit, den Ruf der Courage. So griff sie zu, und Habeck sagte danach im Ton der Bewunderung: „Was für ein Move!“

Baerbock hat Habeck überrollt

Als sie das zweite Mal nach der Macht griff, war er dann selbst das Opfer. Es war das vergangene Frühjahr. Die beiden hatten als scheinbar ideales Duo die Partei so hoch steigen lassen, dass das Wagnis einer eigenen Kanzlerkandidatur zur realen Option wurde. Nur: Wer von ihnen es werden sollte, hatten sie noch nicht ausgemacht. Habeck sagte, er sei bereit, Baerbock auch.

Am Ende hat sie ihn dann überrollt. In den Personenratings standen sie gleichauf, aber für SPD, Union und FDP gingen Männer ins Rennen. Jeder wusste: Wenn Baerbock jetzt sagt, sie will es machen, ist Habeck machtlos. Jeder Widerstand hätte ihn in der Genderkultur der Grünen irreparabel zerlegt. Und so hat Baerbock ihren Führungspartner also um die Osterzeit vor vollendete Tatsachen gestellt. Sie machte klar, dass sie auf jeden Fall nach der Kanzlerkandidatur greifen würde – so oder so. Er musste schlucken und schweigen.

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