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#Von der Moral sprechen wir später

„Von der Moral sprechen wir später“

Nein, von Moral war kaum die Rede an diesem Sonntagsabend bei Anne Will, wo sechs Menschen, anfangs zumindest, auch vom Krieg in der Ukraine sprachen und von dem Entsetzen über die Bilder der Leichen aus Butscha – deutsche Menschen, die sich selbst und einander doch so gerne bescheinigen, dass sie vor lauter Moral so oft fürs politische Denken keine Kraft mehr haben.

Aber das moralische Problem, die Frage, ob die, die jahrelang die vermeintliche Friedensdividende genossen haben, bezahlbare Preise für Energie und Rohstoffe, ob die Deutschen also jetzt einen Teil dieser Profite zurückzahlen müssten, um die, auf deren Kosten das alles ging, zu unterstützen und vielleicht zu retten – die Frage also, ob Deutschland schon moralisch verpflichtet wäre zu einem Öl- und Gasembargo: Diese Frage wurde leider nicht gestellt. Und womöglich hätten der bayerische Ministerpräsident und der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei diese Frage auch gar nicht zugelassen. Oder sie als emotional und weltfremd zurückgewiesen.

Was versteht Putin?

Moral, als Kampfmoral verstanden, zeigten allerdings die beiden Frauen in der Runde, Marieluise Beck vom Thinktank Zentrum liberale Moderne und die sogenannte Wirtschaftsweise Veronika Grimm, die beide mit einigem Nachdruck darauf hinwiesen, dass das Embargo, außer wirtschaftlichen Folgen, auch die politisch-psychologische Nebenwirkung haben werde, dass die Entschlossenheit, die Opferbereitschaft und die Konsequenz, die es dafür brauche, zu den Phänomenen gehörten, die selbst der immer unverständlicher handelnde Wladimir Putin sehr gut verstehen werde. Sie mussten immer wieder daran erinnern, denn immer wieder versuchte Klingbeil die eigene Unentschlossenheit und die Zögerlichkeit seiner Parteifreunde und der Regierung auch damit zu rechtfertigen, dass man doch gar nicht wissen könne, ob das sofortige Embargo den russischen Präsidenten zur sofortigen Beendigung des Kriegs auch wirklich nötigen werde.

Immerhin bekannte sich Klingbeil zur eigenen Unentschlossenheit, sagte, mit gewissermaßen schuldbewusster Miene, noch einmal auf, dass man sich ja langsam, aber sicher und unwiderruflich von den russischen Rohstoffen abkoppeln werden, bis 2023 oder 2024, und war auch nicht sehr beeindruckt von Veronika Grimms Argument, dass genau diese Zeit ja auch von Putin genutzt werden könne, sich neue Abnehmer zu suchen.

Nur eine privilegierte Minderheit?

Markus Söder dagegen, zugeschaltet aus München, versuchte den Eindruck größter Tatkraft zu vermitteln, machte ein dramatisches Gesicht vor einem seltsam asynchron wirkenden Münchner Abendrot im Hintergrund – er rügte die Regierung und musste doch zugeben, dass er genau auf der Linie des Bundeskanzlers liegt. „Da bin ich ganz bei“, sagte er mehrmals, eine Wendung, die auf Fränkisch oder Bayerisch ganz falsch klingt, sprach sich gegen das Embargo aus, suggerierte aber, dass er das, was die Regierung tut, natürlich viel besser tun und vor allem besser organisieren würde.

Marieluise Becks immer wieder vorgetragene Forderung nach dem Totalembargo tat er ab als die Position einer privilegierten Minderheit – während er, wie der Sozialdemokrat Klingbeil, auch an die Industriearbeiter denken müsse. Nicht zu sprechen von den Unternehmern, die angesichts solcher Aussichten schon in Panik seien. Einen dieser Unternehmer hätte man womöglich einladen können.

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