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#Astra-Zeneca-Chef: Ein Star am Pranger

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Astra-Zeneca-Chef: Ein Star am Pranger

Im Hauptquartier des Pharmakonzerns Astra-Zeneca in Cambridge ist man verwundert. Einige sind wütend. „Verrückte Medienberichte in Deutschland“, sagt einer, „wir sind super-angepisst.“ Pascal Soriot würde so nicht sprechen. Der Vorstandschef des britisch-schwedischen Pharmakonzerns mit global rund 70.000 Mitarbeitern wählt eher die leisen Töne. Höflich versucht er zu erklären, warum die in Deutschland angeblich „aus Koalitionskreisen“ aufgekommene Behauptung, der Corona-Impfstoff von der Universität Oxford und Astra-Zeneca sei für alte Leute nur „zu 8 Prozent wirksam“, völliger Blödsinn ist. „Inkorrekt“ sagt Soriot. Auch das deutsche Gesundheitsministerium hat die Zahl als falsch dementiert.

Philip Plickert

Ebenso wurmt Soriot der Streit mit der EU bezüglich der Lieferungen. Die EU klagt, sie bekäme viel weniger Dosen des Impfstoffs als versprochen, statt zugesagter 80 Millionen im ersten Quartal nur 31 Millionen. Soriot gibt sich zwar „sehr enttäuscht“ über die Produktionsprobleme in einem europäischen Werk; er weist aber zurück, dass sie bestimmte Mengen fest versprochen hätten. Der Konzern habe nur seine „besten Bemühungen“ zugesagt, sagte Soriot in einem Interview, das Journalisten von drei Zeitungen aus EU-Ländern, darunter „Die Welt“, geführt haben. Wer die Wahrheit sagt, ist nicht klar, solange die Verträge geheim bleiben.

Warum Soriot mehr in Großbritannien ausliefert? Die Londoner Regierung habe eben drei Monate vor der EU bei Astra-Zeneca eine Großbestellung von 100 Millionen Dosen aufgegeben, daher habe man auf der Insel drei Monate mehr Zeit gehabt, um anfängliche Störungen in der Massenproduktion zu beheben. Es sei einfach Pech, dass die Probleme in 100-Liter-Fässern mit Zellkulturen in einer Festlands-Fabrik aufgetreten sind.

Zuvor wenig Erfahrung mit Impfstoff

Besonders ärgerlich findet Soriot Vorwürfe, er würde den Impfstoff in andere Länder exportieren, weil er dort mehr Profit mache. Er mache doch alles „non profit“ während der Pandemie. So hatte man es mit Oxford vereinbart. Die Unterstellung, er würde die EU benachteiligen, regt ihn auf: „Ich bin Europäer“, sagt der in einem Arbeitervorort von Paris geborene Soriot. „Ich habe ein europäisches Herz.“ Dennoch erscheint das Verhältnis zur EU angeknackst. Am Mittwoch hieß es zwischenzeitlich sogar, ein Krisentreffen mit der Kommission werde platzen.

In Großbritannien gilt Astra-Zeneca dagegen als Star und Soriot als Held, der im weißen Hemd in der BBC die neuesten Fortschritte kommentiert. Die Impfkampagne auf der Insel macht überraschend rasche Fortschritte. Schon mehr als 6 Millionen Menschen, rund 11 Prozent der Bevölkerung (fast fünfmal so viel wie in Deutschland), haben die erste Spritze erhalten. Das liegt am früheren Start, einen Monat früher als in der EU; das Impfprogramm ist aber auch besser organisiert. Die Mehrheit der alten Menschen hat die erste Dosis erhalten.

Das Corona-Abenteuer begann für Soriot im vergangenen März. Mit Impfstoffen hatte Astra-Zeneca vorher wenig zu tun, der Konzern verdient hauptsächlich mit Krebsmitteln Milliarden. Im März erhielt Soriot einen Anruf von Sir John Bell, einem ehemaligen Kollegen bei Roche, heute Medizinprofessor in Oxford. Bell erzählte von der Corona-Forschung am Jenner Institute. „Wir können helfen mit dem Zeug“, antwortete Soriot. Als Oxford dann im April zwei brisante Bedingungen stellte – „Non-profit“ und gleichberechtigte Lieferungen an arme Länder in aller Welt –, stimmte Soriot (anders als andere Pharmakonzerne) sofort zu.

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