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#Auf dem schönsten Archäologenposten der Welt

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Auf dem schönsten Archäologenposten der Welt

„Tutti candidati italiani“, hieß es vor vier Wochen, als das italienische Ministerium für Kultur und Tourismus die Shortlist von zehn Finalisten veröffentlichte, die eine Berufungskommission unter Vorsitz von Marta Cartabia, der früheren Präsidentin des Verfassungsgerichts und neuen Justizministerin im Kabinett von Mario Draghi, für die international ausgeschriebene Generaldirektion des Archäologischen Parks in Pompeji vorausgewählt hatte. Einer der Bewerber hatte die italienische Staatsbürgerschaft erst ein halbes Jahr zuvor erhalten: Gabriel Zuchtriegel, der seit 2015 den Archäologischen Park in Paestum leitet, hatte sie im Juli 2020 in Matera angenommen, wo er von 2011 bis 2014 seinen Wohnsitz hatte. Er habe sich in Italien „nie als Ausländer gefühlt“, sagte der 1981 in Weingarten geborene und in Ravensburg aufgewachsene Archäologe damals; der Tag der Einbürgerung sei „einer der schönsten und bewegendsten“ seines Lebens gewesen.

Andreas Rossmann

Gut möglich, dass Zuchtriegel am Samstag ähnliche Gefühle hatte. Auf einer Pressekonferenz im Kolosseum in Rom, dem ersten öffentlichen Auftritt seiner dritten Amtszeit, überraschte Kulturminister Dario Franceschini mit der Nachricht, dass der Neuitaliener aus Oberschwaben den Wettbewerb um „den schönsten Job der Welt für einen Archäologen“ gewonnen hat. „Zuchtriegel hat Paestum mit einem großen Besucherzuwachs und der Wiedereröffnung vieler Orte verändert. Das Budget ist stark gewachsen und Paestum das Modell eines großen Wandels geworden. Heute sind die Ergebnisse für Pompeji verfügbar“, lobte der Minister und ergänzte augenzwinkernd: „Heute ist er Italiener.“

Die neue Heimat

Der 39 Jahre alte Zuchtriegel hat sein ganzes Berufsleben in Magna Graecia verbracht. Nach dem Studium der Klassischen Archäologie und Altphilologie an der Humboldt-Universität in Berlin promovierte er 2010 mit einer Studie über das Ostheiligtum von Gabii in Latium an der Universität Bonn und war danach an deren Ausgrabungsprojekt des Handwerkerviertels in Selinunt beteiligt. Von 2011 bis 2014 dozierte er an der Universität der Basilikata in Matera. Im Jahr darauf war er der jüngste von sieben Ausländern, die Franceschini an die Spitze eines staatlichen Museums berief. In Paestum gelang es Zuchtriegel, die Besucherzahlen um ein Drittel auf 430.000 im Jahr 2019 zu steigern. In einem schwierigen Umfeld gewann er Sponsoren, stärkte die Verbindung zwischen Tempeln und Museum und belebte das Areal – ähnlich wie Massimo Osanna in Pompeji, mit dem er bereits in Matera zusammengearbeitet hat – mit Kunstprojekten, Konzerten, Workshops und Angeboten für Kinder: So dirigierte Riccardo Muti hier im Juli sein Friedenskonzert „Die Wege der Freundschaft“ und schlug eine Brücke zur Ruinenstadt Palmyra in Syrien.

In Pompeji beerbt Zuchtriegel seinen Mentor Osanna, der im September die Generaldirektion der Museen im Kulturministerium übernahm und in sechs Jahren seines Wirkens in Pompeji den Archäologischen Park, so schreibt er in der Einleitung seines Buches „Pompei“ (2019), aus dem „Sumpf der Skandale und Einstürze“ gezogen hat. „Pompeji ist ein Ort, wo es immer noch viel zu tun gibt, sowohl in der Restaurierung als auch in der Bestandssicherung“, hatte Osanna Ende Januar erklärt und versichert, dass er an der Auswahl seines Nachfolgers nicht beteiligt sei.

„Für mich bedeutet dieser Auftrag vor allem, ein Team auf höchstem Niveau zu führen, um die Geschichte nicht nur der Schönheit, sondern auch der Exzellenzen des Landes zu erzählen, das ein Vorreiter in Sachen Denkmalschutz, Forschung und Inklusion ist“, sagte Zuchtriegel am Samstag. „In Pompeji müssen wir vor allem erhalten und wissenschaftlich aufarbeiten, was ausgegraben wurde. Es ist ein immenses Erbe, und es gibt viel zu verbessern – in den Depots wie in den bereits erschlossenen Bereichen.“ Er ergänzte: „Neue Ausgrabungen zu beginnen, nur um sie zu machen, hat keine Priorität.“ Sein Weg von Neapel, wo Zuchtriegel im Viertel Montesanto lebt, zur Arbeit verkürzt sich von hundert auf knapp dreißig Kilometer.

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