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#Boom dank Corona: Deutschland wird wieder Aktienland

Boom dank Corona: Deutschland wird wieder Aktienland

Lange Zeit wurden in Deutschland Aktien verschmäht. Stattdessen versauerte viel Geld auf Sparbüchern. Mit der Corona-Pandemie scheint sich das nun zu ändern. Das zeigt sich ganz konkret an der Zahl der gehandelten Aktien. Die Bundesregierung hat dazu für den FDP-Abgeordneten Frank Schäffler eine Auswertung vorgenommen. Aus ihr geht hervor, dass im Jahr 2020 insgesamt 1933 Milliarden Aktien an deutschen Handelsplätzen gehandelt wurden. Noch im Jahr 2019 waren es „nur“ 1415 Milliarden Aktien, 2018 gar 1350 Milliarden Aktien.

Daniel Mohr

Daniel Mohr

Redakteur in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Franz Nestler

Nun mag daraus nicht hervorgehen, ob besonders Privatanleger wieder verstärkt an die Börse gehen. Doch auch hier gibt es Ansatzpunkte. Dazu muss man sich nur die Handelszahlen von Tradegate anschauen. Auf der Berliner Handelsplattform, die mehrheitlich zur Deutschen Börse gehört, handeln überwiegend Privatanleger. Während dort im Jahr 2018 noch 93 Milliarden Aktien den Besitzer wechselten, waren es im Jahr 2019 schon 106 Milliarden Aktien. Doch im Jahr 2020 schnellte die Zahl der gehandelten Wertpapiere auf mehr als 257 Milliarden Stück in die Höhe – ein Plus von rund 150 Prozent.

Der Boom geht weiter

Und auch im Jahr 2021 scheint der Aktienboom weiterzugehen, wie erste Zahlen zeigen. So meldete die Deutsche Börse am Montag auf ihrer Handelsplattform Xetra, auf der überwiegend professionelle Anleger wie Fondsmanager oder Verwalter von Pensionsfonds handeln, zwar einen Rückgang der Handelszahlen im Februar von 154 Milliarden Euro im Februar 2020 auf 127 Milliarden Euro im Februar 2021. Vor einem Jahr war die Nervosität angesichts der heraufziehenden Corona-Pandemie ab Mitte Februar enorm und sorgte für einen sehr regen Handel. Während sich nun also der Handel der professionellen Anleger wieder in ruhigeren Bahnen bewegt, steigt die Aktivität der Privatanleger weiter. Entgegen des Xetra-Trends erhöhten sich die Handelsumsätze auf der Plattform von Tradegate weiter. Und zwar um satte 47 Prozent gegenüber dem Vorjahr von 23,6 auf 34,8 Milliarden Euro. Im Januar hatten sich die Tradegate-Umsätze von 18 auf gut 37 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Der Trend zu einem wesentlich regeren Aktienhandel durch Privatanleger setzt sich also fort.

Auch die Banken können diese Zahlen nachvollziehen, und zwar an den sprunghaft gestiegenen Wertpapierdepots. Die ING gab etwa an, dass sie allein im ersten Halbjahr 2020 mehr als 200 000 Neueröffnungen an Depots verzeichnete und damit mehr als im gesamten Jahr 2019. Der mutmaßlich größte Neobroker Trade Republic dürfte mittlerweile eine halbe Million Kunden haben und damit fünfmal so viele wie zu Jahresbeginn.

Junge Menschen entdecken die Aktie für sich

Gerade zu Neobrokern wie Trade Republic zieht es die junge Kundschaft. So konstatierte das Deutsche Aktieninstitut vergangene Woche: „Jugendboom an der Börse“. Eine Million neue Aktionäre wurden im Jahr 2020 verzeichnet. Ein satter Anstieg um 50 Prozent. Besonders die jüngste Alterskategorie der 14 bis 29 Jahre alten Menschen in Deutschland entdeckte die Aktien für sich. 1,4 Millionen gaben in den Umfragen von Kantar TNS an, 2020 mit Aktien gehandelt zu haben, und damit 67 Prozent mehr als noch im Jahr davor. So einen kräftigen Sprung hat es nicht einmal zur Jahrtausendwende im Hype um den Neuen Markt gegeben.

Die Entwicklung blieb auch nicht von der Bundesbank unbemerkt. Diese stellte fest, dass das Engagement der Haushalte auf dem Kapitalmarkt einen „rasanten Aufschwung“ erlebt habe.

Es wird spannend sein zu beobachten, wie sich diese neuen Anleger dann bei einer Kurskorrektur verhalten werden. Schäffler von der FDP sieht auch noch anderes Unheil aufziehen, und zwar in Form der Finanztransaktionssteuer. Er befürchtet: „Das zarte Pflänzchen positiver Entwicklung kann durch eine Finanztransaktionssteuer wieder erstickt werden.“ Die Pläne für eine neue Börsensteuer liegen jedenfalls wieder einmal auf dem Tisch, wie diese Zeitung am 17. Februar berichtete.

Wie dauerhaft ist die Entwicklung

Dass das Engagement am Kapitalmarkt nicht nur auf Kurzfristigkeit angelegt sein muss, wie die Zockerei um die Gamestop-Aktie nahelegt, darauf deuten Zahlen zu Fonds hin. Während die Umfragen im Auftrag des Aktieninstituts zeigen, dass sich gerade die 14 bis 29 Jahre alten Anleger auf Einzelaktien fokussieren und damit womöglich dem Reiz des Spiels erliegen, das viele jüngere Finanz-Influencer entfacht haben, legen zum Beispiel die 30 bis 39 Jahre alten Anleger sehr viel mehr Geld in Aktienfonds an – eine Anlageentscheidung, die für gewöhnlich nicht binnen Tagen oder Wochen wieder revidiert wird. Der Fondsverband BVI meldete, dass im vergangenen Jahr 20,9 Milliarden Euro netto in Aktienfonds flossen – 2019 waren es lediglich 4,5 Milliarden Euro.

Und die Handelsumsätze von Privatanlegern in börsengehandelten Indexfonds (ETF) legen auch deutlich zu. 1,2 Millionen Transaktionen gab es 2020 im Schnitt im Monat auf Xetra, teilt die Deutsche Börse auf Anfrage mit. Fast eine Verdopplung zum Vorjahr. Dass dabei viele ETF-Sparpläne von Privatanlegern sind, darauf deutet die sinkende durchschnittliche Ordergröße hin. Viele Privatanleger scheinen entschlossen, sich regelmäßig und längerfristig am Aktienmarkt engagieren zu wollen.

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