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#Das abrupte Ende der deutschen Polizeimission

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Das abrupte Ende der deutschen Polizeimission

Innenminister Horst Seehofer (CSU) hat das Engagement der deutschen Polizeien in Afghanistan beendet. Es sei „keine Streifenfahrt“ gewesen, sondern „tapferer Dienst (…) fernab der Heimat“, teilte er in einer nur wenige Zeilen langen Erklärung per Pressemitteilung vergangene Woche mit. Hunderte deutsche Beamte haben in den vergangenen 19 Jahren in Afghanistan versucht, eine Polizei aufzubauen, die sich an Recht und Gesetz gebunden fühlt. Seehofer selbst hat während seiner Amtszeit das deutsche Kontingent nie besucht. Der Aufbruch Woche erfolgte von jetzt auf gleich. Knapp zwei Jahrzehnte des Polizeiaufbaus endeten in einer fluchtartigen Heimkehr der deutschen Ausbilder.

Der Dienst in Kabul und den Nordprovinzen war seit Langem eine äußerst schwierige Mission. Männer und Frauen, die sich aus Pflichtbewusstsein und Solidarität für das von Jahrzehnten des Kriegs gezeichnete Land an der Mission beteiligt hatten, kamen aus ganz Deutschland. Es waren neben vielen Bundespolizisten einzelne Helfer aus allen Bundesländern, die für Monate ihren normalen Dienst unterbrachen, um nach dem Sturz der Taliban in Afghanistan einen neuen Staat aufzubauen.

Wegschauen beim Drogenanbau

Anders als die meisten Soldaten lebten die Polizisten anfangs nicht in Hochsicherheits-Camps, sondern in Kabul, Tür an Tür mit den afghanischen Nachbarn. Die Pläne sahen zunächst den Aufbau einer Verkehrs- und Kriminalpolizei nach westlichem Vorbild vor. Als die ersten Deutschen 2002 eintrafen, bestand die Kabuler Polizei nur aus einigen älteren Wachtmeistern und angelernten Kämpfern der Nordallianz. In einem Bericht des früheren Grünen-Abgeordneten Winfried Nachtwei aus jener Zeit war die Rede von 10.000 Polizisten, die über zehn Autos, keine Funkgeräte, kaum Uniformen und in der Regel keine Waffen verfügten. Wollte eines der 44 Stadtreviere ein anderes kontaktieren, wurde laut Nachtwei ein Fahrradkurier losgeschickt.

Der Aufbau der Sicherheitsbehörden war Teil des Friedensprozesses. Deutschland übernahm dabei den Aufbau der afghanischen Polizei. Höchstpersönlich übergab der damalige Innenminister Otto Schily (SPD) seinem afghanischen Kollegen 2003 Streifenwagen, Polizeimotorräder und Leuchtwesten. Das Bundeskriminalamt stellte sogenannte „Tatortkoffer“ zusammen, mit denen fachgerecht Spuren gesichert werden sollten. Die rot-grüne Regierung wollte unbedingt zum Antiterrorkampf der Amerikaner ihren Beitrag leisten. Und er sollte zu einer besseren, idealerweise demokratischen Gesellschaft führen, in der auch Männer und Frauen gleichberechtigt sind. Fotos aus jener Zeit zeigen oft uniformierte Frauen, die 2006 nur 0,17 Prozent der afghanischen Polizisten ausmachten. Es wurden nur langsam mehr.

Das deutsche Engagement reichte von der Ausbildung von Streifenpolizisten bis hin zur „Kita Sonnenschein“, um die Vereinbarkeit von Familie und Polizeiberuf zu verbessern. 2014 wurde eine Fernsehserie finanziert, „Kommissar Amanullah“, die dem heimischen Publikum den „Wandel der afghanischen Polizei hin zu einer zivil ausgerichteten Organisation“ zeigen sollte, wie es damals in einer Broschüre von Außenminister Guido Westerwelle (FDP) und Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hieß. Die Nachfolgeregierungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hielten an diesem Konzept fest, auch wenn die Amerikaner wenig davon hielten. In diesen Tagen, am Ende des Engagements, umfasst das vorläufige Resümee des Ministers knapp eine Druckseite.

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