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#Der Fachmann für organisierte Kriminalität schlechthin

Der Fachmann für organisierte Kriminalität schlechthin

Zeitpunkt und Ort des Anschlags auf Peter R. de Vries sind symbolisch für seine Person: Dass der Investigativreporter kurz nach einem Auftritt im Fernsehstudio getroffen wurde, fasst das Wesen des 64 Jahre alten Niederländers zusammen. De Vries ist nicht allein Journalist. Er ist der Fachmann für organisierte Kriminalität schlechthin, eine Institution in den Niederlanden. Mit seinen engen Kontakten in Kreisen der Polizei, der Justiz und unter Verbrechern hat de Vries seine Arbeit weit über den Journalismus ausgedehnt, er ist Berater und Unternehmer.

Regelmäßig tritt er als Gast in Gesprächsprogrammen im Fernsehen auf; de Vries betätigt sich aber auch als Sprecher von Opfern oder Zeugen bei Prozessen. Momentan ist er in einem großen Prozess die Vertrauensperson des Kronzeugen, dessen Bruder und Anwalt schon ermordet worden sind. 

Als Journalist arbeitete de Vries in jungen Jahren bei der Zeitung De Telegraaf, der boulevardesken unter den großen Zeitungen. Bald schon spezialisierte er sich auf Kriminalität, berichtete etwa über die Entführung des Bierbrauers Alfred („Freddy“) Heineken. 1987 veröffentlichte er ein viel verkauftes Buch über die Entführung, die er auf Grundlage von Gesprächen mit dem Mittäter Cor van Hout rekonstruierte. Mit van Hout freundete er sich an – wie im Laufe der Jahre auch mit anderen Akteuren jenes Geschehens, über das er berichtete, was de Vries von Kritikern angelastet wird. 

Im Einsatz für Menschen in Not

Nach seiner Zeit bei De Telegraaf arbeitete de Vries noch ein paar Jahre als Chefredakteur eines Wochenblatts, bald aber als freier Kriminalitätsjournalist für verschiedene Medien. Bekannt wurde er vor allem durch ein eigenes Programm, das 17 Jahre lang im Privatfernsehen ausgestrahlt wurde: „Peter R. de Vries, misdaadverslaggever (Verbrechenskorrespondent)“. Er setzte sich für Menschen in Not ein, für Angehörige von Opfern und zu Unrecht Verurteilte. 2008 gewann er einen Emmy Award mit einer Sendung über den Fall der Amerikanerin Natalee Holloway, die 2005 auf Aruba verschwunden war. Zwischendurch versuchte sich de Vries kurz und erfolglos in der Politik, mit der Gründung einer Partei namens PRDV – nach seinen Initialen. Auch in die Sportwelt ist er schon eingetaucht, als Berater von Fußballern.

Zu einer Zeit, als in der Publizistik noch nicht propagiert wurde, dass Journalisten sich zur Eigenmarke machen sollen, tat de Vries genau dies. Deutlich wurde das schon früh in Form des mittleren Initials im Namen: das R., mit dem er sich unterscheidbar machen wollte – mit Erfolg. Immerhin ist de Vries nach Erhebung des Namensforschers Leendert Brouwer der dritthäufigste Name in den Niederlanden. Das R. machte etwas Besonderes daraus. „Der beste Marketingfund der Geschichte: Hat nichts gekostet und die Rendite ist enorm“, sagte de Vries kürzlich dazu. Kein Wunder, dass auch die Fernsehsendung seinen Namen trug. 

Im Zentrum von Amsterdam wurden Blumen für de Vries abgelegt.


Im Zentrum von Amsterdam wurden Blumen für de Vries abgelegt.
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Bild: EPA

Die journalistischen Erfahrungen sind es, die ihm als Basis für die anderen Tätigkeiten dienen: nicht zuletzt jetzt für jene als Vertrauensperson des Kronzeugen Nabil B. Der habe ihn wegen seines Rufs als Reporter gefragt und geradezu angefleht, ihm zu helfen, berichtete de Vries kürzlich dem Magazin „Vrij Nederland“. Integrität, die Unabhängigkeit und eine Mischung von Fähigkeiten machten ihn dazu geeignet: Er weiß, wie die Polizei und Justiz und die Anwälte operieren. „Da kenne ich auch jeden und – nicht unwichtig – ich weiß, wie die Medien arbeiten.“ Seinem Sohn half er in dessen Anwaltsgemeinschaftskanzlei: Klienten kamen dort wegen der Kontakte des Vaters an. Für die Polizei hat de Vries nicht viel übrig: eine Organisation, in der das Gros der Leute inzwischen Teilzeit und 32 Stunden in der Woche oder noch weniger arbeitet – ein Pensum, das er am Mittwochmorgen schon hinter sich hat, wie er sagt. 

Sein Haus wurde zeitweise überwacht

Der Gefahren seiner Arbeit ist sich de Vries bewusst gewesen. Er sei aber keine ängstliche Natur. „Der Bruder Nabils und sein früherer Anwalt sind ermordet worden, man muss also nicht hysterisch sein, um zu denken, dass das natürlich passieren kann. Das ist Teil der Arbeit. Ein Kriminalitätsreporter, der im wirklich spannenden Moment sagt ‚Das wird mir jetzt zu heiß’ sollte besser bei der Frauenzeitschrift ‚Libelle’ arbeiten.“

Sein Haus ist nach de Vries’ Bekunden in der Vergangenheit schon von der Polizei bewacht worden, weil es ernsthafte Anzeichen für Anschlagspläne gab. Er habe damit umgehen können, aber die Nachbarn ließen ihre Kinder aus Angst nicht mehr draußen spielen. Sicherheitsleute um sich herum lehnte er ab. So war es für die Täter auch nicht schwierig, ihm am Dienstagabend an der Lange Leidsedwarsstraat nahe dem beliebten Leidseplein im Zentrum aufzulauern. Auf dem Weg aus dem Studio lief de Vries wie gewöhnlich zu seinem Wagen in einer Parkgarage.  Um seine Aufenthaltsorte und Routen machte er auch sonst kein Geheimnis – er twitterte beispielsweise von der regelmäßigen Rennradrunde am Gooisee.

Lesen Sie hier eine Reportage über die Hintergründe des Marengo-Prozesses und das organisierte Verbrechen in den Niederlanden.

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