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#Der Staat weiß zu wenig über die Geimpften

Der Staat weiß zu wenig über die Geimpften

Bei Impfungen gegen Grippe oder Masern hat die Gesellschaft einen guten Überblick, wer geimpft wurde und wann. Geht jemand zum Hausarzt und lässt sich gegen Grippe impfen, wird das über die Krankenkasse abgerechnet. Die Daten dürfen fünf Jahre gespeichert werden.

Justus Bender

Redakteur in der Politik der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Will der Staat also wissen, wie die Impfquote ist, muss er nur fragen. Die Kasse sagt dann: Die Impfquote bei der Grippe betrug im vergangenen Winter 46,5 Prozent bei den über Sechzigjährigen. Das ist ziemlich genau. Im Umkehrschluss können die Krankenkassen erahnen, wer nicht geimpft ist, mit Namen, Anschrift und Telefonnummer. Würde die Politik es erlauben, könnten sie die Leute zum Impftermin laden.

Bundeskanzler Scholz möchte kein Impfregister

Ausgerechnet bei Corona, der schlimmsten Infektionskrankheit seit Generationen, geht das alles nicht. Es gibt nur wenige Daten und kaum politischen Willen, das zu ändern. Die Impfungen werden nicht über die Krankenkassen abgerechnet, weil die Bundesregierung das Serum bezahlt. Dem Robert-Koch-Institut werden die Impfungen gemeldet, aber nur sehr grob. Der Staat merkt sich nicht, wer geimpft wurde.

Von den Impfzentren wird nur die Postleitzahl des Geimpften übermittelt und das Alter. Die Hausärzte melden gar keinen Wohnort und nur drei Altersklassen: Kinder, Erwachsene und Senioren. Ein nationales Impfregister existiert nicht und ist auch nicht geplant. Bundeskanzler Olaf Scholz möchte das nicht, so wurde es der F.A.S. aus Regierungskreisen bestätigt. Auch Bundesjustizminister Marco Buschmann und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach haben Ablehnung oder Skepsis geäußert. Zu aufwendig, zu zentralistisch, zu bürokratisch, sagen sie.

Weil es kein Impfregister gibt, wissen alle wenig und spekulieren dafür umso mehr, zum Beispiel über die Impfverweigerer. „Wir tun immer so, als wären das alles bekloppte Ostdeutsche. Aber das sind Narrative. Eigentlich wissen wir es nicht, weil diese Daten nicht erhoben werden“, sagt der Marburger Informatikprofessor Alexander Markowetz. Manche Abgeordnete weichen deshalb von der Kanzlerlinie ab und fordern ein Impfregister, zum Beispiel Martina Stamm-Fibich von der SPD. „Wir tappen im Dunkeln. Wir geben viel Geld für Impfstoffe aus, aber wir haben keinerlei belegbare Daten. Die chronische, tiefe Angst vor zentralen Registern muss überwunden werden. Wir kommen sonst nicht weiter“, sagt sie.

Die Unwissenheit birgt auch gesellschaftlichen Sprengstoff. Es gibt den Verdacht, dass manche mehr an der niedrigen Impfquote schuld sind als andere. Wenn zum Beispiel in der einen Stadt besonders Migranten nicht zur Impfung gehen oder die Ansteckungen in Pro­blemvierteln besonders steigen, wie in Köln, Bonn, Duisburg und Lübeck, wird das verallgemeinert. Gesundheitsämter in ganz Deutschland fragen dann, ob sie Flugblätter auf Türkisch drucken sollen oder Impfbusse dahin schicken, wo Frauen mit Kopftuch wohnen.

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