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#Die Front, die keine sein soll

„Die Front, die keine sein soll“

Oberst Andrus Merilo muss dringend weiter. Auf den Kommandeur der 1. estnischen Infanteriebrigade wartet der nächste Termin. Doch auch wenn sein Feldwebel am Eingang stumm zum Aufbruch mahnt, arbeitet sich der Berufsoffizier mit ergrauendem Vollbart und kurzrasiertem Haupt unbeirrt durch die Phalanx aufzeigender Hände in einem Hörsaal der Militärbasis in Tapa.

Die internationale Besuchergruppe, die ihm am Samstag gegenübersitzt, hat so viele Fragen. Und solange seine Antworten nicht die militärische Sicherheit des Landes gefährden könnten, trägt Merilo sie den Frauen und Männern in schonungsloser Offenheit vor. Vor allem eine Antwort hallt lange nach. „Der Krieg wird kommen“, so Merilo. Sie hätten einige Ideen über das Wo und Wie. Aber sie wüssten nicht genau, wann. „Wir müssen bereit sein“, mahnt er. Und setzt hinzu: „Das Schlimmste steht uns noch bevor.“

Merilo ist nicht der Einzige, der sich in Tapa an diesem Wochenende entschlossen zeigt, den imperialen Ambitionen des Kreml die Stirn zu bieten. Auf dem wichtigsten Stützpunkt des estnischen Heeres, rund 80 Kilometer südöstlich von Tallinn, herrscht ein Betrieb, wie er in deutschen Kasernen an Wochenenden selten zu beobachten ist. Mit erkennbarem Stolz präsentieren Soldaten in einer Wartungshalle ihre CV-90-Schützenpanzer, die akkurat zwischen Tarnnetzen aufgereiht stehen.

Nur 115 Kilometer bis zur „Front“

Mit ihren 35-Millimeter-Kanonen könnten sie durchaus einem russischen T-72-Kampfpanzer gefährlich werden, sagt ein Offizier auf einem der Panzer. Das gilt auch für die Panzerabwehrhandwaffe des Typs „Carl-Gustav M4“, die ein paar hundert Meter entfernt ein anderer Soldat geneigten Besuchern in einer Garage auf die Schulter legt und ihnen zeigt, wie man sie bedient. Das Unterkunftsgebäude, in dem die tragbaren Waffen der estnischen Infanterie präsentiert werden, ist erst vor wenigen Jahren errichtet worden und gleicht einer Feuerwache in Feldgrau. Wer durch die oberen Etagen streift, läuft vorbei an Stuben (und Saunas), in denen sich Rekruten tummeln, und an Wänden, an denen laminierte Merkzettel angebracht sind – mit Bildern und Informationen über russische Schützenpanzer.

„Der Krieg wird kommen“: Oberst Merilo spricht am Samstag in einem Hörsaal auf der Militärbasis in Tapa.


„Der Krieg wird kommen“: Oberst Merilo spricht am Samstag in einem Hörsaal auf der Militärbasis in Tapa.
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Bild: MSC/Michael Kuhlmann

Bis zur „Front“, wie hier die Grenze zu Russland auch bezeichnet wird, sind es von Tapa aus nur 115 Kilometer. Dort sahen sich die Esten lange einer vielfachen Übermacht gegenüberstehen – trotz des NATO-Gefechtsverbands in Bataillonsstärke, der von den Briten geführt wird und hier in Tapa sein Hauptquartier hat. Denn auf russischer Seite stand eine komplette russische Division, zuzüglich weiterer Elitetruppen. Dann überfiel Russland die Ukraine. Nun steht das Gros der Verbände, die in der Nähe Estlands stationiert sind, dort entlang der Front. In Tapa rechnet man fest damit, dass sie zurückkehren werden. Russland verfüge über so große Ressourcen, dass die Lücken, die der Krieg reiße, in den Reihen der Soldaten ebenso geschlossen würden wie bei den Waffensystemen. Dann, so die Sorge, könnte Estland ihr nächstes Ziel sein.

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