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#„Die gefährlichsten Stunden der amerikanischen Fernsehgeschichte“

„Die gefährlichsten Stunden der amerikanischen Fernsehgeschichte“

Der Park vor dem Kapitol ist nun abgesperrt worden. Bauarbeiter haben angefangen, auf den Treppenstufen vor dem Kongress die große Tribüne zu errichten, die alle vier Jahre für die Vereidigung des Präsidenten aufgebaut wird. In 60 Tagen soll Joe Biden hier die Hand auf die Bibel legen. Am 20. Januar um zwölf Uhr mittags ist die Trump-Ära Geschichte.

Majid Sattar

Majid Sattar

Politischer Korrespondent für Nordamerika mit Sitz in Washington.

Im Kapitol haben die Umzugsarbeiten begonnen. Einige Abgeordnete und Senatoren, die dem nächsten Kongress nicht mehr angehören werden, haben angefangen, ihre Büros zu leeren. Alte Unterlagen und Bücher werden ausgemistet. Ganz oben auf einem Wagen liegt Newt Gingrichs Lektüre: „Trump and the American Future“. Auch die ist nun Geschichte. Wenngleich es noch nicht jeder wahrhaben will.

Ein paar Schritte vom Kongress entfernt, am Sitz des „Republican National Committee“, hat das Anwaltsteam Donald Trumps am Donnerstag zu einer Pressekonferenz geladen. In einem kleinen Empfangsraum sitzen die Journalisten dicht gedrängt. Rudy Giuliani, der persönliche Anwalt des Präsidenten, steht am Mikrofon, neben ihm andere Leute, die als Rechtsberater fungieren. Der frühere New Yorker Bürgermeister will darlegen, warum Trump immer noch „mehrere Pfade zu einem Wahlsieg“ habe. In den umkämpften Bundesstaaten habe man Klage eingereicht, sagt Giuliani. Er verfüge über Hunderte eidesstattliche Erklärungen von Leuten, die den Wahlbetrug bezeugen könnten. Er könne diese aber nicht vorlegen, da die Personen dann bedroht würden.

Hauptstadtjournalisten wirft Giuliani „krankhaften Hass“ vor

Giuliani redet sich in Rage: Es habe eine „nationale Verschwörung“ gegeben, um eine Wiederwahl Trumps zu verhindern. Die Demokraten seien „Gauner“, die Wahlbetrug begangen hätten, „um dem amerikanischen Volk eine Wahl zu stehlen“. Und die Medien seien Teil der Verschwörung. Die Hauptstadtjournalisten hätten einen „krankhaften Hass“ auf Trump. Sie seien hysterisch, verbreiteten Lügen und unterdrückten echte Nachrichten.





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Trumps Wähler
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Wie konnten sie nur?
Bild: Jens Giesel

Eineinhalb Stunden dauert das Spektakel. Es ist heiß, und Giuliani fängt an zu schwitzen. Immer wieder wischt er sich mit einem Taschentuch durchs Gesicht. Offenbar war sein Haarfärbemittel noch nicht getrocknet. Jedenfalls laufen ihm nach kurzer Zeit braune Schweißstreifen über die Wangen. Trump selbst wollte ein professionelles Anwaltsteam mit der Wahlanfechtung betrauen. Er suchte jemanden wie James Baker, der 2000 den Wahlsieg für George W. Bush errang. Nach einer Reihe von Absagen betraute er Giuliani mit der Sache, woraufhin Mick Mulvaney, sein früherer Stabschef, äußerte, er sei besorgt, schließlich handle es sich nicht um eine TV-Show. Giuliani sieht das anders. Er zitiert am Donnerstag aus seinem liebsten Justizkrimi: Der Film „My Cousin Vinny“ handelt von einem New Yorker Anwalt, der noch nie einen Fall vor Gericht gewonnen hat und sich nun in der Verteidigung seines Vetters bewähren muss. Vinny wird von Joe Pesci gespielt, dessen Brooklyner Akzent Giuliani, der selbst aus Flatbush stammt, nun perfekt imitiert. Das ist aber noch nicht der Höhepunkt der Darbietung.

„Die Pressekonferenz waren die gefährlichsten eindreiviertel Stunden Fernsehen in der amerikanischen Geschichte“

Nach Giuliani tritt Sidney Powell ans Mikrofon. Sie sagt: Womit man es hier wirklich zu tun habe, sei eine „massive Einflussnahme“ mittels „kommunistischen Geldes“ aus Venezuela, Kuba und vermutlich China. Die Wahl-Software sei in Venezuela hergestellt worden auf Anweisung von Hugo Chávez, der sicherstellen wollte, nie eine Wahl zu verlieren. Powell hält nun einen längeren Vortrag, in dem es um die „Dominion“-Verschwörungstheorie geht, die Trump selbst seit Tagen über Twitter verbreitet. Danach habe die Software des in Kanada gegründeten Unternehmens Dominion Millionen für Trump abgegebene Stimmen gelöscht. Man muss dazu wissen, dass der Fox-News-Moderator Tucker Carlson, der im Wahlkampf seine Sendung zur Plattform für Giulianis Hunter-Biden-Verschwörung gemacht hatte, über Powell sagt: Er hätte der Dame gerne seine ganze Sendezeit geschenkt, wenn sie auch nur einen Beweis für ihre Behauptungen geliefert hätte. Habe sie aber nicht. Der von Trump entlassene Leiter der Behörde für Cybersicherheit Chris Krebs sagt über Giulianis Auftritt: „Die Pressekonferenz waren die gefährlichsten eindreiviertel Stunden Fernsehen in der amerikanischen Geschichte. Und vielleicht die verrücktesten.“

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