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#Die wahre Schlussrunde kommt erst noch

Die wahre Schlussrunde kommt erst noch

Diesmal wird sogar über Außenpolitik lebhaft gestritten. Als Annalena Baerbock, Kanzlerkandidatin der Grünen, der Bundesregierung vorwirft, durch eine zu weiche Haltung autoritäre Kräfte wie China und Russland erst richtig groß gemacht zu haben, kommt Stimmung auf. FDP-Chef Christian Lindner unterstützt Baerbock in ihrer Kritik daran, dass Deutschland im Alleingang ein Investitionsabkommen mit China angestrebt und damit die EU-Partner brüskiert habe. CSU-Chef Markus Söder knöpft sich dann die Grüne vor, gibt einmal mehr den Merkel-Fan. Die Kanzlerin habe Deutschland hervorragend durch die außenpolitischen Krisen gebracht. „Das hat man ja bei Afghanistan gesehen“, ruft Baerbock dazwischen. Man dürfe mit China nicht kuscheln, sagt Söder, brauche aber „auch keine komplette Belehrungsdogmatik“. Wegen einer „unreifen Einstellung zur Welt“, die Söder den Grünen unterstellt, dürfe man nicht hunderttausende Arbeitsplätze gefährden.

Auch Alice Weidel von der AfD warnt vor der Keule, die Baerbock schwinge. Deutschland brauche ein gutes Verhältnis zu Russland und China, gerade die Volksrepublik sei „schon viel zu wichtig“. Die Linken-Kandidatin Janine Wissler will nicht über Menschenrechte in China reden, sondern darüber, ob man die Türkei weiter mit Waffen beliefern dürfe. Sie gibt zu, dass eine sofortige Auflösung der NATO durch Deutschland nicht möglich ist, hält die nordatlantische Allianz aber für „völlig überkommen“. Säße sie im Bundestag, dann hätte sie sich zur Frage, ob die Bundeswehr in Afghanistan nach der Machtübernahme der Taliban gefährdete Menschen herausholen sollte, enthalten – so wie es die Mehrheit ihrer Fraktion getan hat. Scholz wie Laschet bekennen sich fast wortgleich zum Ziel eines starken und souveränen Europa. „Das ist die wichtigste Aufgabe, die wir als Deutsche haben“, sagt Scholz. Laschet mahnt mit Blick auf Afghanistan an, Europa müsse so stark werden, „dass wir handeln können, auch wenn sich die USA zurückziehen“.

„Schlussrunde“ – so nennt sich das Format, mit dem am Donnerstagabend in ARD und ZDF der Wahlkampf im Fernsehen abgeschlossen werden sollte – nach drei „Triellen“ mit den Kanzlerkandidaten, allerlei Einzelfragerunden oder einer Viererrunde für jene Parteien, die keinen Kandidaten für das Kanzleramt aufgestellt haben. Nun dürfen alle gemeinsam noch einmal ran. Das Besondere der Runde ist, dass sozusagen gleich zwei Kanzlerkandidaten der Union dabei sind: Armin Laschet – und derjenige, der von sich glaubt, dass er der bessere gewesen wäre, also Söder.

Dass der CSU-Chef teilnimmt, ist ungewöhnlich. Denn eingeladen waren die Spitzenkandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien. Für die CSU hätte Landesgruppenchef Alexander Dobrindt dabei sein müssen, denn er ist der Spitzenkandidat seiner Partei. Zudem sollen die Kandidaten ja untereinander streiten, Söder aber muss eigentlich seinen Kanzlerkandidaten unterstützen. Den Eindruck, dass er Laschet mehr bekämpft als stützt, hat Söder in den vergangenen Monaten, immer wieder erzeugt. Zusammen mit Dobrindt und CSU-Generalsekretär Markus Blume hatte er immer wieder gegen ihn gestichelt. Das reichte von der öffentlich vorgetragenen Einschätzung, dass Söder doch erfolgreicher gewesen wäre, über die Ansage, dass ein zweiter Platz nicht dazu berechtigt, eine Regierung zu führen bis hin zu der Ankündigung wenige Tage vor der Wahl, dass die CDU sich hinterher einer Fehleranalyse stellen müsse.

Söder zeigt am Donnerstag noch einmal, dass Offensive seine Stärke ist. Als es über die zunehmende Radikalisierung der Querdenker geht, wendet sich Alice Weidel gegen eine „Stigmatisierung großer Teile der Bevölkerung“, mit der die Gesellschaft gespalten werde, während sich Janine Wissler weiter für die Abschaffung des Verfassungsschutzes stark macht, der wie alle Geheimdienste ja nicht zu kontrollieren sei. „Wir spalten nicht die Gesellschaft, sondern schützen sie“, pariert Söder. Die AfD hingegen verstärke die gegen den Staat gerichteten Stimmungen der Querdenker, bei denen auch rassistische und antisemitische Parolen Anklang fänden, wofür man den Verfassungsschutz brauche.

Am Ende geht es darum, wer mit wem regieren will. Scholz wiederholt noch einmal sein Bekenntnis zu NATO, EU, Bundeswehr und den USA, als er nach einem möglichen Bündnis mit der Linken gefragt wird. Söder zeigt sich sicher, dass die SPD noch „abgefangen“ werden kann. Laschet warnt noch einmal vor der rot-grün-roten Gefahr. Giftiges zwischen Laschet und Söder hat es an diesem Abend nicht gegeben. Nur einmal, als Söder unterbrochen wird, sagt er, er wolle auch einmal ausreden, „es hat ja schon einige gute Trielle gegeben“. Söder hat allerdings angekündigt, am Wahlabend nicht in München, sondern in Berlin zu sein. Er werde an der Elefantenrunde der Parteivorsitzenden im Fernsehen teilnehmen, bestätigte die CSU-Zentrale. Dann könnte es noch eine ganz andere Schlussrunde geben.

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