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#„Du bist eine abartige Person“

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„Du bist eine abartige Person“

Bis vor kurzem kannte ich Lisha und Lou nicht. Vermutlich bin ich auch nicht ihre Zielgruppe. Ich schaue selten Youtube-Videos und selbst wenn, würde ich vermutlich nicht auf Lisha und Lou kommen, die ein Pärchen aus Berlin-Kreuzberg sind, ihre Videos mit „Ey Leute“ beginnen und irgendwas Banales in die Kamera quatschen. Seit kurzem kenne ich Lisha und Lou aber besser, als ich sie je kennenlernen wollte, weil ich beim Zappen durchs Fernsehprogramm zufällig bei Folge 5 der Sendung „Sommerhaus der Stars“ auf RTL hängenblieb.

Anke Schipp

Anke Schipp

Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Ich gebe zu, zuerst faszinierte mich das scheußliche 80er-Jahre-Interieur des Hauses, in dem die Promi-Paare zwei Wochen im Sommer lebten und gefilmt wurden. Dann faszinierte mich, was sich darin abspielte, aber mehr aus einem gewissen Entsetzen heraus. Ich konnte nicht wegschauen, so wie man es nicht kann, wenn man zufällig eine Schlägerei beobachtet. Man ist wie erstarrt und ohnmächtig, bevor man schließlich Hilfe holt. Die gab es in den vergangenen Wochen bei RTL allerdings nicht. Stattdessen konnten Lou und Lisha vor den Augen von Millionen von Zuschauern ungestört ihr Terrorregime führen.

Rekapitulieren wir kurz für alle Nichtwissenden, um was es in der Sendung geht: Zehn Promi-Paare, die man nur kennt, wenn man regelmäßig den „Bachelor“, „Goodbye Deutschland!“ oder „DSDS“ guckt, leben zwei Wochen auf engstem Raum und müssen zwischendurch zu Spielen antreten, die entweder eklig, grausam oder dafür gemacht sind, die extreme Doofheit der Kandidaten zu offenbaren. Am Ende der Staffel gewinnt ein Pärchen und erhält 50.000 Euro. Das alles kennt man auch aus dem Dschungelcamp und ähnlichen Formaten, und auch, dass für jede Staffel absichtlich Kandidaten gecastet werden, die für Stunk sorgen. Was wir in diesen Wochen auf RTL sahen, ist aber mehr als dumpfes Genöle am Lagerfeuer, es ist waschechtes Mobbing.

Clever gecastet von RTL: Eva und Lisha


Clever gecastet von RTL: Eva und Lisha
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Bild: TVNOW

Am Anfang war es ein weitgehend normaler Trash-TV-Konflikt. Der Bachelor von 2019 (Andrej) und seine Freundin (Jenny), die er damals als Herzensdame auserwählte, trafen im Sommerhaus auf eine andere Teilnehmerin der Sendung (Eva), die seinerzeit beim Bachelor den zweiten Platz gemacht hat, zuvor aber schon mit Andrej geschlafen hatte, woraufhin sie ihm übelnahm, dass sie nicht Siegerin wurde. Clever gecastet also von RTL, denn eine Situation wie diese birgt einigen Zündstoff. Wer will schon plötzlich zwei Wochen mit seinem Ex und dessen neuer Freundin auf engstem Raum abhängen? Und wer will, andersherum, seine Ex sehen, die ihm ständig Vorwürfe macht?

Das war Phase 1 der drei Stufen, die es bei Mobbing gibt: ein Konflikt als Auslöser. Dann tritt schon schnell Phase 2 ein: die Zuspitzung. „Der ungelöste Konflikt gerät in den Hintergrund, die betroffene Person wird immer häufiger zur Zielscheibe von systematischer Schikane“, definiert es die Gewerkschaft IG Metall, wenn es um Mobbing am Arbeitsplatz geht (und nichts anderes sind ja diese Reality-Formate für die Kandidaten).

Das Phänomen des Gaslighting

Phase 2 gelingt vor allem dann, wenn jemand dabei ist, der gut andere manipulieren kann und sie auf seine Seite zieht. Das machten zuerst der Bachelor Andrej und seine Jenny, die Eva auf ganzer Linie schlechtredeten und einen Großteil der Gruppe von ihrer Niedertracht überzeugten. Nach dem überraschenden Auszug der Mobber übernahmen das Lisha und Lou, die offenbar allen zeigen wollten: Wir können es noch besser!

Hier ein kleiner Auszug ihrer Beschimpfungen: „Halt deine Fresse!“, „Ihr seid die F***** hier“, „Ratte“, „Drecksstück“, „abartige Person“.

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