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#Eine Bodyguard-Affäre auf Österreichisch

„Eine Bodyguard-Affäre auf Österreichisch“

Eine auf den ersten Blick banale Ge­schichte, die sich bei Personenschützern des österreichischen Bundeskanzlers Karl Nehammer ereignet hat, bringt den jetzt in Erklärungsnot. Ausgangspunkt war ein Unfall mit geringfügigem Schaden durch zwei Männer des Bewachungsteams vor dem Haus des christdemokra­tischen ÖVP-Politikers im März. Die Weiterung kam durch eine anonyme Anzeige.

Sie wurde offensichtlich durch einen Insider der zuständigen Polizeitruppe „Cobra“ gestellt und so­gleich begierig von der Opposition aufgegriffen. Prominenz bekam die Geschichte, als Nehammer kurzfristig eine Pressekonferenz anberaumte. In einem emotionalen Auftritt wies der Kanzler sämtliche Vorwürfe zurück. Er verlangte, man solle seine Familie aus dem Spiel lassen, und warf der SPÖ vor, sie habe durch Pu­blikation der Anzeige (per parlamentarischer Anfrage) sicherheitsrelevante Details preisgegeben.

1,2 Promille am Steuer

Worum geht es? Die beiden Bewacher, die den Unfall verursachten, wa­ren offenbar angetrunken. Sie be­nutzten den Dienstwagen; derjenige, der das Auto fuhr, hatte angeblich 1,2 Promille. Laut Anzeige sollen sie „sturzbetrunken“ aus dem Haus der Familie Nehammer gekommen sein. Der Kanzler war da im Dienst, also im Bundeskanzleramt am Wiener Ballhausplatz. Aber seit seinen Zeiten als Innenminister stehen wegen Morddrohungen auch die Ehefrau und die beiden Kinder unter Personenschutz. Der Kanzlergattin, im In­nenressort als frühere Ministerbürochefin (beim Vorgänger Nehammers) bestens vernetzt, wurde nun vorgeworfen, interveniert zu haben, um die Sache zu vertuschen. Nehammer wies alles als „glatte Lüge“ zu­rück. Der Vorwurf sei „niederträchtig“, damit werde eine „rote Linie in der politischen Auseinandersetzung massiv überschritten“.

In der anonymen Anzeige heißt es auch, die „Cobra“-Beamten würden als Babysitter und Dienstboten missbraucht, indem sie beispielsweise die Kinder zum Reiten fahren oder für die Familie Kleidung zur Reinigung oder PCR-Tests abgeben müssten. Dies wird gleichfalls von der Polizei zurückgewiesen: Die Begleitung der Schutzpersonen gehöre nun mal zur Bewachung. Und bei ohnehin anfallenden Dienstfahrten etwas abzugeben, stelle keine Verletzung einer Vorschrift dar.

Inzwischen ist klar, dass mindestens die Sache mit dem Unfall mehr mit Nehammer zu tun hat, als zu­nächst dargestellt. Die „Cobra“-Polizisten haben nicht etwa in einer na­he gelegenen Gastwirtschaft getrunken, wie es erst hieß, sondern sie waren zu einem Umtrunk ins Haus gebeten worden. Anlass soll ein runder Ge­burtstag gewesen sein. Die rechte FPÖ fordert Nehammer hämisch auf, „der Öffentlichkeit reinen Wein einzuschenken“. Die SPÖ sagt: „Ein Kanzler, der ein Problem mit der Wahrheit hat, ist ein Problem für das Land.“

Die Geschichte ist charakteristisch für die dichte Verwobenheit eines nicht so großen Landes. Frau Ne­hammer ist Medienleuten wohlbekannt: Die Tochter eines früheren ORF-Moderators war auch mal Pressereferentin. Bekannt geworden ist auch, dass sie mit der Frau eines der mit dem Dienstwagen havarierten Polizisten offenbar eng befreundet ist; die Familien fahren miteinander in den Urlaub. Die Anzeige wirkt in diesem Licht wie die gekränkte Re­aktion eines Polizeikollegen, der sich zurückgesetzt fühlte. Von einer Posse geriet das zur Affäre, weil falsche Ver­sionen gestreut wurden und die wirklichen Umstände nur scheibchenweise herauskamen.

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