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#Flutgebiet an der Ahr: Einfach weggespült

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Flutgebiet an der Ahr: Einfach weggespült

Ganz vorne ist nur der Fluss zu hören. Nicht mehr die Hubschrauber in der Luft, nicht mehr die Sirenen auf den Straßen. Nur das Gurgeln der rasend schnell dahingleitenden Wassermassen. Schweigend stehen die Menschen hier, wo in Bad Neuenahr-Ahrweiler mal der Kurpark begann, und starren auf die braunen Fluten. Nur ein Schild und ein Teil eines Zauns zeugen noch von dem Park. Unmittelbar hinter der metallenen Drehtüre beginnt nun die Ahr. Der kleine Fluss hat sich in einen breiten reißenden Strom verwandelt. Er trägt Müll und allerlei Trümmer mit sich: Bäume, Dämmmaterial, einen Glascontainer. Auf der anderen Flussseite hängt ein Auto in einem Baum, ein anderes liegt auf dem Dach, ein drittes lehnt schräg an einer Mauer. In den Bäumen rechts haben sich Teile einer Stahlbrücke verfangen, sie wurden offenbar den Fluss hinabgetrieben. Ein Stromkasten liegt zerborsten da. Der Asphalt der Straßen ist aufgerissen.

Julian Staib

Politischer Korrespondent für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit Sitz in Wiesbaden.

Viele Städte im Landkreis Ahrweiler in der Eifel gleichen an diesem Tag einem Katastrophengebiet. In der Nacht hatte sich das Hochwasser durch die beschaulichen Ortschaften und über die Straßen und Felder gewälzt. Mindestens 19 Personen sind ums Leben gekommen, bis zu 70 weitere werden noch vermisst. Hunderte Einsatzkräfte suchen nach Überlebenden. Am Donnerstag sind viele Ortschaften noch abgeschnitten von der Außenwelt. Am Himmel kreisen Hubschrauber, auf den Straßen rasen Feuerwehr- und Polizeiwagen zu immer neuen Unglücksorten. Erheblich betroffen sind auch die Landkreise Bitburg-Prüm, Vulkaneifel und Trier-Saarburg.

Bis zum Bauch habe der 85 Jahre alte Mann im Wasser gestanden, sagt die Anwohnerin in Bad Neuenahr-Ahrweiler und deutet auf das Erdgeschoss des großen Mehrfamilienhauses, in dem das braune Wasser steht. Der alte Mann habe die Tür nicht mehr öffnen können, sei sehr verängstigt gewesen. Um halb fünf in der Früh hätte sie ihn schließlich zusammen mit ein paar jungen Männern aus seiner Wohnung geholt, erzählt die Frau. Die Wassermassen haben die Fenster zerbersten lassen und Müll und Dreck hineingetragen. Abfall und Trümmerteile hängen auch in den Büschen davor und an den Laternenpfosten, zumindest an jenen, die noch stehen. Es stinkt nach Benzin, auf dem braunen Schlamm, der die Straßen überzieht, sind bunte Schlieren zu sehen. Die Öltanks in den alten Häusern seien zerborsten, sagt die Frau wie zur Erklärung.

Bilder wie aus Filmen

Auch die großen alten Häuser etwas weiter westlich am Ufer stehen im Wasser. Aus einem kommt ein Mann in Gummistiefeln. Schweigend trägt er eine Tasche hinaus. Derlei Bilder kenne man doch nur aus Filmen, sagt ein anderer Mann.

Viele Städte im Landkreis Ahrweiler in der Eifel gleichen an diesem Tag einem Katastrophengebiet.


Viele Städte im Landkreis Ahrweiler in der Eifel gleichen an diesem Tag einem Katastrophengebiet.
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Bild: Lucas Bäuml

Die Frau zählt die Brücken auf, die es in dem Ort gibt oder, besser gesagt, gab – abgesehen von der großen Autobahnbrücke. Auf acht Brücken kommt sie. Keine ist mehr passierbar. Viele sind schlicht weggetrieben worden. So wie jene unmittelbar vor ihr, die Mariahilfbrücke am Kurpark. Sie hat sich weiter unten in den Bäumen verfangen. Ohne die Brücken ist die Stadt zweigeteilt. „Wir haben keine Chance hinüberzukommen“, sagt die Frau. Dann schaut sie zum Himmel. „Gottseidank hat es aufgehört zu regnen.“ Bad Neuenahr-Ahrweiler ist eigentlich ein vornehmes Städtchen mit Heilbad, in dem viele ältere Menschen leben. 2022 sollte es hier eine Landesgartenschau geben, just vorne am Wasser. Pandemiebedingt wurde sie schon auf 2023 verschoben. Aber auch dann kann sich hier derzeit keiner blühende Blumenwiesen vorstellen. Im Jahr 1910, erzählen einem die Alten, habe es das letzte Mal eine sehr starke Überschwemmung gegeben, und fügen an: „Aber so etwas gab es noch nie.“

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