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#Gibt Merkels politisches Vermächtnis diese Ehrung her?

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„Der Adler, der oft so dürftig aussieht, ist kräftiger geraten und nicht mehr so überstilisiert“, schrieb der Kritiker der F.A.Z., als er im Januar 1952 die Prototypen der neuen westdeutschen Verdienstorden in Augenschein nahm. Insbesondere die beiden höchsten Auszeichnungen, die abgestuften Großkreuze, vermittelten dank ihrer eher zierlichen Ordenssterne und der zurückhaltenden Farben im schwarz-rot-goldenen Band den Eindruck „ruhiger Vornehmheit“.

Jochen Buchsteiner

Politischer Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

Genau so, ruhig und vornehm, soll es nun zugehen, wenn Angela Merkel an diesem Montag, gut 70 Jahre später, das „Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland in besonderer Ausführung“ aus der Hand von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erhält – als erste Deutsche überhaupt und erst als dritter Bundeskanzler nach Konrad Adenauer und Helmut Kohl.

Doch manche wollen den weihevollen Moment nicht unwidersprochen über die Bühne gehen lassen. Sie fragen sich, ob Merkels politisches Vermächtnis eine solche Ehrung hergibt und sie so ohne Weiteres mit dem Kanzler der Westbindung und dem Kanzler der deutschen Einheit in eine Reihe gestellt werden kann – zumal von einem Bundespräsidenten, der als ihr früherer Stellvertreter mit jeder politisch-historischen Würdigung auch ein bisschen sich selbst meinen könnte.

Russland als „emotionales Thema“

Von einer „mittelbaren Rehabilitierung der eigenen Person“ spricht ein Abgeordneter, der sich schon früh gegen die schließlich gescheiterte Russlandpolitik der großen Koalition ausgesprochen hatte. Auch ein ehemaliger Mitarbeiter Steinmeiers will nicht ausschließen, dass der Bundespräsident mit seiner Ordensentscheidung ein Stück verlorenes Ansehen der gemeinsamen Russlandpolitik retten will. Dies sei ein „sehr emotionales Thema“ für ihn.

Das Ordenskreuz für den Kanzler der Einheit - übergeben von Bundespräsident Roman Herzog im Oktober 1998


Das Ordenskreuz für den Kanzler der Einheit – übergeben von Bundespräsident Roman Herzog im Oktober 1998
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Bild: Picture Alliance

Offen, also mit Namen, möchte den Staatsakt niemand aus Union und den Regierungsparteien kritisieren; das überlässt man der AfD. Aber einige freuten sich still, als „Die Welt“ den „unverdienten Orden“ kommentierte, dessen Verleihung auf beiden Seiten, Steinmeiers wie Merkels, „Klugheit, Anstand und Taktgefühl“ vermissen lasse.

Ob man derartige Kritik berechtigt findet oder kleinlich, hängt auch von der Bedeutung ab, die man dem Orden an sich beimessen möchte. Deutschland war ja schon mal so weit, staatliche Auszeichnungen vollständig auf den Altmetallhaufen der Geschichte zu werfen. In der Weimarer Reichsverfassung wurde ein Verbot von „Orden und Ehrenzeichen“ verankert.

Aber die Sehnsucht nach dem Auszeichnen und dem Ausgezeichnetwerden war nicht zu tilgen. Noch vor dem Ende der ersten deutschen Demokratie wurden Medaillen und Orden wieder eingeschmuggelt, darunter der sogenannte Elefantenorden, den das Wiederaufbauministerium für besondere Verdienste in den Kolonien verlieh.

Dass es auch ohne Orden geht, demonstrieren (neben den Schweizern) die Stadtstaaten Hamburg und Bremen, wo bis heute keine hoheitlichen Auszeichnungen vergeben werden und die Annahme auswärts verliehener Orden verpönt ist. Aber auch jenseits der selbstbewussten hanseatischen Bürgerschaften sehen einige Deutsche die Ordensverleihung nur noch im Karneval am rechten Platz. Eine ernsthafte Initiative zur Abschaffung des tierisch ernsten Verdienstordens blieb gleichwohl aus. Er hinterlässt am Ende eben doch Eindruck und Zufriedene auf allen Seiten.

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