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#„Hast Du den verdammten Verstand verloren?“

„„Hast Du den verdammten Verstand verloren?““

Stück für Stück legen die Mitglieder des Untersuchungsausschusses zum Sturm auf das Kapitol die Puzzleteile zusammen. Am dritten Sitzungstag im großen Saal des Cannon-Building nähern sie sich dem Kern des Ganzen. Greg Jacob, der frühere Berater von Vizepräsident Mike Pence, war geladen. Er schilderte am Donnerstag ebenso nüchtern wie detailreich, wie Donald Trump und dessen Anwalt John Eastman in den Tagen vor dem 6. Januar 2021 Pence unter Druck setzten, den Wahlsieg Joe Bidens in der Zertifizierungssitzung des Kongresses nicht zu beglaubigen.

Majid Sattar

Politischer Korrespondent für Nordamerika mit Sitz in Washington.

Jacob berichtete von einem Gespräch mit Eastman, in dem er hervorgehoben habe, dass der Vizepräsident gegen mehrere gesetzliche Bestimmungen verstieße, wenn er Trumps Aufforderung folgte. Dann habe er den Anwalt gefragt: „John, wenn der Vizepräsident täte, was ihr von ihm verlangt, würden wir im Supreme Court neun zu null verlieren, oder?“ Eastman habe am Ende einer längeren Diskussion eingestanden: „Gut, Du hast recht. Wir würden neun zu null verlieren.“ Ein Urteil der neun Verfassungsrichter war am Ende bekanntlich nicht nötig. Pence blieb standhaft und widersetzte sich den Versuchen, Biden den Sieg im Wahlleutegremium abzusprechen beziehungsweise es sieben Bundesstaaten zu erlauben, noch einmal ihre Wahlergebnisse zu überprüfen.

Trump soll Pence einen „Waschlappen“ genannt haben

Es gebe keinen rechtlichen Spielraum für ihn in dieser Frage, habe Pence dem abgewählten Präsidenten und dessen Anwalt immer wieder erklärt. Noch am Morgen des 6. Januar, vor der Kundgebung hinter dem Weißen Haus, auf welche die Erstürmung des Kapitols durch den gewalttätigen Mob von Trump-Anhängern folgte, sei es zu einem Telefonat Trumps mit Pence gekommen. In diesem habe der Präsident seinem Stellvertreter vorgeworfen, ihm fehle der Mut. Präsidententochter Ivanka, deren Aussage in der Ausschusssitzung per Video eingespielt wurde, war seinerzeit im Oval Office zugegen und beschrieb das Gespräch als „hitzig“. Ein anderer Mitarbeiter erinnert sich, dass Trump Pence einen „Waschlappen“ schimpfte.

Die Aussagen vom dritten Sitzungstag betrafen den Kern der Untersuchung. Die Ausschussmitglieder wollen beweisen, dass Trump Pence unter Druck setzte, obwohl er wusste, dass dieser damit gegen gesetzliche Bestimmungen verstieß. Die Republikanerin Liz Cheney, stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses, hielt fest, man habe gesehen, Trump sei bewusst gewesen, dass er Pence zu illegalem Handeln dränge. Trump, so will man später bilanzieren, habe sich strafbar gemacht. Hinter den Kulissen gibt es freilich Streit über die Frage, ob das Gremium am Ende Justizminister Merrick Garland empfehlen soll, Trump anzuklagen.

Jacobs Aussage konnte Trump nicht erfreuen. Der Berater berichtete, er habe Eastman eine E-Mail geschickt, nachdem der Secret Service Pence an einen sicheren Ort im Kapitol gebracht hatte: „Dank eurem Scheiß werden wir nun belagert“, hieß es in der Nachricht. Eastman habe aber keine Reue gezeigt. Er forderte Pence weiter auf, einen „relativ geringfügigen Rechtsbruch zu erwägen“ und die Sitzung des Kongresses zu vertagen. Der Vizepräsident und die Kongressführung stellten freilich sicher, dass die gemeinsame Sitzung der beiden Kammern nach dem Ende der Belagerung fortgesetzt wurde. Pence hatte sich zuvor geweigert, das Kapitol zu verlassen, wie es der Secret Service gefordert hatte. Nach Beginn der Randale hatte Trump noch getwittert, dem Vizepräsidenten habe der Mut gefehlt. Der Mob skandierte daraufhin: „Hang Mike Pence!“. Zwölf Meter trennten Pence von den Gewalttätern zwischenzeitlich.

Eastman rief tags darauf Eric Hershmann, Trumps Anwalt im Weißen Haus, an, da ihm noch eine Idee gekommen sei, den Machtwechsel zwei Wochen später zu verhindern. „Hast du den verdammten Verstand verloren“, erwiderte Hershmann. Er wolle nur noch zwei Worte aus Eastmans Mund hören: „Friedliche Amtsübergabe“. Zudem gebe er ihm den besten kostenlosen anwaltlichen Rat, den er je erhalten werde: „Besorg dir einen verdammt guten Strafverteidiger. Du wirst ihn brauchen.“

Eastman hatte in seiner Befragung, die in Teilen per Video eingespielt wurde, 100 mal vom Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch gemacht. Fünf Tage nach dem Sturm auf das Kapitol wandte er sich an Rudy Giuliani, Trumps persönlichen Anwalt, mit der Bitte, vom scheidenden Präsidenten präventiv begnadigt zu werden. Trump tat dies nicht.

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