In Wiesbaden häufen sich die Beschwerden von Anwohnern, Geschäftsleuten und Kunden über immer mehr und größere Lager von Obdachlosen in der Innenstadt. „Wir haben Druck im Kessel“, bestätigt Sozialdezernent Christoph Manjura (SPD). Ariane Würzberger, Leiterin des Sozialleistungs- und Jobcenters, kündigt für den Herbst einen ersten Entwurf für eine neue städtische Verordnung an, die sowohl die Belange der Obdachlosen als auch der genervten Bürger berücksichtigen soll. Der Mainzer Verein „Rheinhessen hilft“ äußert indes scharfe Kritik an der Stadt und wirft ihr unter anderem „rechtswidriges Verhalten“ vor. Ein vereinbarter Gesprächstermin ist erst einmal gescheitert.

„Ich wusste einfach nicht weiter“, schildert ein Wiesbadener Geschäftsmann gegenüber der F.A.Z. seine Ratlosigkeit und berichtet von einem obdachlosen Mann, der mehrere Tage vor der von ihm angemieteten Garage in der Innenstadt campierte. Auf mehrere Gesprächsversuche und wiederholte Bitten, das Lager doch ein paar Meter zu versetzen, damit die Garage wieder genutzt werden könne, habe der Mann nicht reagiert. „Als er vor ein paar Tagen dann mal nicht in seinem Lager war, habe ich seine Sachen genommen und in die Mülltonne geworfen. Seitdem kann ich meine Garage wieder nutzen“, erzählt der Wiesbadener, der sich dabei aber sehr unwohl fühlte. Seinen Namen möchte er in der Zeitung nicht lesen, weil er Angst vor Anfeindungen hat.