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#Ist das die Rache der Franzosen für den Brexit?

„Ist das die Rache der Franzosen für den Brexit?“

Joan, eine Hörerin des Londoner Radiosenders LBC, lieferte dem Moderator in dieser Woche einen Frontbericht. Gemeinsam mit ihrer behinderten Schwester Gina war sie am Morgen um halb neun auf den Stau vor dem Eurotunnel gestoßen und brauchte dann acht Stunden, um die letzte Strecke von 1,6 Kilometern zurückzulegen. „Der Seitenstreifen ist jetzt ein öffentliches Pissoir, es war unerträglich heiß, und die Leute hatten kein Wasser mehr“, klagte sie.

Den Briten wird ihr Urlaub im Ausland vergällt. Nachdem sich die Autos vor der Fähre in Dover am vergangenen Wochenende bis zu 20 Stunden gestaut hatten, geriet danach der Eingang zum Eurotunnel in Folkstone in den Blick. Von einem „Hotspot der Ferienhölle“ sprach die Automobile Association, so etwas wie der britische ADAC. Was läuft da schief? Und vor allem: Wer ist schuld?

Denn auch wenn in Großbritannien die Schuldfrage im privaten Bereich gewöhnlich mit einem allseitigen „sorry“ beigelegt wird, hört die Gelassenheit beim Urlaub auf. Die Nerven sind zusätzlich angespannt, weil Reisealternativen – selbst im Inland – noch unattraktiver erscheinen. Die meisten Bahnbetriebe streiken gerade – in den vergangene Tagen ist der Schienenverkehr auf 20 Prozent gesunken. Die Flughäfen wiederum sind wegen Personalmangels überlastet. Zahlreiche Flüge werden gestrichen, und an vielen Flughäfen stapelt sich das Gepäck, weil die Besitzer nicht länger warten konnten. Zu allem Unheil kündigen sich nun auch noch Arbeitsniederlegungen bei den britischen Fluggesellschaften an.

Die Nerven sind angespannt

Politiker der regierenden Konservativen hatten die Verantwortlichen für die Staus am Kanal rasch ausgemacht: die Franzosen, die ja schon auf britischem Boden kontrollieren. Sie waren zu Beginn der Urlaubssaison nicht gerade vollzählig an den Kontrollhäuschen erschienen. Fotos dokumentierten, dass zeitweise nur die Hälfte der Kontrollboxen besetzt war.

Erleben die Briten ein weiteres Mal die Rache der EU für den Brexit? Das legten zumindest konservative Kolumnisten wie Andrew Pierce nahe: „Kein Zweifel, dass uns die Franzosen nicht vergeben haben. Sie hassen den Brexit einfach. Macron kann ihn nicht ertragen.“ Es ist nicht das erste Mal, dass dieser Verdacht aufkommt. Er war schon zu hören, als die Franzosen während der Pandemie vorübergehend die Corona-Regeln für Einreisende aus dem Königreich verschärften, aber auch bei den Protesten, die französische Fischer im vergangenen Jahr vor Jersey gegen die schleppenden Lizenzvergaben organisiert hatten.




Im Élysée-Palast geht man gelassen mit den Vorwürfen aus London um. „Frankreich ist nicht verantwortlich für den Brexit!“, stellte der französische Verkehrsminister Clément Beaune klar. Auch der Präsident lässt sich nicht provozieren. Die Liste der verbalen Attacken von der Insel ist zu lang, als dass sie Emmanuel Macron in Wallung bringen könnte. Jetzt verhält er sich, als habe er Boris Johnsons Rat beherzigt, „bekommen Sie sich in den Griff und donnez-moi un break!“.

Auch wenn man in London überzeugt ist, dass die französische Regierung – vor allem Präsident Macron – den Brexiteers grundsätzlich gerne Lektionen erteilt, fand sich bisher kein Minister, der einen direkten Zusammenhang zu den Staus herstellen wollte. Es wäre vielleicht auch etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Schon die Tatsache, dass die Kontrollposten rasch nachbesetzt wurden und sich so die Lage zumindest ein bisschen entspannt hat, spricht dafür, dass Paris keinen europapolitischen Feldzug an der Grenzstation führen wollte. Hat also – umgekehrt – die französische Seite recht, wenn sie die Verzögerungen an der Grenze mit den selbstverschuldeten Folgen des Brexits erklärt?

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