Nachrichten

#Italien streitet über McKinsey & Co.

Italien streitet über McKinsey & Co.

Wenige Tage nach Amtsantritt von Mario Draghi als Italiens Regierungschef, gibt es in der italienischen Regierungskoalition schon Streit um seine Politik. Dabei geht es weniger um Inhalte, sondern nur über die Methode: Draghi hat für den Kern der Regierungsarbeit, die Formulierung eines neuen Programms für den europäischen Aufbaufonds, parteilose Fachleute ernannt. Die beschäftigen nun wiederum vier Beratungsfirmen – McKinsey, Price Waterhouse, Ernst & Young sowie Accenture. Über deren Einsatz gab es keine öffentliche Diskussion und keine Ankündigung, nur nachträglich eine Erklärung des Schatz- und Finanzministeriums. „McKinsey und die anderen Unternehmen unterstützen die Verwaltung im Rahmen von Verträgen, die seit längerem laufen“, heißt es da unter anderem. Die Entscheidungen über das Aufbauprogramm würden nicht von den Beratern, sondern von den Verantwortlichen der Ministerien getroffen.

Tobias Piller

Tobias Piller

Wirtschaftskorrespondent für Italien und Griechenland mit Sitz in Rom.

Dennoch lassen es sich linke Politiker und auch zwei links stehende Zeitungen aus dem Koalitionslager nicht nehmen, Draghi als Marionette internationaler Beratungsunternehmen darzustellen. Dazu gehört „Il Fatto Quotidiano“, die Zeitung, die sich seit Jahren als Sprachrohr der Fünf-Sterne-Bewegung verstand, nun aber weder den Sturz der Regierung Conte, noch die Beteiligung der einstigen Protestbewegung an einer großen Koalition unter Draghi verwinden kann. Nun wird Draghi auf der ersten Seite als Plakatträger der Beratungsunternehmen dargestellt. Der ehemalige demokratische Minister für Süditalien, Fabrizio Barca, wird in einem Interview zitiert mit den Worten: „Das ist eine gefährliche Entscheidung“. Barca sagt, er sei in seiner Berufslaufbahn Ende der Neunziger Jahre – in das von Draghi regierte – Schatzministerium gekommen, als dieses völlig unter der Kontrolle der Beratungsunternehmen gestanden sei und Jahre darauf verwendet worden seien, die Herrschaft der Berater zu beenden. Auch das Intellektuellenblatt „Domani“ schreibt nun von einer „Regierung im Schatten von McKinsey“.

Aufgegriffen wird damit das Klischee von Draghi als einem Vertreter einer internationalen Elite, der früher schon das italienische Familiensilber bei den Privatisierungen an ausländische Investoren verschleudert habe und zudem auch noch einige Jahre Vizepräsident bei Goldman Sachs gewesen sei. In der Tat war Draghi von 1991 bis 2001 als Generaldirektor des Schatzministeriums der Architekt einer umfassenden Privatisierung für insgesamt 60 Milliarden Euro. Dabei ging es aber nicht um Familiensilber, sondern um ineffiziente Staatsbetriebe unter Kontrolle der Politik, die dann aus den Kassen der Staatsunternehmen die Parteien finanzierten. Das hätte damals schwerlich einer Protestbewegung von der Art der Fünf Sterne gefallen können.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!