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#Jetzt sind die Jungen dran

Jetzt sind die Jungen dran

Eine größere Aktion der Solidarität hat dieses Land in Friedenszeiten noch nicht gesehen: Kein Festival besuchen. Das Fußballtraining ausfallen lassen. Kaum Freunde treffen. Selten zur Schule gehen. Seit mehr als einem Jahr bleiben junge Leute zu Hause – um das Land vor einer Krankheit zu schützen, die für die Alten viel gefährlicher ist.

Sie haben damit Leben gerettet, und zwar viele. Deutschland hat Erstaunliches erreicht: Die größte Pandemie der vergangenen 50 Jahre dauert an, doch in diesem Jahr sind in Deutschland bislang nicht mehr Menschen gestorben als in Jahren mit schweren Grippewellen. Dank bevorzugten Impfungen für die Alten, und dank der Lockdowns. Die Last der Pandemie, sie äußerte sich vor allem im Verzicht. Alle haben verzichtet. Dieser Verzicht war im Großen und Ganzen auch richtig. Doch niemanden trifft der Verzicht so sehr wie die jungen Leute. So ist es bis heute:

 Die meisten Alten sind geimpft oder haben zumindest einen Termin in Aussicht. Viele Menschen im mittleren Alter gehen zur Arbeit und müssen sich dabei nicht mal testen lassen. Kinder dagegen dürfen ohne Test meist nicht mehr in die Schule. Viele Jugendliche haben ihr Klassenzimmer seit Monaten nicht mehr von innen gesehen. Das wahrscheinlich beliebteste Abi-Motto des Jahres heißt zu Recht: „Die Schule war öfter dicht als wir.“ Und wer das Abitur schon hinter sich hat, dem geht es nicht besser. Total vergessen wurden die Studenten, die seit Monaten teils in kleinen Single-Apartments immer nur vor dem Computer sitzen, anstatt die Welt zu entdecken und Kontakte fürs Leben zu knüpfen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat schon anerkannt: „Gerade die Jungen trifft die Pandemie besonders hart. Und trotzdem bestimmen ihre Probleme nicht die Themen der Talkshows.“

Der Verzicht trifft die jungen Leute besonders hart

Sicher, Corona ist auch für junge Leute nicht ganz ungefährlich. Viele hätten das Risiko aber gerne in Kauf genommen, um ihr Leben zu leben. Dutzende Jugendorganisationen haben ihre Corona-Sorgen zu Protokoll gegeben. Die Gesundheit stand ganz unten. Die meisten sorgten sich um die geistige Verfassung der jungen Leute, ihre Arbeitsplätze, das Einkommen und die Bildung. In Großbritannien fiel die Lebenszufriedenheit von Unter-30-Jährigen so tief wie das keiner anderen Generation. Auf einer Zehner-Skala ging es um fast zwei Punkte nach unten. Corona brachte das Glück der britischen Jugend noch unter das Niveau von Nicaragua.

Das ist kein Wunder. Die Corona-Maßnahmen kosten junge Leute eine Phase des Lebens, die sich kaum nachholen lässt. Junge Leute entdecken die Welt, schließen Freundschaften fürs Leben und finden Ehepartner – wenn sie einander nur begegnen können. Nichts davon lässt sich durch Zoom-Meetings ersetzen. Kinder lernen Dinge, die später nicht mehr so einfach nachzuholen sind. Es geht um Schwimmkurse, ums Fußballspielen und um soziale Fähigkeiten. Dass die meisten Länder nicht mal in der Lage waren, sich ordentliche Konzepte für die Schulen auszudenken, ist lange bekannt – ebenso wie die Folgen des Lockdowns: Jugendliche werden öfter depressiv und bewegen sich weniger, Kinder müssen öfter zu Hause Gewalt erdulden. Alle müssen sich auf messbare finanzielle Einbußen einstellen. Jugendliche finden schwerer eine erste Stelle, ihr Gehalt erholt sich davon kaum jemals. Schulschließungen haben schon in der Vergangenheit zu Lohneinbußen geführt – allein das Ausmaß des ersten Lockdowns kann Schüler durchschnittlich drei Prozent ihres Lebenseinkommens kosten, praktisch das Gehalt eines Arbeitsjahrs. Und da sind die Folgen der späteren Wellen noch gar nicht mitgerechnet.

Ein Zwei-Milliarden-Euro-Programm hat die Bundesregierung vergangene Woche angekündigt, um den Schülern wenigstens das Nötigste beizubringen, gerade mal 200 Euro je Schüler. Damit kommt man nicht weit. Und es ist ein Nichts verglichen mit dem finanziellen Gewinn, den die Pandemie den Rentnern ganz automatisch bringt.

Was tun für die Jugend?

Das ist die größte Ironie von allen: Die Rentenregeln sind seit wenigen Jahren so gestrickt, dass das Ab und Auf der Wirtschaft in so einer Rezession die Rente erhöht. Selbst wenn die Löhne nach der Krise nicht höher sind als vorher, steigt die Rente kräftig: Durch die Rentengarantie wird sie durch den Abschwung nicht geschmälert, nimmt das Aufholen aber voll mit. Auf diese Weise bringt Corona den Rentnern drei bis vier Milliarden Euro, hat das Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik für die F.A.S. ausgerechnet. Aber nicht nur einmal. Sondern jedes Jahr, unbegrenzt. Dieses Geld müssen die jungen Leute in den kommenden Jahren noch zusätzlich aufbringen. So kann es nicht weitergehen. Deutschland muss etwas für seine Jugend tun. Aber was?

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