#Keine Partei kann sich mehr in Sicherheit wiegen
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„Keine Partei kann sich mehr in Sicherheit wiegen“
Am Ende war bei den Unionsparteien alle Hoffnung vergebens. Zwar war das Stimmungsbild in den beiden Wochen vor der Bundestagswahl nicht mehr ganz so düster wie im August, als für CDU und CSU ein Stimmenanteil von 20 Prozent oder weniger möglich erschien. Aber weder die Aussicht auf ein Debakel von historischem Ausmaß noch auf die Möglichkeit einer massiven Linksverschiebung der politischen Koordinaten durch eine Koalition von SPD, Grünen und Linken vermochten die Wähler der Unionsparteien in hinreichendem Maß zu mobilisieren. Im Gleichklang verloren CDU und CSU gegenüber der Bundestagswahl 2017 jeweils mehr als sieben Prozentpunkte auf nunmehr zusammen 24,1 Prozent der Zweitstimmen.
Doch sind die Zeiten längst vorbei, in der sich die angestammten Volksparteien CDU/CSU und SPD wie kommunizierende Röhren verhalten. Dem schlechtesten Ergebnis der Unionsparteien seit dem Bestehen der Bundesrepublik entsprach eines der schlechtesten für die SPD. Mit 25,7 Prozent der Zweitstimmen konnten die Sozialdemokraten zwar die Niederlage von 2017 vergessen machen, als die Partei nur 20,5 Prozent der Stimmen erhalten hatte. Doch die 30-Prozent-Marke, die sich das im Herbst 2019 gewählte Führungsduo Saskia Esken/Norbert Walter-Borjans zum Ziel gesetzt hatte, wurde selbst mit einem Bewerber um das Amt des Bundeskanzlers verfehlt, der seine beiden Mitbewerber Armin Laschet (CDU) und Annalena Baerbock (Grüne) sowohl auf dem Feld der Kompetenz- wie der Persönlichkeitswerte deklassierte.
Tatsächlich hat die SPD in der Person von Bundesfinanzminister Olaf Scholz die einzige Chance genutzt, die sie nach dem Ende der Ära Merkel hatte, um sich als regierungsfähig zu präsentieren. Doch die Geschlossenheit der eigenen Partei, alle Fehler in der Wahlkampfführung von Union und Grünen zusammengenommen und auch das schwächste Abschneiden der Linkspartei seit Jahrzehnten brachten den Sozialdemokraten nicht mehr ein Viertel der Stimmen ein. Als alle Stimmen ausgezählt waren, kamen CDU/CSU und SPD erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik auf zusammen weniger als die Hälfte der Zweitstimmen. So betrachtet wurde mit dem Ende der Ära Merkel nach 16 Jahren Kanzlerschaft womöglich auch das Ende der Parteien- und Regierungsformationen besiegelt, wie sie nach 1949 in Westdeutschland entstanden waren und sich nach 1990 unter gesamtdeutschem Vorzeichen nochmals neu konfiguriert hatten.
Aus heiterem Himmel kam diese „Zäsur“ (Forschungsgruppe Wahlen) nicht – im Gegenteil. Es war die Corona-Pandemie, die die Unionsparteien seit dem Frühjahr 2020 so stark wie zuletzt vor der Flüchtlingskrise 2013 erscheinen ließ und damit den Blick darauf verstellte, dass CDU und CSU seit der Ankündigung Merkels im Herbst 2018, nicht wieder als Bundeskanzlerin zur Verfügung zu stehen, deutlich unter der 30-Prozent-Schwelle gesehen wurden. Doch anstatt die in die Millionen gehende Zahl der Wählerinnen und Wähler zu umwerben, die die Unionsparteien gewählt hatten, um Angela Merkel als Bundeskanzlerin zu sehen, sandten CDU und CSU ein verwirrendes Signal nach dem anderen.
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