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#Kopflos in der Pandemie

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Kopflos in der Pandemie

Vor der heutigen Bund-Länder-Konferenz erleben wir als Zuschauer die immer gleichen Rituale. Mit dramatischen Worten werden die schlimmsten Szenarien diskutiert, die Bundesregierung lässt über die Beschlussvorlage drakonische Maßnahmen andeuten und die Ministerpräsidenten versuchen das sogleich zu relativieren. Wir Bürger verfolgen das Schauspiel als Zuschauer, die mit einer Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche auf das zu Erwartende eingestimmt werden.

Zu diesem Ritual gehört die vortägliche Talkshow so wie früher am Samstag das Bad für die damals noch zahlreichere Kinderschar. Als unmündige Kinder kommen wir uns allerdings mittlerweile auch wieder vor. So diskutierte gestern Abend Anne Will über „Bürokratie, Impfdebakel und steigende Infektionszahlen – hilft jetzt nur die Notbremse?“

Zwar war Karl Lauterbach diesmal nicht eingeladen, aber er fand in dem jüngst in den Bundestag nachgerückten Janosch Dahmen (Grüne) einen passablen Vertreter. So trat der im Zivilberuf als Notarzt tätige Abgeordnete sogleich auf das dramaturgische Gaspedal: Der Zug „fahre vor die Wand.“ Deshalb müssten „körpernahe Dienstleistungen wie Frisöre, Baumärkte schließen“, eine etwas unglückliche Formulierung. Doch der Tenor war klar, selbst wenn körperferne Dienstleistungen im Baumarkt gemeint gewesen sein sollten. Die zaghaften Öffnungen der vergangenen Wochen müssten zurückgenommen werden, obwohl sowieso fast alles geschlossen geblieben war.

„Warum nicht gleich loslegen?“

Die Journalistin Samiha Shafy („Die Zeit“) war im Oktober vergangenen Jahres aus New York zurückgekehrt. Wohl der falsche Zeitpunkt, denn seit ihrer Rückkehr sei es „in Deutschland abwärts gegangen.“ Unsere Bundesregierung wirkte auf sie „mutlos, kopflos und konfus.“ Nun muss man jetzt nicht wieder schildern, was jeder Zuschauer schon weiß: Es fehlen Impfstoffe und Tests.

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„Warum nicht gleich loslegen?“, fragte Ulrich Weigeldt. Er meinte damit das Impfen in den Hausarztpraxen, deren Interessen er als Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands vertritt. Trotzdem hatte er nicht unrecht, wenn er sich gegen die Priorisierung der Impfstoffverteilung zugunsten der Impfzentren aussprach. Die erklärte Weigelt mit den schönen Wort „Implikationen.“ Diese ergeben sich aus der schlichten Tatsache ihrer Existenz. Der Bund habe nämlich deren Finanzierung bis September zugesagt, so Weigelt. Das sei für viele Landräte ein überzeugendes Argument, an ihnen festzuhalten.

Angesichts der generösen Stundenlöhne in diesen Zentren sehen das manche Ärzte bestimmt genauso. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) wies wahrscheinlich nicht ohne Hintergedanken darauf hin, dass in Mecklenburg-Vorpommern auch Hausärzte in den Impfzentren beschäftigt seien. Entsprechend lautete ihre an König Salomon erinnernde Lösung: Wir nutzen Zentren und Hausarztpraxen, um uns irgendwann zu impfen. In New York, so Frau Shafy, geht das längst nach Feierabend für jede Altersgruppe.

So kann selbst ein Virus an den komplexen Strukturen in hoch arbeitsteiligen Gesellschaften nichts ändern. Es gibt weiterhin unterschiedliche Interessen, Wünsche und Ideen. So ist das halt. Trotzdem wäre es natürlich sinnvoll, wenigstens pragmatische Lösungen zu finden, wie es Wolfgang Kubicki (FDP) seit Monaten fordert. Die setzen allerdings eine überzeugende Problembeschreibung voraus.

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