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#Laschet soll eine Chance bekommen

Laschet soll eine Chance bekommen

Am Ende ist Armin Laschet wieder allein. Ohne Merkel, ohne Söder. Das heißt: Allein ist der Kanzlerkandidat an diesem warmen Samstagnachmittag im äußersten Südwesten Berlins nicht. Einige Dutzend Parteifreunde empfangen ihn in Kladow, um beim Haustürwahlkampf mitzumachen. Laschet wird begleitet vom Spandauer Bundestagskandidaten Joe Chialo, dem Spitzenkandidaten für die Berliner Abgeordnetenhauswahl, Kai Wegner, Parteifreunden und Journalisten. 40, vielleicht 50 Menschen schieben sich durch die ruhigen Straßen Kladows.

Die CDU hat sich die Gegend vorher angeguckt, man weiß ja, wo man gewählt wird und wo nicht. Auch ein bisschen geschaut wurde, ob jemand zuhause ist. Doch ganz rund läuft die Sache trotzdem nicht. Mal geht die Haustür auf, mal bleibt sie zu, mal öffnet eine Frau nur einen Spalt und schließt die Tür, kaum dass sie gesehen hat, was da vor ihrem Haus für eine Menschentraube steht.

Automatenhafter Applaus

Bevor Laschet in Kladow an den Türen klingelt, ist er in Kreuzberg, im Tempodrom. Wenige hundert Meter entfernt von der Parteizentrale der SPD treffen sich CDU und CSU zum Auftakt der sogenannten heißen Wahlkampfphase. Abgesehen von der Parteiprominenz – neben Laschet vor allem die Bundeskanzlerin und der bayerische Ministerpräsident – sitzen etwa 70 junge Menschen in T-Shirt und offenem Hemd in der Halle, die so automatenhaft klatschten, dass sich die Frage stellt, ob man in Zeiten der Pandemie das nicht ebenso gut mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz hätte lösen können.

Armin Laschet am Samstag im Berliner Tempodrom vor jungen Zuschauern, die klatschen, als wären sie programmiert.


Armin Laschet am Samstag im Berliner Tempodrom vor jungen Zuschauern, die klatschen, als wären sie programmiert.
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Bild: EPA

Als Angela Merkel wenige Minuten nach 11 Uhr im gelben Blazer auf der Bühne steht, erinnert sie daran, dass sie sich seit ihrer Rückzugsankündigung im Herbst 2018 aus Wahlkämpfen heraushalte. „Alles hat seine Zeit“, spricht sie einen typischen Merkel-Satz. Dann behauptet sie, sie finde es gleichwohl  „richtig schön“, dabei zu sein.

Es sei dahingestellt, wie schön Merkel, die nie eine begeisterte Wahlkämpferin war, diesen Termin am Wochenende zwischen ihren Reisen nach Moskau am Freitag und nach Kiew am Sonntag findet. Aber sie erfüllt ihre Pflicht als CDU-Politikerin und nach wie vor beliebte Kanzlerin. Sie lobt Laschet, dem das „C“ im Parteinamen „Kompass“ sei, der auf der Grundlage eines christlichen Menschenbildes handele und für den der Mensch mit seiner „unantastbaren Würde“ im Mittelpunkt stehe.

Sie nennt ihn den „zukünftigen Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland“. Dann aber würdigt sie ausführlich die Leistung der aktuellen Bundeskanzlerin, erwähnt die in ihrer Amtszeit stark gesunkenen Arbeitslosenzahlen, das Ende der Neuverschuldung – bis Corona kam –, die Euro-Rettung, den stark gewachsenen Anteil von Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Über die „Tragödie“ in Afghanistan spricht sie natürlich auch.

Bestenfalls ein ordentliches Verhältnis

Merkel und Laschet, das war und ist bestenfalls ein ordentliches Verhältnis. Mehr nicht. Auch wenn der nordrhein-westfälische Ministerpräsident 2015 und in den Jahren danach in der Flüchtlingskrise auf der Seite der Kanzlerin stand, erwuchs daraus nicht einmal die Nähe, wie sie zwischen ihr und der saarländischen Regierungschefin Annegret Kramp-Karrenbauer zwischenzeitlich herrschte, bis beide Frauen voneinander enttäuscht waren.

Als es um die Nachfolge Kramp-Karrenbauers im CDU-Vorsitz und damit immer auch um die Kanzlerschaft ging, verhielt Merkel sich noch zurückhaltender als bis dahin in Parteiangelegenheiten, auch dem Bewerber Laschet gegenüber. Nur einmal, vor einem Jahr, als offen war, ob Laschet es an die CDU-Spitze schafft, machte sie ein auffallende Ausnahme. Sie besuchte den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten in Düsseldorf und sagte, wer CDU-Vorsitzender werden wolle, müsse auch bereit sein, Kanzler zu werden. Wenn jemand das bevölkerungsreichste Bundesland mit einer effizient arbeitenden Koalition aus CDU und FDP regiere, „dann ist das zumindest ein Rüstzeug, das durchaus Gewicht hat“.

Dabei ließ Merkel es aber bewenden. Oder vielmehr: Sie scheute sich auch nicht, Laschet Knüppel zwischen die Beine zu werfen, etwa als sie vor einem Millionenpublikum in einer Talkshow dessen Corona-Politik kritisierte. Als im April der CDU-Vorstand einen Abend lang darüber stritt, wer Kanzlerkandidat werden solle, schwieg Merkel dröhnend. Auch aus der Endphase des Wahlkampfs hielt Merkel sich bis zum Samstag fast vollständig heraus. Sie belässt es bei der Teilnahme an der Auftakt- und der Schlusskundgebung. In der CDU würde man sich über mehr Engagement freuen, aber danach sieht es nicht aus.

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