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#Machtdemonstration des Chefkritikers

„Machtdemonstration des Chefkritikers“

„Ausgerechnet Zeidler“, dürfte der ein oder andere Ruder-Funktionär am Sonntagnachmittag gedacht haben, als sich die Erleichterung über den WM-Titel des Münchners im Einer im tschechischen Račice gelegt hatte.

Ausgerechnet Zeidler, der Chefkritiker des Deutschen Ruderverbandes („katastrophaler Zustand“), seines Personals („haben niemanden, der Ahnung vom Leistungssport hat“) und des vermeintlich ungenügenden Leistungsethos („Debakel“) war es also, der die unter Beschuss geratene Verbandsflotte davor bewahrte, zum ersten Mal ohne eine einzige Medaille in einer der 14 olympischen Bootsklassen von einer Weltmeisterschaft abzureisen.

Nächste Spitze gegen den Verband

Vor Beginn des Rennens war unklar gewesen, welchem der sechs Athleten, die sich am Freitag für das Finale qualifiziert hatten, die Favoritenrolle gebührte: dem Europameister Mevin Twellaar aus den Niederlanden, dem griechischen Olympiasieger von Tokio, Stefanos Ntouskos, oder doch dem deutschen Titelverteidiger von 2019, Oliver Zeidler?

Sieben Wochen zuvor bei der EM in München hatte der Athlet noch eine bittere Niederlage hinnehmen müssen: Auf seiner Heimstrecke in Oberschleißheim brach er kurz vor der Ziellinie ein und beendete das Rennen auf dem vierten Platz. Zeidler betrieb anschließend Ursachenforschung: „Ein Lungenarzt hat mir gesagt, dass das eine typische Nachwirkung einer Corona-Infektion gewesen ist. In den letzten fünf Wochen bin ich daraufhin von Arzttermin zu Arzttermin gerannt, um fit für die WM zu sein.“

Das Rennen scheint sich gelohnt zu haben. Zeidler konnte nicht nur seinen Sonnenplatz an der Weltspitze verteidigen, das Finale geriet zu einer Machtdemonstration. Von Beginn an lag der Weltmeister von 2019 in Führung, fuhr zeitweise eineinhalb Bootslängen vor der Konkurrenz. Als der Niederländer Melvin Twellaar im letzten Viertel noch einmal den Versuch eines Angriffs andeutete und dem pessimistischen Beobachter ein Déjà-vu wie in München schwante, behielt Zeidler die Kontrolle. Er hielt den Zweitplatzierten auf Distanz. Von den Klängen der „Oli! Oli!“-Rufe auf der Zuschauertribüne ließ er sich anschließend nicht beeindrucken. „Mein bestes Rennen war das heute gar nicht. Da geht noch was im nächsten Jahr“, sagte er. Dann steht die Qualifikation für Olympia 2024 an.

Auf der Tribüne saß auch Zeidlers Familie. Aufgefallen war der Sohn schon durch, dass er erst eine andere Sportart wählte: das Schwimmen. Obwohl er aus einer Ruder-Dynastie stammt. Großvater Hans-Johann wurde 1972 Olympiasieger, Vater Heino trainiert seinen Sohn bis heute.

Und so konnte Zeidlers Lob für seinen Trainer nach dem Wettkampf nur schwerlich anders denn als weitere Spitze gegen den eigenen Verband gedeutet werden: „Dieser Erfolg zeigt, dass mein Vater und ich professionelle Arbeit machen, obwohl wir nicht an einem Bundesstützpunkt sind und er nicht Bundestrainer ist.“

Die Goldmedaille von Zeidler, der im April vom Ingolstädter Donau-Ruder-Club zu Germania Frankfurt an den Main gewechselt war, ist für den DRV nicht mehr als die dekorative Kirsche auf einem ungenießbaren Diät-Kuchen. Die Ausbeute der deutschen Mannschaft, die nur in zwei der 14 olympischen Finals vertreten war, blieb mit einer Goldmedaille, ein Mal Silber (Para-Mixed-Vierer mit Steuerfrau) und drei Mal Bronze (Paul Umbach im Para-Einer, Leichtgewichts-Zweier Frauen und Leichtgewichts-Doppelvierer Männer) insgesamt mager.

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