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#Neue Abgeordnete sorgen für frischen Wind im Bundestag

Neue Abgeordnete sorgen für frischen Wind im Bundestag

Nun ist der bekennende Macho Wolfgang Kubicki im Präsidium des Bundestags allein unter Frauen. Und dann hat ihn die neue Präsidentin des Bundestags, Bärbel Bas, auch noch übergangen. Als sie die Vizekandidaten aufzählte, nannte sie Aydan Özoguz von der SPD, Yvonne Magwas von der CDU, Claudia Roth von den Grünen, Petra Pau von den Linken – und vergaß kurz den Mann von der FDP.

Halb zerknirscht, halb scherzend entschuldigte sie sich und sorgte für Gelächter unter der Kuppel. Ist ja auch irgendwie schräg: Michael, Thomas und Christian sind die häufigsten Vornamen im männlich dominierten Bundestag. Und plötzlich gleicht das Präsidium einem Gruppenbild mit Herrn. Und der lacht auch noch mit. Kann es denn sein, dass die „Zeitenwende“, die Bas in ihrer Antrittsrede beschworen hat, so heiter daherkommt?

Es ging jedenfalls nicht von selbst. Die SPD brauchte etwas Anlauf, um sich nicht als Bande von Heuchlern zu blamieren, einerseits mit einem Feministen als zukünftigem Kanzler, andererseits mit lauter Männern in den wichtigen Ämtern. Gerade noch rechtzeitig einigte man sich auf die Gesundheitspolitikerin aus der zweiten Reihe. Bärbel wer?, fragten viele hämisch. Ganz so, als stünde schon vorher fest: Die kann es doch eh nicht.

Mehr Junge, mehr Frauen, mehr Migrationsgeschichten

Bas ist allerdings ganz gewiss keine Frau, die nur dank ihres Geschlechts nach oben kommt, sondern eher ein hell leuchtender Stern am Himmel der Leistungsgesellschaft. Nach der Hauptschule fand sie keinen Ausbildungsplatz, lernte erst mal Schweißen, arbeitete sich beharrlich bei der Duisburger Verkehrsgesellschaft hoch, stieg parallel in der SPD auf, und all das, ohne viel Aufhebens um sich zu machen.

Als sie nun im Reichstag vor die Abgeordneten trat, war schnell klar, dass sie es kann. Ruhig und bestimmt sprach sie, mit jener Würde, die das Amt erfordert, und jenem eigenen Charakter, den es erlaubt. Wortmeldungen der AfD parierte sie gelassen, Zwischenrufe aus dem Plenum mit Humor. Sie sprach wie eine, die nicht vergessen hat, wo sie herkommt, rief die Abgeordneten zu einer verständlichen Sprache auf und mahnte, nicht nur den Schreihälsen zuzuhören, sondern auch jenen, die stumm an Demos vorbeigehen, weil sie mit ihrem Alltag schon genug zu kämpfen haben.

Das neue Präsidium des Bundestags


Das neue Präsidium des Bundestags
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Bild: dpa

Dass es nun eine Frau ist, die vorne sitzt, sollte eigentlich nicht bemerkenswert sein. Ist es aber, gab es schließlich 23 Jahre lang nicht. So wie überhaupt auffällt, dass etwas weniger Silberrücken in dunklen Anzügen in den Reihen sitzen und mehr Jungvolk, mehr Frauen, mehr Kinder und Enkel von Einwanderern. „Eine Chance für uns alle“ sei diese Vielfalt im Parlament, sagte Bas.

Prinzipien allein reichen nicht

Das klang schon etwas anders als Wolfgang Schäuble. Der hatte in seiner Abschiedsrede gemahnt, Repräsentation nicht mit Repräsentativität zu verwechseln. Soll heißen: Nicht auf die Person komme es an, sondern auf die Politik.

Es stimmt ja: Der Bundestag kann nie ein exaktes Spiegelbild der Gesellschaft sein. Und wer nur noch Partikularinteressen sieht, verliert das Gemeinwohl aus dem Blick. Es ist der Anspruch von Volksvertretern, allen Gehör zu schenken. Doch weil das den Politikern nicht immer gelungen ist, wurden die Rufe nach Sichtbarkeit überhaupt erst so laut.

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Bas hat deshalb guten Grund zu hoffen, dass dieses neue Parlament verloren gegangenes Vertrauen wiedergewinnen kann. Weil die Versicherung eben manchmal nicht reicht, dass schon an alle gedacht werde. Weil jene, die bisher übergangen wurden, mit den eigenen Augen sehen wollen, dass auch Leute wie sie mitreden dürfen. Prinzipien allein reichen nicht, sie müssen auch mit Leben gefüllt werden.

Schäuble mit Sorge, Bas mit Zuversicht

Auch im neuen Bundestag sieht es noch lange nicht so aus wie da draußen, wo ja bekanntlich die Hälfte aller Menschen Frauen sind und nicht nur ein Drittel. Es gibt noch viel zu tun. Nicht, weil Parität ein Selbstzweck ist, sondern Ausdruck von gleichen Chancen für alle.

Es waren verschiedene Akzente, die der Vorgänger Schäuble und die Nachfolgerin Bas in ihren Reden gesetzt haben. Widersprochen haben sie sich nicht. Und weil eben beide recht haben, der scheidende Präsident mit seiner Sorge um den Zusammenhalt und die jetzige Präsidentin mit ihrer Hoffnung in die Neuen, war das irgendwie rührend: wie respektvoll dieser Machtwechsel vonstattenging.

So reibungslos ging das freilich nicht überall. Ein Mann von der CDU, der sein Mandat bei der Wahl verloren hatte, befand auf Twitter: „Es nervt irgendwie. Mehr Frauen hier, mehr Frauen in Vorstände, paritätisch besetzte Kabinette usw.“ Für seinen Wahlkreis sitzt nun eine Frau von der SPD im Bundestag.

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