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#Nicht auf dem Titel

Nicht auf dem Titel

In den vergangenen zwölf Monaten verging kein Tag ohne Corona-Berichterstattung. Das liegt sicherlich nicht daran, dass Journalisten nicht mehr wissen, worüber sie sonst schreiben sollen, sondern an der Tatsache, dass die Pandemie ein Thema ist, das jeden einzelnen täglich in seinem persönlichen und beruflichen Leben berührt. Dieser Corona-Omnipräsenz ist es geschuldet, dass andere Themen wenig bis keine mediale Aufmerksamkeit bekommen, oder, wie es die medienkritische NGO „Initiative Nachrichtenaufklärung“ (INA) formuliert, „vergessen“ werden.

Die Top Ten dieser vergessenen Nachrichten werden jährlich von der INA in Zusammenarbeit mit dem Deutschlandfunk gekürt. Hierfür werden Vorschläge aus der Bevölkerung gesammelt, die dann von Rechercheteams geprüft und einer Jury aus Wissenschaftlern und Journalisten vorgelegt werden. Gemessen an der medialen Abdeckung dieser Themen und ihrer gesamtgesellschaftlichen Relevanz, die zu evaluieren gar nicht so einfach sein dürfte, wird das Ranking schließlich aufgestellt.

Dieses Jahr auf Platz eins: die Novellierung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes der Bundesregierung, mit dem schnell und effektiv gegen Hasskriminalität und -rede im Internet vorgegangen werden soll. Verabschiedet wurde das Gesetz mit dem sperrigen Namen schon 2017. Weil es aber, wie man auf Social Media schnell merkt, immer noch großen Handlungsbedarf gibt, hat die Bundesregierung im Frühjahr 2020 Novellierungen angekündigt. Diskussionen über das Gesetz würden, so die INA, trotz steigender Nutzerzahlen immer noch ausschließlich in Fachkreisen geführt.

Das mag zwar an der medialen Unterrepräsentation liegen, vermutlich aber auch an dem für den normalen Internetnutzer kryptischen Namen des Gesetzes. Auf der Liste der INA folgt das geplante, und wegen Corona abgebrochene, Nato-Großmanöver „Defender 2020“. Vielleicht wäre mehr über diese militärische Operation berichtet worden, hätte sie in vollem Umfang stattfinden können. Auf Platz drei landet die mangelhafte Schulung von Ärzten und Hebammen für den Umgang mit Gewalt in der Schwangerschaft, gefolgt vom Armutsrisiko bei Menschen zwischen achtzehn und fünfundzwanzig Jahren und weiteren gesellschaftspolitischen Themen.

Dass all diese Themen relevant sind, steht außer Frage. Ob defizitäre Berichterstattung aber gemessen und in ein Ranking verpackt werden kann und muss, lässt sich diskutieren. Schon die gesamtgesellschaftliche Relevanz, die als Parameter angeführt wird, ist ja kaum zu ermitteln. Die Bevölkerung wird zwar ausdrücklich um die Einsendung von Themenvorschlägen gebeten, am Ende ist es dann aber eine Expertenjury, die sich für einen „Gewinner“ entscheidet. Die medialen Bedürfnisse der Allgemeinheit werden so nicht abgebildet. Aber vielleicht ist das auch gar nicht das Ziel des Rankings.

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