#Noch nicht mal ein Lüftchen für die Linke

Für die Linke ist ihr Abschneiden, laut Hochrechnungen elf Prozent, ein Desaster. Entsprechend spricht Parteichefin Janine Wissler am Wahlabend von einem „enttäuschenden Ergebnis“. Von einer Niederlage spricht auch Dietmar Bartsch, der mit Wissler den Bundestagswahlkampf anführt. Nur Ko-Parteichefin Susanne Hennig-Wellsow schlägt andere Töne an. In der ARD spricht sie von einer Mehrheit für eine „rechte Gesellschaft“. Auf Twitter äußert sie, mehr als sechzig Prozent hätten „rechte Parteien“ gewählt. Sie setzt damit CDU und AfD gleich. Erstaunlich für eine Politikerin, die in Thüringen ein Tolerierungsabkommen mit der CDU ausgehandelt hat.

Die Enttäuschung in der Linken ist jedenfalls groß. Denn die Partei hatte sich von der Wahl frischen Wind für den Bund erhofft. Zweistellig soll das Ergebnis im Herbst werden. Die Umfragen nähern sich aber eher der Fünfprozenthürde an, weil die Partei in Ostdeutschland so schwach ist. Die Wahlen in Sachsen und Brandenburg 2019 waren mit nur gut zehn Prozent ein erster Tiefpunkt.

Kein Slogan zündete

In Sachsen-Anhalt holte die Linke vor acht Jahren 23,7 Prozent, vor vier Jahren noch 16,3 Prozent. Nun hatte die Linke es mit einer Zuspitzung versucht, die auf die mangelnde Repräsentanz Ostdeutscher in Führungspositionen abzielte. „Nehmt den Wessis das Kommando“ lautete ein Wahlkampfslogan. Gezündet hat er indes kaum.

Der jüngste Angriff von Bartsch auf Grünen-Chef Robert Habeck wegen des Tragens eines militärischen Schutzhelms beim Besuch in der Ostukraine zeugt von Nervosität. Bartsch hatte getwittert: „Sich als deutscher Parteichef mit Stahlhelm in der Nähe der russischen Grenze ablichten zu lassen ist angesichts unserer Geschichte unangemessen, für einen Grünen-Parteichef geradezu grotesk.“ Das fanden selbst manche in der Linken-Führung unangebracht.