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#Wie Mitteleuropa der Ukraine Waffen lieferte

„Wie Mitteleuropa der Ukraine Waffen lieferte“

Es dämmerte schon, als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit der slowakischen Präsidentin Zuzana Čaputová am Mittwochabend die Staffeln der Flugabwehrraketen „Patriot“ besuchte, die seit einigen Wochen dafür sorgen sollen, dass der Himmel über der Slowakei frei von Eindringlingen bleibt. Das kleine Land hat eine 100 Kilometer lange gemeinsame Grenze mit der Ukraine und hat mit den bedrängten Nachbarn Solidarität in jeder Hinsicht geübt. Mehr als 360.000 Flüchtlinge sind bisher in dem Land mit rund 5,5 Millionen Einwohnern angekommen. Die Slowakei gehörte auch rasch zu denen, die den Ukrainern Waffenhilfe leisteten. So überließ das Land der Ukraine sein Luftabwehrsystem S-300.

Gerhard Gnauck

Politischer Korrespondent für Polen, die Ukraine, Estland, Lettland und Litauen mit Sitz in Warschau.

Dafür sprangen Deutsche und Niederländer mit modernen „Patriot“-Systemen ein. Drei Staffeln, zwei aus Norddeutschland mit derzeit 240 Soldaten, eine aus den Niederlanden, sind seit März in Sliač in der Mittelslowakei als Teil einer NATO-Battlegroup stationiert. Die Slowakei hilft der Ukraine, die Verbündeten helfen der Slowakei. Die Präsidenten Steinmeier und Čaputová kamen also gemeinsam zu Besuch. „In der Not kannst du erkennen, wer dein Freund ist“, hatte die slowakische Präsidentin zuvor gesagt.

Čaputová kündigte an, ihr Land könne der Ukraine auch mit schwerer Artillerie aushelfen – dem System „Zuzana“. Das ist ein leicht gepanzertes Radfahrzeug aus slowakischer Produktion, das mit einer 155-Millimeter-Kanone ausgestattet ist, dem gleichen Kaliber wie bei der deutschen Panzerhaubitze 2000 und bei amerikanischen Geschützen, die an die Ukraine gegangen sind.

Erste Panzerlieferung aus Tschechischer Republik

Schon vor rund drei Wochen hat die Regierung in Pressburg (Bratislava) mitgeteilt, dass mit der Ukraine über die „Zuzana“-Haubitze verhandelt werde. Bereits geliefert hat sie das Luftabwehrsystem. Das System aus sowjetischer Produktion war, wie Präsidentin Čaputová sagte, ein „Geschenk“ an Kiew – wobei Voraussetzung dafür war, dass die Vereinigten Staaten als Ersatz die Lieferung von Patriot-Systemen zusagten und vorerst die NATO-Verbündeten den Luftraum sichern. Die Lieferung des S-300-Systems fand zunächst unter strenger Geheimhaltung statt. Am 12. April verschickte die slowakische Regierung eine Mitteilung, in der russische Meldungen über eine umgehende Zerstörung der Batterien als „Lüge“ zurückgewiesen wurden.

Ebenfalls als Geheimsache verlief die Lieferung von Panzern aus der Tschechischen Republik, dem ersten NATO-Staat, welcher der Ukraine Panzer zur Verfügung stellte. Die Rede ist von einem bis „mehreren Dutzend“ des einst im Warschauer Pakt verbreitetsten Kampfpanzers T-72 in modernisierten Ausführungen. Laut tschechischen Medienberichten wurden außerdem Dana-Haubitzen, amphibische Schützen-Radpanzer der Typen BTR und BRDM sowie RM-70-Raketenwerfer aus tschechischen Beständen an die Ukraine abgegeben. Offiziell ist das alles immer noch nicht bestätigt worden – wohl aber teilte das Verteidigungsministerium in Prag inzwischen mit, dass mit der Ukraine ein Abkommen über die Wartung und Reparatur von Gefechtsfahrzeugen durch tschechische Firmen abgeschlossen worden sei.

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Wie viele Fahrzeuge gemäß dem Vertrag repariert werden sollen und wo das geschehen soll, ging aus der Mitteilung nicht hervor. Doch sprach die tschechische Verteidigungsministerin Jana Černochová ausdrücklich auch von Fahrzeugen, die in den Kämpfen beschädigt worden sind. Eine offizielle Note Moskaus, dass Prag nicht gestattet werde, Waffen aus sowjetischer Herkunft ohne Erlaubnis weiterzugeben, wurde als „Unsinn“ zurückgewiesen. Es gebe keine solche Klausel, sagte Außenminister Jan Lipavský.

Anglo-amerikanische Panzerhilfe für Warschau

Polen hilft dem Nachbarland ebenfalls mit Waffen. Die Regierung in Warschau zieht es jedoch vor, die Details nicht an die große Glocke zu hängen, mit Rücksicht auf die Sicherheit „unserer ukrainischen Freunde“, wie es heißt, und vermutlich auch, um die angespannten Beziehungen zu Moskau nicht weiter zu belasten. In dieser Woche sagte Ministerpräsident Mateusz Morawiecki, man habe „aus unseren Beständen entnommene Bewaffnung“ im Wert von sieben Milliarden Złoty (etwa 1,5 Milliarden Euro) geliefert.

Dann wurde Morawiecki auf eine Aussage des britischen Premiers Boris Johnson angesprochen, der gesagt hatte, London und Warschau könnten einen Panzer-Ringtausch zugunsten Kiews beginnen. Konkrete Frage: „Hat oder wird Polen Panzer liefern?“ Der Regierungschef antwortete nur mit „Ja“. Mehr werde er jetzt nicht sagen. Polens Unabhängigkeit „wird jetzt 500 Kilometer weiter östlich verteidigt“, in der Ukraine.

Der gewichtigste Beitrag könnten dabei die T-72-Panzer sein. Polen hat davon 329 Stück; das wären etwa 40 Prozent seiner Kampfpanzer. Johnson hatte gesagt, London könne Warschau Panzer des Typs Challenger überlassen. Doch Polen hatte schon lange vor dem Krieg einen Kauf von Panzern aus Amerika anvisiert. Außer Panzern hat Polen Gewehre, schultergestützte Flugabwehrraketen, leichte Granatwerfer und große Mengen an Munition geliefert. Der Vorstoß vom März, als Warschau der Ukraine seine Kampfflugzeuge sowjetischer Bauart (MiG-29) überlassen wollte, doch dann mangels Zustimmung in der NATO einen Rückzieher machte, ist derzeit nicht auf der Tagesordnung.

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